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Letale Dosis

Letale Dosis

Titel: Letale Dosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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überlegte, womit sie anfangen sollte. Sie öffnete sämtliche Fenster, warf die Schmutzwäsche auf einen Haufen, trennte Bunt- und Weißwäsche, füllte die erste Maschine. Sie räumte die Küche auf, spülte, putzte die Schränke von außen, nahm den Staubsauger, fuhr fast eine halbe Stunde damit durch die Zimmer, stellte ihn zurück in die kleine Abstellkammer. Sie goß die Blumen, die seit mindestens zwei Wochen kein Wasser mehr bekommen hatten und von denen einige schon traurig und resigniert die Köpfe hängen ließen, wischte Staub. Sie bezog das Bett neu, leerte die Waschmaschine, füllte den Trockner. Sie stopfte die Buntwäsche in die Maschine, setzte sich, trank eine Dose Bier, rauchte eine Zigarette. Sie machte das Radio an, tanzte einen Augenblick zur Musik von George Michael. Danach stand sie mitten im Wohnzimmer, blickte um sich, war zufrieden. Die Fenster, ja, wenn sie schon dabei war, dann würde sie auch die noch putzen. Und wenn sie damit fertig war, würde sie sich über die trockeneWäsche hermachen, die Unterwäsche zusammenlegen, das andere bügeln. Um kurz vor drei blickte sie zur Uhr, sie wollte noch schnell in den Supermarkt fahren, um Zigaretten, Bier und ein paar Kleinigkeiten zu essen besorgen, vielleicht auch noch Blumen für den Wohnzimmertisch.
    Als sie um halb sieben ihre Arbeit beendet hatte, ließ sie sich auf die Couch fallen, legte die Beine auf den Tisch, atmete tief durch. Es war lange her, seit sie das letzte Mal so viel Hausarbeit gemacht hatte. Aber es verschaffte ihr ein gutes Gefühl zu sehen, daß jetzt alles sauber und der Schrank und die Schubladen der Kommode wieder voll frischgewaschener und -gebügelter Kleidung waren. Sie fühlte sich erschöpft, aber glücklich. Kaum hatte sie sich hingesetzt, klingelte das Telefon. Werner Petrol.
    »Hallo, Schatz«, sagte er. »Ich wollte mich nur mal melden. Wie geht’s dir heute?«
    »Blendend. Und dir?«
    »Ich war heute in der Klinik, ein paar Akten studieren. Ich habe ein bißchen über das Gespräch von gestern abend nachgedacht und würde gern mit dir darüber sprechen. Ich denke, ich könnte dir unter Umständen helfen. Dazu müßten wir uns aber sehen«, sagte er. »Ich habe Sehnsucht nach dir.«
    »Tut mir leid, heute geht es nicht. Ich muß nachher noch mal ins Präsidium«, log sie. Außerdem glaubte sie nicht, daß Petrol ihr in irgendeiner Form bei der Klärung dieser mysteriösen Fälle würde helfen können, er wollte sie nur sehen und mit ihr schlafen.
    »Heute, am Samstag?«
    »Ich habe Bereitschaft, das weißt du doch. Außerdem gibt es ein paar neue Hinweise in unserer Mordsache. Sorry, aber mein Chef hat mich hinbeordert.«
    »Und später, ich meine, wenn du im Präsidium fertig bist?«
    »Dann werde ich nach Hause fahren, mich ins Bett legen und schlafen. Und zwar allein, ich muß morgen sehr früh raus.«
    »Schade, ich hatte mir den Abend anders vorgestellt.«
    »Pech gehabt«, erwiderte sie schnippisch. »Aber du solltest wissen, daß ich nicht immer nach deiner Pfeife tanze …«
    »Mein Gott, du führst dich auf wie ein kleines Kind …«
    »Wenn du meinst. Aber ich hab einfach keine Lust mehr, mich von dir hinhalten zu lassen. Ich hab dir gesagt, ich will Ergebnisse sehen, vorher … Du solltest endlich kapieren, daß ich nicht länger verarscht werden will. Und jetzt entschuldige mich bitte, ich muß mich umziehen und dann los.«
    »Wann sehe ich dich wieder?«
    »Ruf mich an, aber das tust du ja sowieso meistens. Tschüs, und einen schönen Abend noch. Du kannst ja deine Frau fragen, ob sie Zeit für dich hat.«
    »Julia, bitte, warum behandelst du mich so? Was …«
    Sie zögerte einen Moment, fuhr dann mit sanfterer Stimme fort: »Wie behandele ich dich denn? Vielleicht merkst du jetzt einmal, wie es ist, wenn man sich nach jemandem sehnt und derjenige ist nicht verfügbar. Und ich kann dir beim besten Willen nicht sagen, wann ich wieder verfügbar bin. Ich muß jetzt aber wirklich Schluß machen. Du kannst mich ja morgen abend anrufen.«
    »Ich verspreche dir, ich rufe dich morgen abend an. Sagen wir, um acht?«
    »In Ordnung. Bis morgen.«
    Sie legte auf, verzog die Mundwinkel, schüttelte den Kopf. Nein, sie würde sich nicht länger an der Nase herumführen lassen. Diese Zeiten waren endgültig vorbei.
    Der Himmel hatte sich, nachdem die Sonne am Nachmittag für zwei Stunden hinter den Wolken vorgekrochen war, wieder zugezogen, die ersten Tropfen fielen auf die Erde. Julia Durant griff zum

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