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Letale Dosis

Letale Dosis

Titel: Letale Dosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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beschlossen, meine sexuellen Bedürfnisse zurückzustellen, bis ich den Mann gefunden habe, der mich so nimmt und auch respektiert, wie ich es mir wünsche. Aber leider war die Suche bisher erfolglos.«
    »Wem sagen Sie das!« erwiderte Julia Durant seufzend. »Mein Leben ist auch ziemlich männerlos. Hier und da gibt’s mal jemanden …«
    »Aber Sie sehen doch toll aus, wenn ich das mal sagen darf. Und da gibt es niemanden, der …«
    »Danke für das Kompliment, aber … Na ja, es gibt schon jemanden, doch ich vertraue ihm nicht ganz. Die Geschichte, die er mir von seiner ach so entsetzlichen Ehe auftischt, und … Ach, was soll’s, ich habe mich damit abgefunden, solo zu sein. Und so wird es wohl auch bleiben.«
    »Sie haben also etwas mit einem verheirateten Mann. Das ist immer schlecht, das weiß ich aus Erfahrung. Sie sagen immer, sie würden sich scheiden lassen, oder die Scheidung liefe schon, und letztendlich ist alles nur heiße Luft. Sie wollen ihren Spaß im Bett und sonst nichts.«
    »Das ist genau das Problem … Aber ich will Sie nicht mit meiner Geschichte langweilen. Es gibt einen Grund, weshalb ich mich mit Ihnen hier treffe. Doch bevor ich näher darauf eingehe, sollten wir uns etwas zu essen bestellen. Ich sterbe fast vor Hunger.«
    Sabine Reich bestellte eine Vier-Jahreszeiten-Pizza, Julia Durant Tagliatelle mit Basilikumsoße. Nachdem der Ober die Bestellung aufgenommen hatte, sagte die Kommissarin: »Also, um es kurz zu machen, es hat noch einen Mord gegeben. Ebenfalls durch Gift, doch diesmal kein Mitglied Ihrer Kirche. Und es gibt eine Morddrohung gegen Dr. Fink …«
    »Moment, von diesem Mord weiß ich noch gar nichts. Wurde er nicht bekanntgegeben?«
    »Er ist erst letzte Nacht passiert; Sie werden morgen darüber in der Presse lesen, oder schon in der Nachmittagsausgabe der
Rundschau
. Allerdings haben wir wesentliche Details zurückgehalten. So was nennt man Polizeitaktik. Darum geht es aber nicht. Mich würde vielmehr interessieren, was Sie über die Familie Fink wissen.«
    Sabine Reich drehte ihr Glas alkoholfreies Bier zwischen den langen, schlanken Fingern. »Vielleicht wäre es besser, wenn Sie mir konkrete Fragen stellen würden. Außerdem habe ich von dem Selbstmord von Jürgen Fink gehört, den ich allerdings nur vom Hörensagen kannte.«
    »Ja, das ist eine tragische Geschichte, die aber nichts mit den aktuellen Mordfällen zu tun hat. Wie gut kennen Sie die Finks? Ich meine, haben Sie irgendeinen privaten Kontakt zu ihnen?«
    Sabine Reich nickte. »Laura ist meine beste Freundin. Ich habe immer das Gefühl, daß uns mehr verbindet als nur Freundschaft. Nur ist dieses Gefühl schwer zu beschreiben. Es ist einfach so, daß wir über alles, wirklich alles reden können. Aber nicht nur das, wir sind fast so etwas wie Schwestern; nicht nur in der Kirche, auch privat. Wenn es mir einmal nicht gutgeht, kann ich sicher sein, daß Laura anruft, weil sie das Gefühl hat, sie müßte es tun. Und umgekehrt verhält es sich ähnlich. Die eine ist immer für die andere da. Dabei kennen wir uns noch gar nicht so lange. Sie wurde in die Kirche geboren, während ich mich erst vor ein paar Jahren zur Taufe entschlossen habe. Die Missionare hatten es nicht leicht mit mir, ich bin von Natur aus rebellisch und hinterfrage alles, aber jetzt fühle ich mich rundum wohl in dieser Gemeinschaft. Ich habe meinen Platz gefunden.«
    Das Essen wurde serviert, sie schwiegen einen Moment, aßen ein paar Bissen.
    »Was für ein Mensch ist Laura?« fragte Durant.
    »Sie ist einfach eine ganz besondere junge Frau. Eine, die es geschafft hat, den Widrigkeiten des Lebens zu trotzen. Sie hat sich nie unterkriegen lassen, schon gar nicht von ihrem Vater.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Sie haben Fink doch selbst kennengelernt und können ihn wahrscheinlich einigermaßen einschätzen. Er ist ein harter Brocken.«
    »Ich erinnere mich, wie Sie mir letzte Woche gesagt haben, esgäbe in der Kirche einen liberalen, einen konservativen und einen ultrakonservativen Zweig. Über Schönau sagten Sie, er wäre ultra. Wo würden Sie Fink einstufen?«
    Sabine Reich lachte leise auf, schnitt ein Stück Pizza ab. »Fink paßt in keine der drei Kategorien. Er ist superultra, wenn Sie damit etwas anfangen können. Er ist wohl das, was man landläufig einen Fanatiker nennt. Er schaut nicht nach rechts und nicht nach links, sondern immer geradeaus. Er bestimmt den Weg, den seine Familie zu gehen hat, und wenn einer nicht so spurt,

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