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Lesley Pearse

Lesley Pearse

Titel: Lesley Pearse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo das Gluck zu Hause ist
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wurde, kehrten sie ebenfalls nach San Francisco zurück. Darauf basierte der gesamte Reichtum der Stadt, und dies war auch der Grund, warum niemand sich beeilte, das Chaos und das Durcheinander zu beseitigen oder ordentliche Verhältnisse zu schaffen. Gold war das einzige Exportgut. Alles, was die stetig wachsende Bevölkerung benötigte – Lebensmittel, Getränke, Kleidung, Ausrüstung und Gerätschaften –, wurde importiert und mit einer riesigen Gewinnspanne verkauft.
    James Russell war wirklich scharfsinnig gewesen, als er vorhergesagt hatte, dass die klugen Menschen nicht auf Goldsuche gehen würden. Täglich sah sie Kasino-Besitzer, Restaurantbetreiber, Bauleute und Fischer mit ihren Geldbündeln umherlaufen. Und sie fragte sich, was sie selbst in dieser Stadt anbieten könnte, woran noch keiner gedacht hatte.
    Am Abend kehrte Matilda in das Haus auf der Montgomery Street zurück. Als jedoch nicht Maria, sondern Alicia ihr mit geröteten Augen die Tür öffnete, erriet sie sofort, dass die Dienerin fortgelaufen war. Matilda war nicht sonderlich überrascht, denn sie hatte oft erlebt, wie Alicia das Mädchen grob zurechtgewiesen hatte. Außerdem war Marias Gesicht oft voller Striemen gewesen.
    »Ich bin so froh, dass Sie nach Hause gekommen sind. Maria hat mich verlassen«, platzte Alicia heraus und brach aufs Neue in Tränen aus. »Ich weiß nicht, was ich unternehmen soll. In dieser Stadt findet man einfach keine neuen Dienstmädchen.«
    Innerlich seufzte Matilda auf. Alicia war dumm, eitel und selbstgerecht. Aber sie erinnerte sich daran, dass sie in einer Absteige hätte schlafen müssen, wenn Henry sie nicht aufgenommen hätte. Sie fühlte sich verpflichtet, seine Frau zu trösten und aufzurichten.
    »Wie furchtbar«, murmelte sie, legte ihren Arm um die Frau, führte sie ins Wohnzimmer und begleitete sie zu einem Sofa. Matilda goss ihr einen Brandy ein und setzte sich an ihre Seite.
    Als Alicia schluchzend erklärte, wie gut sie das Mädchen behandelt hätten, indem sie ihr Essen für ihre Eltern gegeben hatten, alte Kleidung und sogar ab und zu einen ganzen freien Tag, musste Matilda sich auf die Zunge beißen, um Alicia ihre Arroganz nicht vorzuhalten. Stattdessen bemerkte sie, das Mädchen habe vielleicht ein besseres Angebot bekommen.
    Plötzlich richtete sich Alicia kerzengerade auf und putzte sich die Nase. »Ich kenne alle Leute von Stand in dieser Stadt«, behauptete sie steif. »Keiner würde sich herablassen, einem anderen die Dienerin abzuwerben. So etwas gehört sich einfach nicht.«
    »Nun ja, vielleicht übt sie jetzt einen anderen Beruf aus!«
    »Aber was könnte sie tun? Sie spricht nicht einmal gut Englisch«, schnappte Alicia entrüstet. »Irgendwie ist mir die Sache nicht ganz geheuer. Als ich ihr sagte, wie dumm sie sei, unser Haus zu verlassen, murmelte sie etwas in dem Sinne, dass sie woanders für dieselbe Arbeit das Zehnfache verdienen könnte. Wissen Sie, Mrs. Jennings, ich habe ihr vier Dollar in der Woche gezahlt. Keiner würde für eine Bedienstete mehr zahlen.«
    Das war wirklich ein guter Lohn. Matilda hatte früher nur zwei Dollar im Monat bekommen. Allerdings war in dieser Stadt alles überteuert.
    »Sie hat sogar schlecht über Mr. Slocum geredet«, fuhr sie fort. »Sie meinte, er wäre ein gemeiner Mann und hätte ihr nicht gegeben, was er versprochen hatte. Ich habe versucht herauszufinden, was das war, aber sie gab vor, mich nicht zu verstehen. Was halten Sie davon?«
    Matilda zögerte. Dies erinnerte sie an die Beschwerden der Blumenmädchen über die Männer in ihrem Leben. »Ich vermute, er hat ihr einen zusätzlichen freien Tag versprochen und es dann vergessen«, flunkerte sie schnell.
    War es möglich, dass Henry das Mädchen verführt hatte? Männer hatten Frauen dieser Sache wegen schon die Sterne vom Himmel versprochen. Es war durchaus plausibel. Henry blieb immer länger auf als Alicia, und Maria hatte unten in einer Kammer hinter der Küche geschlafen. Außerdem war da noch die Bemerkung, dass sie an anderer Stelle für dieselbe Arbeit das Zehnfache verdienen könnte. Vierzig Dollar würde natürlich keiner einem Dienstmädchen zahlen, aber einer Prostituierten ohne weiteres. Wenn Maria sich zusätzlich zu ihrer täglichen Arbeit auch noch dem Willen ihres Herrn hatte hingeben müssen, meinte sie vermutlich, genauso gut zu den Frauen übertreten zu können, die dafür ordentlich entlohnt wurden.
    Matilda war über Henrys Verhalten entsetzt, aber um Maria

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