Letale Dosis
darauf hin, daß er auf die gleiche Weise wie Rosenzweig und Schönau getötet wurde. Was sagen Sie jetzt?«
Laura Fink lehnte sich zurück, eine unnatürliche Blässe überzog ihr Gesicht.
»Hauser auch? Es hieß doch, er sei an einem Herzanfall gestorben.«
»Hauser war Diabetiker, genau wie Rosenzweig. Der damals gerufene Notarzt stellte um die Einstichstelle, wo Hauser sich das Insulin gespritzt hatte, eine unnatürliche Verfärbung und ein Ödem fest. Nur hat die dortige Polizei diesem Hinweis leider keine Beachtung geschenkt. Dieser Arzt hat gestern im Präsidium angerufen und uns seine Vermutung mitgeteilt. Übrigens ein sehr erfahrener Arzt, was Gifte angeht. Er hat einige Jahre in einem Urwaldhospital in Afrika gearbeitet. Seiner Meinung nach deutet alles auf Schlangengift hin. Aber wie mir scheint, haben Sie Hauser sogar näher gekannt.«
»Hauser«, sagte Laura Fink nachdenklich, ohne auf die letzte Bemerkung der Kommissarin einzugehen. »Das ist merkwürdig. Und es ergibt keinen Sinn.«
»Für Sie vielleicht nicht. Für uns schon, wenn unsere Theorie stimmt. Aber die werde ich Ihnen nicht mitteilen, solange Sie nicht kooperieren. Und ich frage mich immer noch, ob Sie nicht können oder nicht wollen. Ich tippe aber eher auf letzteres. Und es täte mir leid, wenn durch Ihr Schweigen und das Ihrer Brüder noch jemand getötet würde. Wie gut kannten Sie Hauser?«
»Da Sie es ja ohnehin herausfinden werden, Herr Hauser und ich waren gut befreundet. Es war allerdings ein rein platonisches Verhältnis, falls Sie das interessiert. Wir waren ein paarmal zum Essen aus, oder im Theater, aber sonst ist nichts zwischen uns gewesen,schließlich war er verheiratet, und es liegt mir nichts ferner, als eine intime Beziehung mit einem verheirateten Mann anzufangen, was allein schon aufgrund meines Glaubens nicht möglich ist. Und jetzt möchte ich mich bitte wieder um meine Patienten kümmern. Auf Wiedersehen.«
»Wiedersehen.«
Julia Durant nahm ihre Tasche und ging. Draußen blieb sie noch einen Moment an den Wagen gelehnt stehen, drehte sich noch einmal um, schüttelte den Kopf. Sie nahm das Handy aus der Tasche, wählte die Nummer des Präsidiums, sagte, sie würde noch eine Kleinigkeit essen und so gegen eins im Büro sein. Berger meinte nur, es gäbe Neuigkeiten über diesen Hauser, was es war, wollte er aber nicht verraten. Erst später im Büro.
Freitag, 13.10 Uhr
Als Julia Durant ins Büro kam, war nur Berger anwesend, Hellmer und Kullmer waren noch zu Tisch. Berger sah auf, schob die Akte, die er gerade bearbeitete, beiseite und lehnte sich zurück. Er hatte die Jalousie heruntergelassen, es war heiß und stickig im Raum. Eine Zigarette glimmte im Aschenbecher. Die Kommissarin wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn, hängte ihre Tasche über den Stuhl und setzte sich. Sie steckte sich eine Zigarette an, für einen Moment schwiegen beide. Schließlich sagte Berger: »Wie ist es bei Ihnen gelaufen?«
Sie winkte ab, machte ein mürrisches Gesicht. »Scheiße war’s! Diese Familie Fink ist mir nicht geheuer. Der eine Sohn …«, sie wandte den Blick zur Tür, Hellmer und Kullmer kamen herein, sie wartete, bis sie sich gesetzt hatten, fuhr dann fort: »Ich erzähl gerade von den Finks. Der jüngste Sohn ist Alkoholiker, wohnt in einem dieser erbärmlichen Häuser in Goldstein und ist voller Haß auf seinen Vater. Von seinen Äußerungen weiß ich, daß etwasin der Familie gewaltig stinkt, doch weder er noch sein Bruder oder auch die Schwester wollen mit der Sprache rausrücken. Er hat auch zu keinem außer seiner Schwester Kontakt. Der Vater hat ihn aus seinem Testament gestrichen, er lebt von Sozialhilfe. Der andere Bruder ist Maler, er hat mich mit pseudoreligiösen Sprüchen zugelabert; ein arroganter, widerlicher Typ, der mir eine Moralpredigt halten wollte. Als letztes war ich noch einmal bei Laura Fink, die ebenfalls keinerlei Anstalten gemacht hat, mir auch nur den Hauch einer Information zu geben. Aber, und jetzt kommt’s, sie kennt diesen Hauser. Oder besser gesagt, sie kannte ihn, und zwar recht gut. Sie behauptet zwar, es sei ein rein platonisches Verhältnis gewesen, doch wir sollten uns da lieber vergewissern. Mehr gibt es im Augenblick von meiner Seite nicht zu berichten. Und, wie sieht es hier aus?«
Hellmer verschränkte die Hände hinter dem Kopf, streckte sich kurz, stand auf, ging zu seinem Schreibtisch, holte einen Schreibblock, sagte: »Tja, wir waren auch nicht
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