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Letale Dosis

Letale Dosis

Titel: Letale Dosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Informationen über Petrol. Chefarzt seit zwei Jahren, ein Haus in Eltville, eine Wohnung in Frankfurt. Hochangesehen bei seinen Mitarbeitern, die ihm ausgesprochen hohe Führungsqualitäten bescheinigen. Nicht verheiratet …«
    Julia Durant meinte, ihr Herz bliebe gleich stehen, sie sagte mit belegter Stimme: »Entschuldigung, ich muß mal schnell raus, meine Blase.« Sie rannte aus der Tür, über den Flur zur Toilette. Ihr war speiübel, sie übergab sich. Einen Moment lang blieb sie vor der Kloschüssel knien, schließlich stand sie auf, ihre Beine zitterten. Sie ging zum Waschbecken, ließ kaltes Wasser über ihr Gesicht laufen, trocknete es ab. Sie zitterte noch immer.
Was hat Berger eben gesagt, Petrol war nicht verheiratet? Wer ist dann die Frau mit den Kindern auf dem Foto, das er mir gezeigt hat?
Sie spürte ihr Herz bis in die Schläfen pochen, sie atmete schnell, meinte, gleich ohnmächtig zu werden.
Ich muß zurück ins Büro, sonst wird Berger vielleicht noch mißtrauisch.
    Hellmer wandte den Kopf, als Julia Durant das Büro wieder betrat. Sie fühlte sich elend wie schon lange nicht mehr. Sie versuchte,so ruhig wie möglich zu wirken, steckte sich eine Zigarette an, stellte sich wieder ans Fenster.
    »Ist Ihnen nicht gut?« fragte Berger.
    »Es geht schon wieder«, sagte sie mit fester Stimme, »ich merke nur den fehlenden Schlaf der vergangenen Tage. Es war alles ein bißchen anstrengend.«
    »Wollen Sie lieber nach Hause gehen?«
    »Nein, so schlimm ist es nun wirklich nicht. Wo waren wir stehengeblieben?« fragte sie.
    »Bei Petrol. Daß er nicht verheiratet war. Da liegt es natürlich nahe, daß er eine feste Beziehung hatte. Nur, wer das war, das müßten wir wissen.«
    »Und was«, sagte Durant, »wenn er nicht nur eine, sondern gleich mehrere Frauen hatte? Sie hätten sein Penthouse sehen sollen, na ja, das hat Hellmer ja schon erwähnt. Und es ist bei erfolgreichen Männern nicht unüblich, daß sie entweder häufig wechselnde Liebschaften haben oder sich sogar gleich mehrere Geliebte auf einmal halten. Wobei keine von der andern weiß.«
    »Das klingt aber ein bißchen sehr weit hergeholt«, sagte Berger kopfschüttelnd. »Ich meine, im Film gibt’s so was, aber im richtigen Leben …«
    »Im richtigen Leben, Chef, gibt es mehr, als wir uns träumen lassen. Ich habe schon längst jegliche Illusion verloren, was das Verhalten von Menschen angeht. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Und ich verwette meinen Arsch, Petrol hatte nicht nur eine Frau. Männer wie er, die auf solche Praktiken stehen, haben meist mehr als eine Geliebte. Er hatte das nötige Kleingeld, warum also sollte er nicht zwei oder drei Frauen gehabt haben?«
    »Sie wirken ziemlich gereizt«, sagte Berger und sah Durant von der Seite an. »Was ist los?«
    »Mich kotzt dieser Fall nur an, das ist alles«, erwiderte sie unwirsch.
    »Welcher, die ganze Giftgeschichte oder das mit Petrol?«
    »Einfach alles. Vor genau einer Woche wurde Rosenzweig ermordet und wir haben bisher nicht einen einzigen Hinweis darauf, wie zum Beispiel das Gift in seinen Schreibtisch gekommen ist. Wir können bisher nicht einmal sagen, diese oder jene Frau hätte ein Motiv. Und warum nicht? Weil es bis jetzt noch nicht mal den Hauch eines Motivs gibt. Schön und gut, Rosenzweig und Schönau waren Hurenböcke, Petrol vielleicht auch, bei Hauser wissen wir es nicht. Bis jetzt dachte ich, wir müßten unseren Täter in der Kirche suchen, doch dann wird mit einem Mal jemand umgebracht, der mit dieser Kirche absolut nichts zu tun hatte! Das ist doch die große Scheiße an diesem Fall. Wir laufen uns die Hacken wund, aber wenn wir mit jemandem sprechen, sei es Frau Rosenzweig oder Frau Schönau oder einer von den Finks, von keinem bekommen wir auch nur den geringsten Anhaltspunkt, an dem wir ansetzen könnten. Und das macht mich einfach wütend!«
    »Ihre Wut in allen Ehren, aber wie wollen Sie weiter vorgehen?« fragte Berger.
    »Keine Ahnung. Finks Vergangenheit durchleuchten, vielleicht noch einmal mit seiner Frau sprechen, und vor allem mit seiner Tochter. Ich möchte ihr am liebsten heute noch die Kopie des Abschiedsbriefes ihres Bruders vorbeibringen. Die Kollegen sollen doch mal sehen, ob sie irgend etwas finden, das Aufschluß darüber gibt, was zum Beispiel Finks Vater in der Hitlerzeit für eine Funktion innehatte, ob er überhaupt in irgendwelche Nazi-Aktivitäten verwickelt war. Wir sollten uns auch eingehend mit Petrols Leben beschäftigen, was ich

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