Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lesley Pearse

Lesley Pearse

Titel: Lesley Pearse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo das Gluck zu Hause ist
Vom Netzwerk:
wir nach Amerika gehen? Vertraust du mir nicht, Matilda?«, fragte er.
    Sie ließ den Kopf hängen und schämte sich. »Nun ja, es könnte sein, dass der neue Pfarrer kein Kindermädchen braucht«, gab sie ruhig zurück.
    »Das ist natürlich möglich, aber in diesem Fall würde ich dir eine andere Stellung suchen.«
    Matilda wusste, dass ihre Ängste und Nöte für keinen von Interesse waren, doch sie hatte dennoch das Bedürfnis, sie zu erklären. »Aber es liegt an Tabitha, Sir. Ich liebe sie wirklich, und ich glaube, auch sie liebt mich. Außerdem werde ich nie wieder Dienstherren finden, die so freundlich sind wie Sie und Mrs. Milson, oder?«
    Giles wusste kaum, was er entgegnen sollte. Matilda war wirklich rätselhaft. Sie kam aus den Slums, besaß aber den Stolz einer Gräfin. In den vergangenen fünf Monaten hatte sich ihre Sprache verbessert, sie hatte eine große Anzahl neuer Fähigkeiten erworben und gelernt, sich wie eine Dame zu gebärden. Doch bislang hatte sie nicht wirklich begriffen, dass von Bediensteten Untertänigkeit erwartet wurde.
    Sie hatte eine eigene Meinung und Ideen, die sie auch äußerte. »Selbstbewusst«, beschrieb Lily sie und hatte begonnen, sich in vielen Fragen der Kindererziehung auf Matildas Urteil zu verlassen. Sie war es gewesen, die gewusst hatte, dass man das Kind bei seiner Krupphustenerkrankung über einen dampfenden Kessel halten sollte und sein verklebtes Auge mit salzigem Wasser ausspülen musste. Sie hatte sich geweigert, eine Hustensaftmischung zu verwenden, von der sie behauptete, dass die gefährliche Stoffe beinhaltete. Sie hatte Recht gehabt, denn später hatte ein befreundeter Arzt zugegeben, dass die Medizin mit Laudanum versetzt war.
    Die Wahrheit war, dass Matilda unbezahlbar war. Lily vertraute ihr und wusste ihr Kind in sicheren Händen, wenn sie allein das Haus verließ. Es war nicht zu leugnen, dass Tabitha sie auch liebte, sogar manchmal zu ihr statt zu ihrer eigenen Mutter lief. Matilda hatte einen guten Einfluss auf die Kleine. Sie war geduldig, konnte aber auch streng sein. Die eigensinnige Tabitha wurde von ihr mit einer unnachgiebigeren Hand geführt als von Lily und ihm selbst.
    Und doch war es ihre Bemerkung, dass kein anderer so freundlich sein würde, die ihn am meisten traf. Es war richtig, denn so umsichtig und gründlich er auch nach einer Position für sie suchen würde, er würde ihr niemals versprechen können, dass sie dieselbe Behandlung erfahren würde wie in seinem Haus. Aller Wahrscheinlichkeit nach würde man sie mit zu viel Arbeit belasten, sie niemals wertschätzen und wie Staub unter den Füßen ihres Dienstherrn behandeln. Dieser Gedanke machte ihn traurig, denn er wusste, dass sie kein Geheimnis aus ihrer Meinung machen würde, wenn die Dinge schlecht für sie liefen.
    »Es ist ja noch nichts entschieden«, sagte er und war sich seiner Feigheit bewusst, da er ihr und seiner Frau gegenüber nicht zugeben konnte, dass er längst entschieden hatte, die Reise anzutreten. »Mach dir also keine Sorgen.«
    Matilda sah ihn nur mit ihren scheinbar allwissenden, tiefblauen Augen an. »Sie werden gehen, Sir. Das habe ich gestern begriffen, als ich Sie reden hörte«, erwiderte sie ruhig und bedacht. »Deshalb tun Sie vielleicht gut daran, mich mitzunehmen, weil Mrs. Milson allein mit Tabitha in einem fremden Land nicht zurechtkommen wird, und das würde bedeuten, dass Sie keine Zeit hätten, sich anderen Menschen zu widmen.«
    Giles wusste, dass jeder andere Dienstherr solch unverschämtes Verhalten niemals toleriert hätte und sie bestrafen würde, aber er konnte es nicht. Ihre Augen verrieten keine Hinterlist, und ihre Stimme klang nicht bedrohlich oder böse.
    »Das sollte doch besser ich entscheiden«, entgegnete er scharf und erhob sich vom Tisch. »Jetzt gehst du zu weit, Matilda.«
    »Es tut mir Leid, Sir.« Sie ließ ihren Blick zu Boden sinken und bemühte sich um ein untertäniges Aussehen.
    Giles verließ schnell den Raum. Als Matilda damals seiner Tochter das Leben gerettet hatte, hatte er bereits geahnt, der Himmel hätte sie geschickt, doch jetzt war er sich dessen vollkommen sicher. Seine Frau fand ihn grausam, seine Freunde hielten ihn für verrückt, aber dieses junge Mädchen bot ihm bedingungslose Unterstützung an, weil es angefangen hatte, sich wirklich um ihn und seine Familie zu sorgen. Matilda war in jeder Hinsicht außergewöhnlich. Sie hatte Frieden und Sonnenschein ins Pfarrhaus gebracht und Lilys Nervosität

Weitere Kostenlose Bücher