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Letale Dosis

Letale Dosis

Titel: Letale Dosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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vertrauenswürdig. Aber so kann man sich in einem Menschen täuschen. Er war so ein perfekter Lügner, ich hätte vermutlich nie herausgefunden, wie und vor allem, wer er wirklich war. Aber jetzt weiß ich es … Ich werde darüber hinwegkommen, irgendwann, aber es wird dauern. Mir kam vorhin sogar der perfide Gedanke, daß er es nicht anders verdient hat. Ich weiß, das klingt hart, doch wenn man so gedemütigt wird … Du bist ein Mann, Frank, sag mir, was ich falsch mache! Was ist an mir, daß ich keinen Mann finde?«
    Hellmer zuckte verlegen die Schultern. »Ich kann’s nur wiederholen, du bist eine tolle Frau, und du hast das gewisse Etwas, auf das Männer fliegen.«
    »Und warum habe ich dann immer Pech mit ihnen?«
    »Keine Ahnung. Aber wenn’s dir hilft, ich bin immer für dich da. Und vielleicht solltest du mal mit Nadine reden, ich denke, so ein Gespräch von Frau zu Frau kann ganz hilfreich sein. Kotz dich einfach mal bei ihr aus. Ihr seid beide etwa im gleichen Alter, Nadine hat auch schon eine Menge durchgemacht, sie kann sich bestimmt in deine Lage versetzen.«
    »Danke, vielleicht komme ich auf das Angebot zurück. Aber wir sollten jetzt fahren.«

Montag, 11.00 Uhr
    Hauptfriedhof. Durant schätzte die Zahl der Trauergäste auf etwa dreihundert. Der Regen hatte aufgehört, doch der Wind war nach wie vor böig und kühl. Die Kapelle war bis auf den letzten Platz besetzt, einige Besucher mußten draußen bleiben und die Trauerfeier von dort verfolgen.
    »Meinst du, unsere Mörderin ist auch hier?« fragte Durant.
    »Ich könnte es mir vorstellen«, sagte Hellmer. »Solange sie sich in Sicherheit wiegt …«
    »Mein Gott, wenn ich mir vorstelle, wie viele der hier anwesenden Frauen allein vom Äußeren her in Frage kommen könnten! Vielleicht ist es ja jemand, den wir noch gar nicht kennen. Es ist der blanke Wahnsinn, was hier passiert.«
    »Doch, wir kennen die Dame. Warum sonst hätte sie dich am Sonntagabend angerufen? Es muß jemand sein, den wir kennen, alles andere wäre unlogisch. Das Problem ist nur, sie ist uns im Augenblick immer einen Schritt voraus. Die Spurensicherung hat absolut nichts Brauchbares gefunden, die Gerichtsmedizin konnte auch nichts Auffälliges feststellen … Wir müssen wohl oder übel auf den großen Zufall warten oder den
einen
Fehler abpassen, den sie irgendwann begeht.«
    »Du hast gut reden. Was, wenn Fink wirklich der nächste auf ihrer Liste ist und vielleicht schon für heute oder morgen sein Tod geplant ist? Und wir können es nicht verhindern. Wir müßten ihn schon in Sicherungsverwahrung nehmen, damit sie nicht an ihn rankommt.«
    »Und wie lange? Einen Tag, eine Woche, ein Jahr? Sie hat Zeit, wahrscheinlich hat sie alle Zeit der Welt. Sie ist wie eine Spinne, die längst ihr Netz gesponnen hat und nur darauf wartet, daß ihr Opfer reinfällt.«
    Die Kapelle begann sich zu leeren, der Zug hinter den beiden Särgen setzte sich in Bewegung.
    »Komm«, sagte Hellmer, »ich habe keine Lust mehr, hier rumzustehen. Es ist vertane Zeit. Du machst dich jetzt auf den Weg nach Höchst, und ich werde mal den lieben Kollegen ein bißchen unter die Arme greifen. Mal sehen, ob wir was über Fink rauskriegen. Wir sehen uns später.«

Montag, 12.30 Uhr
    Julia Durant war schon um kurz nach zwölf in Höchst, stellte ihren Wagen in der Nähe des Bahnhofs ab, kaufte sich in der Bahnhofsbuchhandlung die
FAZ
und ging zum Restaurant. Etwa die Hälfte der Tische waren besetzt, sie suchte sich einen am Fenster aus. Sie blätterte in der Zeitung, in der erneut ein ausführlicher Bericht über die mysteriösen Morde stand, die Polizeiarbeit aber glücklicherweise noch nicht in Frage gestellt wurde. Sie bestellte ein kleines Bier und wartete auf Sabine Reich. Sie kam um kurz nach halb eins, sie trug ein dunkelblaues, knapp über dem Knie endendes Kleid und dazu passende blaue Schuhe.
    »Warten Sie schon lange?« fragte sie, während sie sich setzte.
    »Nein, ich bin auch eben erst gekommen. Was möchten Sie trinken?« fragte die Kommissarin.
    »Das gleiche wie Sie, nur alkoholfrei. Seit ich der Kirche angehöre, ist Alkohol tabu. Nun, man muß eben immer irgendwelche Konzessionen machen. Aber es schadet nicht. Früher war ich dem Alkohol recht zugeneigt, ich habe geraucht und ständig wechselnde Beziehungen gehabt. Das ist jetzt alles vorbei. Das Problem ist nur, ich finde keinen Mann. Jeder will sofort mit mir ins Bett, aber ich habe mich für diesen Glauben entschieden und damit auch

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