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Letale Dosis

Letale Dosis

Titel: Letale Dosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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einen Joint dreht … Aber der Alkohol wird über kurz oder lang sein Ende sein. Er läßt sich nur sehr widerwillig von mir untersuchen, doch beim letzten Mal, vor etwa drei Monaten, konnte ich ihn überreden, sich wenigstens einem Routinecheck zu unterziehen.« Sie schüttelte den Kopf, seufzte auf. »Seine Blutwerte sind katastrophal, vor allem seine Leber- und Bauchspeicheldrüsenwerte. Es müßte schon ein Wunder geschehen, damit er
keine
Leberzirrhose bekommt. Ich fürchte, sein Körper wird diese, ja, Mißhandlung, nicht mehr lange mitmachen.«
    Julia Durant ging nicht darauf ein, sagte: »Er hat auch nicht sehr positiv über die Kirche gesprochen.«
    »Ich kann es ihm nicht verdenken. Seine Erfahrungen mit der Kirche waren alles andere als erfreulich. Er mußte sehr viel leiden.«
    »Wie mußte er leiden? Kommen Sie, geben Sie mir doch bitte wenigstens einen Anhaltspunkt. Ich kann sonst nichts für Ihren Vater tun.«
    Laura Fink schaute die Kommissarin wieder mit diesem traurigen Blick an, zuckte die Schultern. »Vielleicht ist leiden der falsche Ausdruck. Es gibt Menschen, für die die Kirche so etwas wie ein Auffangbecken ist, wo sie sich wohl fühlen, weil die Kirche ihnen Halt und Zuversicht bietet. Nur für Jürgen – er ist der jüngste von uns und er war immer anders – war sie wohl eine Art Gefängnis. Er war, ich möchte nicht unbedingt sagen, rebellisch, aber er hat nicht immer genau das getan, was unser Vater verlangt hat …«
    »Wie die Sache mit dem Studium?«
    »Das war nur der berühmte Tropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte. Es hat sich schon über viele Jahre hinweg angedeutet, daß Jürgen sich eines Tages von der Familie abwenden würde. So ist es dann auch gekommen. Es tut mir leid um ihn, er hat sich sein Leben sicher ganz anders vorgestellt. Ich denke, jeder hat ein Recht auf ein anständiges Leben, aber Jürgen führt kein anständiges Leben.« Sie hielt kurz inne, faltete die Hände, bevor sie fortfuhr: »Nicht vielleicht, was Sie jetzt denken, ich meine, sein Leben ist aus den Fugen geraten, und ich bezweifle stark, ob er es je schaffen wird, es wieder zu ordnen. Ich verurteile ihn nicht, er tut mir nur leid.«
    »Er sagt, Ihr Vater hätte Schuld an seiner Misere. Stimmen Sie dem zu?«
    Laura Fink ließ sich mit der Antwort etwas Zeit, schließlich sagte sie: »Sie haben beide Schuld. Sie sind beide dickköpfig und unbelehrbar.Im Prinzip ähneln sie sich sehr, vielleicht sind sie sich einfach zu ähnlich. Der Unterschied ist nur, unser Vater hat Geld und Einfluß, mein Bruder hat weder das eine noch das andere.«
    »Und Ihr anderer Bruder, Stephan, was ist mit ihm?«
    Laura Fink zögerte mit der Antwort, sah zum Fenster hin: »Stephan ist genau das Gegenteil von Jürgen. Ihm geht es gut, er hat eine nette Frau, einen kleinen Sohn – und die volle Unterstützung unseres Vaters …«
    »Weil er immer gesprungen ist, wenn Ihr Vater ›hopp‹ gesagt hat?« fragte Durant mit beißendem Spott. »Sind Sie auch immer gesprungen?«
    »Frau Durant, ich weiß nicht, in was für einer Familie
Sie
groß geworden sind, aber in unserer gab es klare Regeln. Und manchmal ist es wichtig, die eigenen Bedürfnisse hinten anzustellen, um zu überleben. Und manchmal muß man auch springen.«
    »Frau Fink, ich werde Ihrem Vater wohl kaum helfen können. Sowohl Sie als auch Ihre Brüder hüllen sich in Schweigen. Jeder meiner Fragen weichen Sie geschickt aus. Es kommt mir sogar ein bißchen so vor, als hätten Sie gar nichts dagegen, wenn Ihr Vater der nächste auf der Abschußliste des Mörders wäre.«
    »Hören Sie, Sie haben keine Ahnung! Sie wissen nichts über uns und unsere Gefühle …«
    »Weil Sie mir nichts sagen! Was ist mit Ihrem Vater?«
    »Es tut mir leid, Frau Durant, aber ich habe noch Patienten. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen.«
    »Sie machen es sich so verdammt einfach! Also gut, ich gehe. Aber sollte etwas passieren, dann möchte ich nicht in Ihrer Haut stecken.«
    »Was wissen Sie schon über meine Haut?« fragte Laura Fink zornig. Sie drückte den Knopf der Sprechanlage, wollte schon etwas sagen, als Julia Durants Stimme sie zurückhielt. »Einen Moment noch«, sagte sie. »Kennen Sie einen Thorsten Hauser?«
    Laura Fink zog die Stirn in Falten, sah die Kommissarin fragendan. »Natürlich. Aber Thorsten, ich meine Dr. Hauser, ist tot, seit Weihnachten.«
    »Das wissen wir. Und wir haben veranlaßt, daß sein Leichnam exhumiert wird. Denn es deutet alles

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