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Lesley Pearse

Lesley Pearse

Titel: Lesley Pearse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo das Gluck zu Hause ist
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beruhigten Matilda. Dennoch fand sie, es wäre weiser zu gehen, denn wenn in der Stadt bekannt würde, dass sie hier gewesen war, würden die Leute vermutlich glauben, auch sie wäre wie die »Bewohnerinnen« des Hauses. Aber sie wollte noch mit Maria sprechen, und die alte Dame hatte sie in ihren Bann gezogen.
    Vielleicht spürte sie Matildas Unruhe, denn sie berührte sanft ihren Arm. »Sie sind hier sicher. Wir haben noch geschlossen, und es sind keine Männer im Haus. Trinken Sie doch einen Tee mit mir, und dann rufe ich Maria. Ich habe niemals in meinem Leben ein Mädchen verführt, für mich zu arbeiten, und ich werde sicher nicht bei Ihnen damit beginnen.«
    Sie läutete eine kleine Glocke. Eine Tür öffnete sich am anderen Ende des Raumes, und eine große, dünne Schwarze in der Uniform einer Dienerin mitsamt weißer Schürze und Haube betrat den Raum. »Ach, Dolores, würdest du uns ein Tablett mit Tee bringen? Und richte Maria aus, ich möchte sie sprechen.«
    »Wo kommen Sie her?«, erkundigte sich Matilda, nachdem die Dame sie gebeten hatte, Platz zu nehmen. »Sie haben einen interessanten Akzent.«
    »Russland«, erwiderte die Frau lächelnd. »Aber ich wurde als junges Mädchen schon nach England geschickt, und auch in Frankreich habe ich viele Jahre gelebt. Wahrscheinlich verrät mein Akzent alle drei Länder. Ich habe England bereits vor fünfzig Jahren verlassen, doch die Erinnerungen sind geblieben.«
    Matilda schätzte sie auf ungefähr Ende sechzig. Zu gern hätte sie gefragt, warum sie einen Salon eröffnet hatte. »Wir haben uns noch nicht vorgestellt. Ich bin Matilda Jennings.«
    »Comtesse Alexandra Petroika. Ich bin denen, die mich fürchten, als ›Die russische Dame‹ bekannt. Die, die mich verehren, nennen mich ›Die Comtesse‹. Meine Mädchen rufen mich Miss Zandra.«
    Maria betrat den Raum. Als sie Matilda erblickte, wollte sie erschrocken fortlaufen. »Hab keine Angst. Ich bin nicht von Mrs. Slocum geschickt worden«, versicherte Matilda ihr. Schließlich erklärte sie langsam und mit deutlicher Stimme: »Ich habe mich nur gesorgt. Ich würde gern wissen, warum du deiner Arbeit den Rücken gekehrt hast und hierher gekommen bist. Ich verspreche, Mrs. Slocum nicht zu erzählen, wo du dich aufhältst.«
    Im Hause der Slocums hatte sie Maria nicht eingehend betrachtet, sondern nur ihr hübsches Gesicht unter der gestärkten Haube bemerkt. Doch die Wahrheit war, dass sie mit ihrer goldenen Haut, ihrem üppigem Haar und den großen, ausdrucksvollen Augen unglaublich schön war.
    »Sie schlechte Frau«, antwortete Maria und warf den Kopf zurück. »Immer schlägt mich, Arbeit, Arbeit, Arbeit.«
    Matilda seufzte. Sie konnte sich vorstellen, dass dies der Wahrheit entsprach. »Und Mr. Slocum?«
    »Er nicht böse«, erwiderte sie. »Aber ich sage ihm, er mir fünf Dollar geben, wenn er kommt zu mir, und er sagt: ›Ja, Maria.‹ Dann er aufhören, mir Geld geben, weil er sagt, er liebt mich.«
    Matilda schluckte. Selbst wenn sie bedachte, dass Maria sich kaum in Englisch ausdrücken konnte, gab sie doch eindeutig zu, das Arrangement zwischen sich und Mr. Slocum selbst eingefädelt zu haben. Der Groll in Marias hübschem Gesicht ließ Matilda frösteln.
    »Ich glaube, Mrs. Jennings möchte wissen, ob du gern hier arbeitest«, sagte die Comtesse.
    Marias Lippen weiteten sich zu einem Lächeln. »Oh ja. Gutes Essen und nicht harte Arbeit. Ich mag nicht Abwasch. Ich will hübsche Kleider und viel Geld.«
    Die Comtesse nickte, und Maria verließ sofort den Raum, ohne auch nur zu Matilda zurückzublicken.
    Miss Zandra hob eine Augenbraue. »Sind Sie jetzt überzeugt?«, fragte sie, als sie den Tee einschenkte. »Ich bin sicher, dass Sie sich wünschten, sie ausgiebiger befragen zu können, aber ihr schlechtes Englisch macht ein Gespräch mit ihr schwierig. Das wirkliche Mädchen hinter den Worten kennen zu lernen ist kaum möglich.«
    »Ich habe genug gesehen und gehört«, murmelte Matilda traurig.
    Die Comtesse zuckte die Schultern. »Vermutlich glaubten Sie, Mrs. Slocum habe Maria wie eine Sklavin behandelt oder ihr Mann habe ihr seine Aufmerksamkeiten aufgezwungen und Maria sei ihrer Stellung wegen zu Gehorsam verpflichtet gewesen? Sind Sie schockiert, vielleicht sogar verletzt zu erkennen, dass Maria lediglich ein geldgieriges Ding ist?«
    »Ich glaube wirklich, dass Mrs. Slocum zu hart zu dem Mädchen war, aber ich konnte mir das bei ihrem Mann eigentlich nicht vorstellen«, erklärte

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