Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Letale Dosis

Letale Dosis

Titel: Letale Dosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
faul. Und es wird dich interessieren, was wir herausgefunden haben. Erst mal was zu seinen persönlichen Daten; Hauser war verheiratet, zwei Kinder, zum Zeitpunkt seines Todes dreiundvierzig Jahre alt, seit über zehn Jahren Diabetiker. Er war Professor Doktor, und so weiter, und so weiter, und er pflegte einen recht luxuriösen Lebensstil, den er sich allerdings auch leisten konnte. Gearbeitet hat er am
International Institute for Biological and Chemical Research
, auf deutsch Internationales Institut für Biologische und Chemische Forschung, das sich in Hannover befindet. Er war Leiter der Westeuropa Division, das heißt, ihm unterstanden etwa zwölfhundert Mitarbeiter. Und jetzt rate mal, mit was Hauser und seine Leute sich unter anderem so beschäftigt haben?«
    Julia Durant machte ein gelangweiltes Gesicht, antwortete lakonisch: »Ich nehme an, mit Giften.«
    »Bingo, die Kandidatin hat neunundneunzig Punkte! Natürlich ist die Erforschung und Erprobung von Giften nur einer von vielenBereichen innerhalb dieses riesigen Instituts, aber das Hauptaugenmerk bei der Giftforschung liegt auf Tiergiften aller Art. Und jetzt kommt’s – Hauser hat zwei bahnbrechende Entdekkungen gemacht, was die Wirkungsweise spezieller Gifte und deren Komponenten angeht. Es würde jetzt zu weit führen, das alles im Detail zu erklären, doch sind ihm diese Entdeckungen hauptsächlich bei der Erforschung von Schlangengiften gelungen. So entdeckte er zum Beispiel vor fünf Jahren, daß eine spezielle Komponente der, Moment, hier steht’s – Phospholipasen A 2 –, deren Molekülstruktur in den verschiedenen Giften stark variiert und die in vielen Schlangengiften vorhanden ist und bis vor kurzem die meisten Experten vor ein Rätsel gestellt hat, besonders gegen Multiple Sklerose ein wahres Wundermittel sein könnte. Im Gegensatz zu den bisher bekannten Komponenten, die allesamt und ausschließlich destruktiven Charakter haben, könnte diese Komponente positiv auf die bei den Erkrankten sklerotischen Veränderungen im Zentralnervensystem wirken.
    Das heißt, man könnte mit seiner Entdeckung schon in ein paar Jahren unter Umständen ein Medikament in Händen halten, mit dem man diese Krankheit, die bis jetzt als unheilbar gilt, heilen kann. Kurz und gut, seine Entdeckung war jedenfalls so sensationell, daß man sogar davon ausging, daß er, sollte sie tatsächlich verwertbar sein, über kurz oder lang den Nobelpreis in Biologie erhalten würde, da diese Entdeckung mit Begeisterung von der Pharmaindustrie aufgegriffen wurde. Er hat bis zu seinem Tod insgesamt fünf Bücher und unzählige Artikel für Fachblätter verfaßt, und er war das, was man landläufig wohl ein Genie nennt; sagt jedenfalls Morbs, von dem wir übrigens auch die beruflichen Informationen über Hauser haben.
    Seine kometenhafte Karriere in kurzen Worten – mit siebzehn Abitur, mit zweiundzwanzig Diplombiologe, mit dreiundzwanzig Diplomchemiker, mit sechsundzwanzig Doktor, mit einunddreißig die erste Professur, mit vierunddreißig die zweite. EinWorkaholic, wie eine enge Mitarbeiterin bestätigte, allerdings einer, der ihrer Meinung nach seine Arbeitswut sehr wohl zu dosieren wußte. Dieselbe Dame sagte auch, daß es ihr von Anfang an merkwürdig vorgekommen sei, daß Hauser an einem Herzanfall gestorben sein sollte, weil er nie über körperliche Probleme geklagt hatte. Auch am Tag vor seinem Tod, also am zweiundzwanzigsten Dezember, habe sie ihn noch in bester Verfassung gesehen. Außerdem sprach sie nur positiv über ihn, sie sagte, er wäre ein ruhiger und sachlicher Mensch gewesen, und er hätte sehr sorgfältig darauf geachtet, daß Streitigkeiten jeder Art gütlich beigelegt wurden. Das war’s fürs erste. Ach ja, seine Leiche wird heute nachmittag exhumiert und gleich darauf in die Gerichtsmedizin gebracht. Wir haben Morbs schon informiert, er fährt noch heute nach Hannover und wird die Untersuchung in Absprache mit dem dortigen Staatsanwalt selbst vornehmen. Mal sehen, ob er was findet.«
    »Der findet was«, sagte Durant gelassen und steckte sich eine weitere Zigarette an. »Habt ihr was über sein Privatleben herausgefunden? Zum Beispiel, ob er eine Affäre hatte?«
    »Nein.«
    »Was, nein? Hatte er eine oder wißt ihr’s nicht?« fragte sie leicht ungehalten.
    »Der Mann hatte, laut Aussage eines seiner besten Freunde, der ebenfalls im Institut arbeitet, überhaupt keine Zeit, sich neben seiner Frau noch eine Geliebte zu halten.«
    »Das sagt noch gar

Weitere Kostenlose Bücher