Letale Dosis
inzwischen eingetroffen, packten Petrol in einen Plastiksack, zogen den Reißverschluß zu, trugen ihn aus dem Haus.
»Komm, wir schauen uns mal den Computer an«, sagte Hellmer zu Durant. »Vielleicht finden wir ein paar interessante Eintragungen.«
»Das glaubst du doch wohl selber nicht.«
Hellmer schaltete den PC ein – nichts. Er suchte nach Disketten – Fehlanzeige.
»Tja, du scheinst recht zu haben. Sie hat ganze Arbeit geleistet. Und doch sollten wir mal unsere Computerfreaks ranlassen. Könnte immerhin sein, daß sie wenigstens noch ein paar Fragmente sichern können. Du weißt doch noch, bei diesem Entführungsfall Fiszman haben die Täter auch geglaubt, alles gelöscht zu haben, haben dabei aber die versteckten Dateien übersehen, durch die sie letztendlich überführt wurden.«
»Ich wette, hier gibt es auch keine versteckten Dateien mehr. Diese Frau ist gerissener, als wir uns überhaupt vorstellen können. Sie ist uns immer um eine Nasenlänge voraus. Und sie geht auf Nummer sicher. Für mich wird die ganze Sache jedenfallsimmer undurchsichtiger. Komm, laß uns gehen, wir haben hier nichts mehr zu tun.«
»Wollen wir noch was trinken gehen?« fragte Hellmer.
Julia Durant schüttelte den Kopf. »Heute nicht. Ich will nur noch nach Hause.«
»Meinst du, du wirst schlafen können?«
Sie seufzte auf, sagte: »Ich glaube kaum, aber das ist inzwischen auch egal.«
Hellmer gab letzte Instruktionen an die Männer von der Spurensicherung, verabschiedete sich und veranlaßte, daß die Wohnungstür später versiegelt wurde. Sie fuhren mit dem Lift nach unten, stiegen in Hellmers BMW. Es war fast ein Uhr nachts, als er sie vor ihrem Haus absetzte.
»Ich frage mich eines«, sagte er, als Julia Durant gerade aussteigen wollte, »wieso hat die Mörderin ausgerechnet dich angerufen?«
»Woher soll ich das wissen?« fragte die Kommissarin mit einem Seufzer.
»Wir haben jetzt inzwischen vier männliche Tote, die alle durch Gift umgekommen sind. Und wir haben eine ganze Reihe von Personen verhört. Ich frage mich, woher die Mörderin deine Nummer hat. Du stehst doch gar nicht im Telefonbuch.«
»Ich habe fast jedem, mit dem ich in den letzten Tagen gesprochen habe, meine Karte gegeben. Und da steht auch meine Privatnummer drauf.«
»Auch wenn ich dich jetzt nerve, aber von all den Frauen, denen du in den letzten Tagen deine Karte gegeben hast, welche käme deiner Meinung nach für die Morde in Frage? Vor allem für den an Petrol?«
»Erst mal alle oder keine.«
»Moment«, fuhr Hellmer fort, »Petrol hatte neben dir und seiner Frau noch ein weiteres Verhältnis, das ist ziemlich eindeutig. Und ein Mann wie der läßt sich doch nicht mit irgendwemein. Du bist eine ziemlich …«, er hielt inne, druckste herum.
»Was bin ich? Komm, sag’s.«
»Na ja, ich finde, du hast ziemlich viel Klasse.«
»Danke für das Kompliment. Aber worauf willst du hinaus?«
»Ich meine nur, er wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach eine Frau gesucht haben, die ähnliche Vorzüge aufweist, wenn du verstehst, was ich meine. Und davon haben wir doch nicht allzu viele kennengelernt.«
»Zu viele«, sagte Julia Durant. »Und wenn man es genau nimmt, kommt jede einigermaßen gutaussehende Frau, mit der wir in den vergangenen Tagen gesprochen haben, in Frage. Schau dich allein in Rosenzweigs Büro um, oder bei Schönau. Soll ich dir all die Namen aufzählen – Neumann, Wagner, Jung, Reich, Fink … Wenn du so willst, könnte jede von ihnen, aus welchen Gründen auch immer, ein Motiv haben. Ich sag dir, vergiß es. Wir müssen das Ganze anders aufziehen. Ich weiß nur noch nicht, wie.«
»Und was, wenn wir erst mal nur die Damen aus der Kirche einbeziehen?«
»Alle?« fragte Durant mit hochgezogener Stirn. »Da hätten wir zum Beispiel Sabine Reich – eine Klassefrau, aber ein Motiv? Laura Fink – auf den ersten Blick unscheinbar, doch heute morgen in der Kirche sah sie wirklich gut aus, sehr wandlungsfähig. Wer weiß, was hinter ihrer Fassade für ein Vulkan brodelt? Rita Jung – Mitte Dreißig, aber mit allen weiblichen Vorzügen ausgestattet, auf die Männer stehen. Nicht zu vergessen Vivienne Schönau – absolute Spitzenklasse. Marianne Rosenzweig – noch nicht einmal vierzig, und gut zurechtgemacht sieht sie bestimmt toll aus. Und wer weiß, wie gut diese Damen im Bett sind? Noch ein paar Namen gefällig?«
»Ja, ja, ja, du hast ja recht, Boß. Unterhalten wir uns morgen noch einmal darüber. Tschüs, und mach
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