Lesley Pearse
Haarschopf wurde vom Licht auf der Veranda so angestrahlt, dass er wie eine Fackel leuchtete. Aber es war seine schockierte Miene, die sie plötzlich die witzige Seite der Situation sehen ließ. Seine Augen waren groß und rund, und sein Mund stand weit offen.
Ihr Lachen war anfangs nur ein leises Gekicher, doch langsam schwoll es zu einem unkontrollierbaren, schallenden Gelächter an. Sie rollte über den Boden, hielt sich die Seiten und lachte, bis ihr die Tränen kamen.
»Sie hat den Verstand verloren. Sie hat geflucht und mich geschlagen«, hörte sie Cissy ausrufen. »Was ist los mit ihr, Sid?«
»Keine Ahnung«, antwortete er. »Aber immerhin hat sie dich wieder zum Sprechen gebracht, Cis. Ich vermute, wir sollten sie besser in die Hütte bringen.«
Matilda schwankte zwischen Weinen und Lachen, während die beiden sie in die Mitte nahmen, auf einen Stuhl setzten und verängstigt in ihr Gesicht schauten. Sie brauchte eine Weile, bis sie sprechen konnte.
»Ich hätte dich nicht beschimpfen sollen, Cissy«, meinte sie schließlich. »Und es war fürchterlich von mir, dass ich dich geschlagen habe. Es tut mir wirklich Leid. Aber immerhin scheine ich dich wachgerüttelt zu haben. Du hast zum ersten Mal gezeigt, dass die alte Cissy noch in dir steckt.«
Diesmal war es Sidney, der laut und lange lachen musste. Cissy sah zu den schlafenden Kindern hinüber und legte einen Finger auf den Mund. »Du wirst sie aufwecken, Sid. Hör auf zu lachen, und erklär mir endlich, was so komisch ist.«
In dieser Nacht war Matilda noch viel zu müde, um wirklich daran glauben zu können, dass Cissy wieder zu sich gekommen war. Am nächsten Morgen erwachte sie von einem Geräusch. Als sie ein Auge öffnete und sah, dass Cissy in ihrem Nachthemd mit einem Schal um die Schultern den Ofen reinigte und feuerte, wollte sie kaum ihren Augen trauen.
Sie kletterte aus dem Bett und legte einen Arm um sie. »Wie fühlst du dich heute?«
»Etwas durcheinander«, bekannte sie mit einem Seufzer und legte ihren Kopf auf Matildas Schulter. »Ich weiß, dass John tot und begraben ist. Aber ich kann mich nicht daran erinnern, warum wir beide miteinander gekämpft haben. Worum ging es eigentlich?«
»Ich habe die Geduld verloren«, berichtete Matilda. »Setz dich hin, ich erkläre dir alles.« Cissy lächelte schwach, als ihre Freundin erzählte, was ihren Kampf ausgelöst hatte. Aber als Matilda von der Frustration berichtete, die sie ergriffen hatte, sah Cissy verwirrt aus. »Du meinst, ich war verrückt geworden? Ich habe nicht einmal nach den Kindern gesehen?«
Matilda versuchte, die Sache herunterzuspielen. »Du standest unter Schock, du konntest nichts dafür, Cissy. Lily hat sich damals nach der Fehlgeburt auch so verhalten. Zu ihr bin ich früher genauso grob gewesen.«
»Es ist so leer in meinem Innern«, flüsterte Cissy. »Ich weiß noch, wie Sidney und Bill Wilder mit John auf dem Karren im Haus ankamen. Ich kann mich auch noch daran erinnern, dass der Pfarrer hier war, und später an den Beerdigungsgottesdienst in der Kirche. Aber ich weiß nicht, wie ich nach Hause gekommen bin oder was danach passiert ist. Seit wann bist du denn wieder hier?«
Matilda berichtete ihr ein wenig davon. »Das ist jetzt alles nicht wichtig«, entgegnete sie sanft. »Ich vermute, du warst in einer Art Schlaf gefangen. Aber jetzt bist du ja wieder wach. Die Kinder werden so glücklich sein!«
Cissy erholte sich nicht von einem Tag auf den anderen. Sie war noch oft verwirrt oder weinerlich, doch sie nahm ihr Leben wieder in die eigenen Hände, liebkoste die Kinder, backte Brot, putzte die Hütte und jätete das Unkraut im Gemüsegarten. Manchmal wollte sie über nichts anderes als John reden, an anderen Tagen konnte sie seinen Namen nicht einmal aussprechen. Sie erzählte Matilda manchmal, dass sie sich ein Leben ohne ihn nicht vorstellen konnte, und im nächsten Moment nahm sie es zurück und meinte, sie müsste den Kindern zuliebe weiterleben.
Am Tag, als sie sich endlich nach dem Sägewerk erkundigte, wusste Matilda, dass sie sich wirklich langsam erholte. Schließlich konnte Matilda auch von den Aufträgen aus San Francisco und ihrem Wunsch sprechen, so viele wie möglich auszuführen.
»Aber wie sollen wir das anstellen?«, fragte Cissy. Sie blickte sie überrascht und schockiert zugleich an.
»Das kann ich dir sagen«, erklärte Matilda und erläuterte ihren Plan, den sie in der letzten Woche ausgearbeitet hatte. Sidney hatte ihr erzählt,
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