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Letale Dosis

Letale Dosis

Titel: Letale Dosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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der Himmel aufgeklart, kaum noch eine Wolke war zu sehen. Ein angenehm frischer Wind war aufgekommen, der dieHitze der vergangenen Tage allmählich vertrieb. Sie stieg aus, schloß ab, ging auf das Haus zu und klingelte, kurz darauf ertönte der Türsummer. Sie betrat die Eingangshalle, fuhr mit dem Aufzug in das oberste Stockwerk, in dem sich Petrols Wohnung befand. Er stand in der Tür, er hatte wieder diesen ganz speziellen Gesichtsausdruck, der ihn so unwiderstehlich machte. Er hauchte ihr einen Kuß auf die Wange, sie ging an ihm vorbei in die Wohnung. Leise klassische Musik drang aus den großen Lautsprechern, die Klimaanlage war eingeschaltet, die Abendsonne schien durch die leicht getönten Scheiben in den riesigen Raum, der durch seine geschmackvolle, großzügige Einrichtung äußerst stilvoll wirkte.
    »Schön, daß du gekommen bist. Du siehst wie immer phantastisch aus«, sagte er mit anerkennendem Nicken. »Genau die Farbe, die ich an dir so liebe. Blau steht dir besonders gut. Möchtest du etwas trinken? Champagner, Wein?«
    »Jetzt nicht«, sagte Durant und stellte ihre Tasche auf den Glastisch. »Um ehrlich zu sein, ich habe Hunger.«
    »Dann laß uns gleich essen gehen. Ich kenne einen Spanier in der Innenstadt, klein, aber ungeheuer fein. Ich habe schon einen Tisch für uns reserviert.«
    Sie nahmen Petrols Mercedes, fuhren fast schweigend zu dem Lokal, das sich in einer winzigen Gasse gleich bei der Goethestraße im Herzen von Frankfurt versteckte, wo sich die exklusiven und sündhaft teuren Geschäfte befanden, in denen einzukaufen sich Petrol, nicht aber Durant leisten konnte.
    Der Inhaber des Lokals kam sofort auf Petrol zu und begrüßte ihn und Durant, geleitete beide zu dem reservierten Tisch. In dem alten Gemäuer hatte sich der Atem Spaniens festgesetzt, jedes Detail paßte zum andern, ein würziger Duft zog in unsichtbaren Schwaden durch den Raum. Aus versteckten Lautsprechern spielte spanische Folkloremusik, auf den Tischen standen Kerzen und kleine Blumengestecke. Von den zehn Tischen warensechs besetzt, Gespräche wurden in gedämpfter Lautstärke geführt, es herrschte eine friedliche, stille Atmosphäre.
    Julia Durant holte die Schachtel Zigaretten aus der Tasche, zündete sich eine an, nahm einen tiefen Lungenzug. Durch den Rauch hindurch sah sie Petrol an, der die Speisekarte studierte.
    »Was möchtest du essen?« fragte er.
    »Ich war noch nie beim Spanier«, erwiderte sie. »Such du etwas für mich raus. Du scheinst hier ja sozusagen Stammgast zu sein.«
    »Ich komme öfter hierher, wenn es die Zeit erlaubt. Hier habe ich wenigstens meine Ruhe.«
    Der Chef, ein kleiner, runder Mann mit wachen, freundlichen Augen, stand plötzlich neben ihnen, sagte in gebrochenem Deutsch: »Was möchten Sie trinken, Professor Petrol?«
    »Bringen Sie uns bitte einen Rotwein, Sie wissen schon, die Flasche.«
    »Natürlich. Und haben Sie auch schon gewählt, was Sie essen möchten?«
    »Ich würde sagen, da meine Begleiterin noch nie spanisch essen war, nehmen wir die Spezialität des Hauses, Paella. Du mußt wissen, Julia, es gibt niemanden außerhalb Spaniens, der eine bessere Paella macht, als Enrique.« Und grinsend fügte er leise hinzu: »Auch wenn er eigentlich gar kein Spanier ist, sondern Italiener und in Wirklichkeit Enrico heißt.«
    Enrique nahm mit einem dezenten Lächeln die Speisekarten vom Tisch und entfernte sich beinahe lautlos. Kurz darauf kehrte er mit der Flasche Rotwein zurück, schenkte erst Petrol einen Schluck ein, er probierte, nickte, Enrique schenkte beide Gläser voll.
    Petrol nahm sein Glas in die Hand, prostete Durant zu. »Auf dein Wohl«, sagte er. »Es ist schön, mit dir zusammenzusein. Ich hoffe, es wird bald mehr von diesen Abenden geben.«
    »Das liegt bei dir«, sagte Durant mit einem kühlen und etwas spöttischen Lächeln und nahm einen Schluck. »Ganz allein bei dir.«
    »Ich weiß, ich weiß«, sagte er mit einer eindeutigen Handbewegung, »aber laß uns bitte nicht jetzt darüber reden. Nur soviel, ich tue alles in meiner Macht Stehende, um endlich nur noch für dich da zu sein. Und jetzt laß uns den Abend genießen.«
    Durant drückte ihre Zigarette im Aschenbecher aus, lehnte sich zurück. Sie sah Petrol in die Augen, ihr Blick war ernst und nachdenklich. Sie hätte ihm gern etwas gesagt, gern mit ihm über ihre Gefühle gesprochen, doch etwas hinderte sie daran, denn obgleich Petrol Psychologe und Psychiater war, so trennte er Beruf und Privatleben

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