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Letale Dosis

Letale Dosis

Titel: Letale Dosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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doch sie ging ja keine Verpflichtung ein, wenn sie ihn anrief, sich danach frisch machte, etwas Besonderes anzog und zu ihm fuhr.
    Sie stand auf, schnippte im Vorübergehen Asche in den Aschenbecher, stellte sich ans Fenster, sah hinaus, wo das Gewitter mit unverminderter Wucht tobte. Der Regen prasselte, vom böigen Wind getrieben, gegen das Fenster, auf dem Fensterbrett hatte sich bereits eine kleine Lache gebildet. Sie fluchte still vor sich hin, hatte sie doch die Hausverwaltung schon mehrmals auf diesen Mangel hingewiesen, nur war bislang von deren Seite keine Reaktion erfolgt. Es war noch nicht einmal jemand bei ihr gewesen, um sich diese Undichte anzusehen. Sie nahm einen letzten Zug von der Zigarette, drückte sie im Aschenbecher aus, ging zum Telefon. Sie wählte die Nummer von Petrol, der schon nach dem zweiten Läuten abhob.
    »Hallo, ich bin’s, Julia. Ich wollte mich nur mal melden …«
    »Kommst du?« unterbrach er sie.
    »Wann beliebt es denn dem Herrn, daß ich komme?«
    »So schnell du kannst.«
    »Ich dusch nur noch und zieh mir was Frisches an. Ich bin irgendwann zwischen halb acht und acht bei dir. Bis nachher.«
    »Ich liebe dich, Julia, und ich freue mich auf heute abend.«
    »Bis dann.« Sie legte auf, holte ihre nachtblauen Dessous aus dem Schrank, die er so an ihr liebte, und ein kurzes, enggeschnittenes Minikleid. Sie trank das Bier aus, stellte sich unter die Dusche und ließ lauwarmes Wasser über ihren Körper laufen. Sie fönte sich das Haar trocken, legte etwas Make-up auf, besprühte sich mit
Chanel No.5
, zog sich an. Sie überlegte, ob sie vorher noch etwas essen sollte, verwarf den Gedanken aber gleich wieder, denn mit Sicherheit würden sie essen gehen, wie sie es jedesmal taten, wenn sie sich trafen.
    Um kurz nach sieben war sie zum Gehen bereit. Das Gewitter hatte sich verzogen, die Wolkendecke war aufgerissen, die Straßen dampften. Sie sah sich noch einmal in der Wohnung um, schwor sich, morgen aufzuräumen, zu saugen, Staub zu wischen, Wäsche zu waschen, vielleicht sogar die Fenster zu putzen, und sollte sie die finale Putzwut überfallen, dann auch noch den Kühlschrank abzutauen und das Bad zu reinigen. Mal sehen, dachte sie vor sich hin grinsend, während sie ihre Tasche nahm und zur Tür ging. Sie drückte gerade die Klinke herunter, als das Telefon klingelte. Sie überlegte einen Moment, schließlich nahm sie den Hörer ab.
    »Ja, bitte?«
    »Hier Berger. Stör ich?«
    »Nicht direkt, aber ich bin gerade auf dem Sprung, jemanden besuchen«, sagte sie.
    »Keine Angst, ich will Ihnen den Abend nicht verderben, aber ich denke, Sie sollten wissen, was Morbs mir eben aus Hannover mitgeteilt hat. Die schon etwas angegriffene Leiche von Hauser wurde gegen Mittag exhumiert und sofort in die Gerichtsmedizin gebracht. Und wie es aussieht, scheint dieser Dr. Öczan recht zu haben, daß Hauser vergiftet wurde. Morbs und ein Kollege aus Hannover werden versuchen, das Gift noch am Wochenende zu bestimmen. Ich wollte es Ihnen nur sagen.«
    »Wir wußten es doch schon vorher«, sagte Durant.
    »Sagen wir, wir ahnten es. Was hat denn Ihr Besuch bei diesem Fink ergeben?«
    »Oh, Mist«, entfuhr es Julia Durant, »ich wollte noch anrufen und kurz darüber berichten, aber ich war so genervt, daß ich es vergessen habe. Also, Fink hat eine Voodoo-Puppe geschickt bekommen und ein Anschreiben dazu. In der Puppe steckte eine Nadel, das Schreiben war eine knallharte Morddrohung. Das Problem ist nur, daß Fink angeblich keine Ahnung hat, wer ihn auf dem Kieker haben könnte. Aber ich glaube dem Kerl so wenig wie einem Bauern, der behauptet, seine Kühe könnten fliegen. Und seine Frau ist verschlossen wie eine Auster. Ich hab keine Chance, an die beiden ranzukommen. Aber ich weiß genau, daß sie mir etwas ganz Wesentliches verheimlichen. Nur was? Ich komme jedenfalls nicht dahinter. Es ist verdammt frustrierend. Aber wenn Fink nicht aufpaßt, ist er das nächste Opfer.«
    »Das wäre dann leider nicht zu ändern. Wir können nur dann jemanden beschützen, wenn er sich kooperativ zeigt. Lassen Sie sich deswegen den Abend nicht verderben. Wir sehen uns am Montag.«
    »Werd ich nicht.«
    Sie legte auf und verließ gleich darauf die Wohnung. Sie wollte einen ungestörten Abend verbringen, und sie hoffte, das Handy würde nicht gerade im ungünstigsten Moment klingeln. Sie hoffte auf eine ruhige … wilde Nacht.

Freitag, 19.40 Uhr
    Als Julia Durant ihren Wagen vor dem Haus von Petrol parkte, hatte

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