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Lesley Pearse

Lesley Pearse

Titel: Lesley Pearse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo das Gluck zu Hause ist
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sich Matildas Inneres angesichts der Gefahren, denen ihre Freunde während der langen Reise ausgesetzt sein würden.
    Matilda weinte, als sie später Sidneys Päckchen öffnete. Es waren sechs Cent, eingewickelt in ein spitzenbesetztes Taschentuch, und jede einzelne Münze war auf Hochglanz poliert. Die beiliegende Notiz war kurz, aber auf bestimmte Weise sagte sie alles Nötige.
    Hier sind die sechs Cent, die du mir damals gegeben hast. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, dass du mich von diesem Ort fortbringen würdest, sonst hätte ich sie nicht genommen. Für immer dein,
    Sidney.

12. K APITEL
    L ilys Wehen begannen am sechsundzwanzigsten April, etwa eine Stunde nachdem Giles das Haus verlassen hatte, um ein paar umliegende Farmen zu besuchen. Sie war im Garten und sammelte frisch gelegte Eier ein, als sie die erste Wehe spürte und sich überrascht auf einen umgedrehten Eimer setzte.
    Matilda fütterte mit Tabitha die Hühner, aber als sie Lilys Gesichtsausdruck und die Art und Weise sah, wie sie ihren Bauch hielt, erriet sie sofort, was los war, und lief zu ihr hinüber.
    »Mach kein Theater«, flüsterte Lily. »Es wird noch Stunden dauern. Sag nichts zu Tabitha, sonst hört sie nicht auf, Fragen zu stellen, und wird nicht zur Schule gehen wollen.«
    Drei Stunden später, Tabitha war zum Glück in der Schule, stellten sich die Schmerzen bereits alle zwei Minuten ein, doch Lily wirkte gelassen und lief im Haus auf und ab, wobei sie nur stehen blieb und sich auf einen Stuhl oder die Tischkante stützte, wenn eine weitere Wehe kam. Matilda wollte den Arzt rufen, aber Lily lehnte es ab.
    »Er wird jetzt nicht da sein, sondern Patienten besuchen. Ich bin nicht krank, und was könnte er hier schon ausrichten? Er würde sich wieder verabschieden und wiederkehren, wenn die Geburt näher bevorsteht.«
    Später kam Tabitha wieder nach Hause, und Lily versuchte zu verbergen, dass sie nun wirklich Schmerzen hatte. Bald jedoch war sie gezwungen, sich ins Bett zu legen. Matilda half ihr beim Entkleiden und zog ihr ein Nachthemd an. Sie traf auch die ersten Vorkehrungen und legte eine Gummimatte unter das oberste Laken.
    »Ich wünschte, Giles würde nach Hause kommen«, bemerkte Lily sehnsüchtig, als Matilda ihr gerade den Rücken massierte. »Wenigstens könnte er Tabitha davon abhalten, hereinzukommen und Fragen zu stellen.«
    Matilda ging in die Küche, erklärte dem Kind, dass seine Mutter jetzt ein wenig Ruhe brauchte, und schickte Tabitha zu ihrer Freundin auf der Main Street spielen. Doch als sie Lily vor Schmerzen aufschreien hörte, beschloss sie sofort, dass etwas geschehen musste. Sie nahm Tabitha mit sich, um Dr. Treagar aufzusuchen.
    »Ich weiß nicht, wann er zurückkommen wird«, erklärte Mrs. Treagar und sah sehr besorgt aus. »Er hatte eine Reihe von Hausbesuchen zu machen. Ich werde ihn zu Mrs. Milson schicken, sobald er wieder hier ist. Gehen Sie doch in der Zwischenzeit zu Mrs. Van Buren, sie ist eine hervorragende Hebamme.«
    Matildas Herz sank bei diesem Vorschlag. Lily mochte die Holländerin nicht und fand sie grob, laut und zu sehr von sich eingenommen.
    Sie brachte Tabitha zum Haus ihrer Freundin Ruth und erklärte die Situation. Ruths Mutter bot an, das Mädchen über Nacht bei sich zu behalten. »Mrs. Van Buren hat alle meine Kinder zur Welt gebracht«, antwortete sie, als Matilda sie fragte, ob sie die Hebamme rufen sollte. »Sie mag ein wenig grimmig erscheinen, aber sie weiß genau, was sie tut. Mrs. Milson wird bei ihr in guten Händen sein.«
    Gegen acht Uhr abends war Matilda vor Angst außer sich. Giles war immer noch nicht heimgekehrt, auch der Doktor war bislang nicht erschienen, und Mrs. Van Buren hatte ihr den Zugang zum Schlafzimmer verboten, weil sie meinte, eine Geburt sei nichts für die Augen einer unverheirateten Frau.
    Alles, was Matilda tun konnte, war, in der Küche zu warten, wobei sich ihr Magen bei jedem von Lilys Schreien verkrampfte. Sie ahnte, dass es schlimm um sie stand, denn Lily würde niemals grundlos vor einem Fremden eine Szene machen – die Schmerzen mussten fürchterlich sein. Mrs. Van Buren war nicht gerade eine verständnisvolle Frau. Immer wieder hörte Matilda sie Lily befehlen, dass sie sich zusammenreißen sollte.
    »Matty!« Der plötzliche, qualvolle Schrei aus dem Schlafzimmer ließ Matilda aufspringen und zu Lily eilen.
    »Ich habe Ihnen gesagt, dass Sie draußen bleiben sollen«, schimpfte die Hebamme und versuchte, sie am Eintreten zu

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