Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lesley Pearse

Lesley Pearse

Titel: Lesley Pearse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo das Gluck zu Hause ist
Vom Netzwerk:
Simeon Greenstater beschäftigte sich mit einem Bauprojekt in Sacramento, und sogar Henrys Besuche im Unterhaltungspalast waren eher gesellschaftlicher Natur. Doch alle Anteilseigner waren begeistert von den fortlaufend hohen Gewinnen, die ihnen ihre Investition einbrachte. An den meisten Abenden war der Raum voll besetzt, ein großer Teil der Angestellten der ersten Tage arbeitete noch bei ihnen, und – wie Zandra prophezeit hatte – London Lil’s genoss inzwischen eine solche Bekanntheit, dass sich Künstler und Akrobaten von selbst bei ihnen einfanden.
    Die Stadt hatte sich sehr verändert, und die Einwohnerzahl war auf das Vierfache angestiegen. Zelte hatte man durch richtige Häuser ersetzt, und auch die Hafengegend sah anders aus. Der ehemalige Strand war mit Schutt und Steinen vom Telegraph Hill angefüllt worden. Hier hatte man Häuser und neue Straßen gebaut.
    Einige der Wege waren inzwischen gepflastert, Bürgersteige waren gebaut worden, und die dringend notwendige Strukturierung der Stadt hatte sich endlich vollzogen. Rechtsanwaltskanzleien und Banken fanden sich in der Montgomery Street, Kleidung und Kurzwaren konnten die Einwohner in der Sacramento Street kaufen, und die Schlachthöfe hatte man aus dem Zentrum verbannt. Achtzehnhundertfünfzig waren das französische Adelphi Theater und ein chinesisches Theater eröffnet worden. Die Deutschen und die Juden hatten vor kurzer Zeit Schulen eingerichtet, und es gab jetzt auch eine katholische Kirche, St. Francis. Die meisten dieser Veränderungen waren nötig geworden, nachdem die Ehefrauen und Verlobten der Goldsucher in die Stadt gekommen waren, um bei ihren Männern zu sein.
    Außerdem waren die schlimmeren Ausschweifungen in der Stadt gezügelt worden. Spielhallen durften nicht mehr sonntags öffnen, und auch die Prostituierten erfreuten sich nicht länger des Respekts, den man ihrem Gewerbe in den ersten Jahren gezollt hatte. Aber das Fehlen von Recht und Ordnung stellte immer noch ein ernsthaftes Problem dar. Messerstechereien und Schusswechsel waren so alltäglich, dass man sie gar nicht mehr erwähnte. Auch Krankheiten grassierten. Cholera, Pocken und Gelbfieber wüteten besonders in dem elenden Hüttenviertel, das Sydney Town genannt wurde. Hier lebten die Australier, von denen man sich erzählte, sie seien allesamt frühere Sträflinge, und die verrufenen Menschen der Stadt.
    Die Erwähnung von Feuer ließ Matilda aufschrecken und sich vom Fenster abwenden. »Sag so etwas nicht, Zandra«, bat sie.
    Feuer war eines der größten Probleme der Stadt. Eine umgestoßene Kerze, Öllampe oder ein achtlos fortgeworfener Zigarrenstummel konnten einen Brand auslösen, der sich innerhalb weniger Minuten in ein Inferno verwandelte. Zandras früherer Salon, die beiden Geschäfte im unteren Teil des Gebäudes und einige der umstehenden Häuser waren erst vor zwei Wochen auf diese Weise zerstört worden. Zandra hatte zwar ihren Besitz zuvor schon verkauft und war wegen der Probleme mit ihren Beinen übergangsweise bei Matilda eingezogen, sodass sie keinen finanziellen Schaden genommen hatte. Doch es waren fünfzehn Menschen bei dem Feuer ums Leben gekommen. Zwei von ihnen waren Mädchen, die früher für Zandra gearbeitet hatten.
    »Du hast jede Vorkehrung getroffen, um solch ein Unglück zu vermeiden«, beruhigte Zandra sie. Sie war immer von Matildas Eifer beeindruckt, wenn sie vor dem Schlafengehen das ganze Gebäude abging und darauf bestand, dass Wasser und Sandsäcke jederzeit bereitstanden. »Außerdem ist dieses Haus solide gebaut, und es steht auch nicht in der Nähe eines anderen Gebäudes. Was sollte also noch schief gehen? Deinen Kindern geht es gut, du bist auf dem besten Wege, eine wohlhabende Frau zu werden. Außerdem bist du schön, jung und clever. Daran solltest du denken, anstatt dir Probleme einzubilden.«
    Matilda lächelte. Zandra war so wichtig für sie geworden, seitdem sie hier eingezogen war. Eigentlich war es nur als Zwischenlösung gedacht gewesen, doch sie hatten sich beide bald entschlossen, daran festzuhalten. Zandra konnte nicht mehr so gut Treppen steigen, weshalb sie meistens im Apartment blieb und nun eine Art Mutterrolle einnahm. Sie kochte, nähte und las die meiste Zeit. Dolores, ihr Dienstmädchen, war auch eingezogen und wohnte jetzt in einem Zimmer im hinteren Teil des Gebäudes. Sie erledigte alles vom Putzen bis zum Frisieren der beiden Frauen.
    »Diese schöne, junge und clevere Frau sollte jetzt langsam

Weitere Kostenlose Bücher