Lesley Pearse
sie die viele Arbeit der vergangenen zwei Monate auf ihren Schultern getragen hatte, ohne sich zu beschweren. Sie war immer freundlich zu den Kindern gewesen, auch wenn sie sich unmöglich verhalten hatten. Jetzt erst sah er, wie ausgezehrt Matty war.
»Heute wird nicht mehr gearbeitet«, entschied er. »Wir werden uns stattdessen hinsetzen und Pläne für unsere Hochzeit schmieden. Aber zuerst musst du mir einen Kuss geben, Matty. Ich kann dir zwar nicht versprechen, dass er dir neues Leben einhauchen wird, aber mir wird er in jedem Falle gut tun.«
Dieser Kuss war der süßeste, den sie jemals getauscht hatten, und ließ sie all die Prüfungen der vergangenen Monate vergessen. Sie hielten sich fest, und das Verlangen, das sie so lange Zeit unterdrückt hatten, überwältigte sie. Giles hob sie in seine Arme und trug sie zum Schlafzimmer.
»Wir sollten das nicht tun«, protestierte Matilda schwach, obwohl sie wusste, dass sie ihm nicht würde widerstehen können.
»Doch, das sollten wir«, flüsterte Giles. Seine Lippen liebkosten ihre Stirn, während er sie die Treppen hochtrug. »Wir werden in ein paar Wochen verheiratet sein, aber wir brauchen einander jetzt.«
Es war sogar noch besser als beim ersten Mal, denn damals waren sie wild und unbezähmbar wie der Sturm selbst gewesen; heute liebten sie sich langsam und zärtlich. Damals hatten sie in der Dunkelheit miteinander geschlafen, ihre Hände hatten sich lediglich von den Seufzern des anderen führen lassen, aber jetzt, im Tageslicht, erkundete Giles jeden Zentimeter ihres Körpers und küsste sie an den intimsten Stellen. Matilda errötete und schloss die Augen, doch es war so wunderbar, dass sie ihn nicht aufhalten konnte.
Sie wollte genauso sehr wie er, dass er in sie eindrang, und diesmal schmerzte es nicht mehr. Während sie Giles’ Rücken leidenschaftlich umschloss, fragte sie sich flüchtig, ob sie wohl eine verruchte Frau war, weil die körperliche Liebe ihr solche Freude bereitete.
Doch dann, gerade als sie glaubte, es könnte wirklich nicht mehr schöner werden, geschah etwas in ihrem Körper. Es war, als würde ein Teil ihres Innern anschwellen. Ihr wurde immer heißer und heißer, und sie spürte Giles so intensiv, dass sie glaubte, sie müsste vor Freude sterben. Das Gefühl durchfloss ihren gesamten Körper und ließ sie alles andere vollkommen vergessen.
Tränen standen in Giles’ Augen, als sie schließlich eng umschlungen nebeneinander lagen, und ein süßes Gefühl der Betäubung umgab sie. »Diese letzten Wochen haben mich erkennen lassen, wie sehr ich dich liebe«, flüsterte er. »Ich kann gar nicht ausdrücken, wie schrecklich es war, dich so sehr zu wollen und dich doch nicht berühren zu dürfen.«
»Für mich war es ebenso«, gestand sie und vergrub ihr Gesicht in seinem Nacken, während sie seinen Geruch in sich aufsog. »Manchmal habe ich gedacht, ich würde wahnsinnig werden. Wage es also ja nicht, mich jemals zu verlassen.«
»Wie könnte ich?« Er lachte sanft. »Ich bin an dich gefesselt, mit Körper, Herz und Seele. Aber schlaf jetzt, mein Liebling, wir schmieden die Hochzeitspläne später.«
Matilda erwachte erst, als sie Tabithas Stimme in der Küche hörte. Sie fuhr erschrocken hoch und dachte zuerst, das Kind wäre gerade aus der Schule gekommen und würde sie beide überraschen. Aber sie lag allein im Bett, Giles’ Gelächter schallte aus der Küche herauf. Außerdem trug sie plötzlich ein Nachthemd, und ihr Kleid, das Giles ihr so hastig vom Leib gerissen hatte, lag ordentlich gefaltet auf dem Stuhl. Sie war offenbar so fest eingeschlafen, dass sie nicht bemerkt hatte, wie Giles gegangen war.
Die Tür öffnete sich, und Tabitha schaute ins Zimmer. »Fühlst du dich besser, Matty?«, fragte sie. Ihre Augen waren voller Sorge. »Papa hat gesagt, du seist sehr müde. Ich durfte dich nicht wecken, als ich aus der Schule kam. Wir haben gebratenes Hühnchen zum Abendessen zubereitet, und wir sind fast fertig mit Kochen. Möchtest du mit uns essen?«
»Sehr gern«, antwortete Matilda. Sie war plötzlich schrecklich hungrig. »Ihr habt wirklich ganz allein das Hühnchen zubereitet?«
Tabitha kam in den Raum gelaufen und sprang auf ihr Bett. »Papa hat gesagt, wir müssen lernen, mehr Dinge selbst zu machen, damit du es nicht mehr so schwer hast. Er meinte, du hättest in den letzten Monaten wie eine Feldarbeiterin geschuftet.«
Matilda lächelte. Sie fühlte sich viel besser. Die Müdigkeit, die seit so langer
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