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Letale Dosis

Letale Dosis

Titel: Letale Dosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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meine Arbeit unterhalten …«
    »Richtig, auch wenn es interessant ist … Gabriele Fink, was fällt Ihnen zu ihr ein?«
    »Du meine Güte, Gabriele Fink!« Sie zog für einen Augenblick die Stirn in Falten, blickte auf ihren Teller, sagte schließlich: »Lassen Sie es mich vorsichtig formulieren – Fink hat sie in den vergangenen fast vierzig Jahren systematisch fertiggemacht. Nicht auf einmal, er hat sich Zeit gelassen damit. Und jetzt ist sie genau das, was er immer wollte, eine Marionette in seinen Händen, eine Frau ohne eigenen Willen, ohne Selbstbewußtsein, ohne Perspektiven; ein lebloses Individuum, das nur noch von der Hülle zusammengehalten wird. Sie ist ein körperliches und seelisches Wrack, und irgendwann wird sie untergehen. Sie wird sterben und keiner wird es bemerken, ich fürchte, nicht einmal Fink selbst. Laura leidet sehr darunter, und sie hat sich nicht nureinmal bei mir deswegen ausgeheult. Auch wenn man es Laura auf den ersten Blick nicht anmerkt, sie ist unglaublich sensibel.«
    Julia Durant hatte aufmerksam zugehört und ließ sich mit der nächsten Frage lange Zeit.
    »Frau Reich, eine letzte, sehr vertrauliche Frage – würden Sie einem Mitglied der Familie Fink einen Mord zutrauen?«
    »Ich wußte, diese Frage würde kommen«, sagte Sabine Reich wieder lächelnd. »Aber Sie können suchen, soviel Sie wollen, Sie werden keinen Mörder oder keine Mörderin dort finden. Gabriele Fink ist, wie ich schon sagte, innerlich tot und unfähig, eine Entscheidung von solcher Tragweite zu treffen. Und Stephan kommt eher nach seinem Vater. Ich mag ihn nicht besonders, er ist arrogant, und ich habe das Gefühl, er biedert sich an, und zwar auf eine ziemlich schleimige Weise. Und Laura – niemals. Für sie lege ich meine Hand ins Feuer, selbst auf die Gefahr hin, mich gewaltig zu verbrennen. Aber ich habe keine Angst, mich zu verbrennen, denn Laura ist über jeden Zweifel erhaben. Dann könnten Sie schon eher mich auf Ihre Liste der Verdächtigen packen.«
    »So? Weshalb?« fragte Julia Durant grinsend.
    »Ich will damit nur sagen, daß Laura ein von Natur aus reines, gewaltloses Wesen besitzt. Das ist alles. Ich kann manchmal ganz schön aufbrausend und unbeherrscht sein, womit ich nicht sagen will, daß ich jemanden kaltblütig umbringen könnte.«
    Julia Durant wollte sich schon von Sabine Reich verabschieden, als sie ihr eine letzte Frage stellte, die ihr plötzlich in den Sinn kam: »Frau Reich, ich gehe davon aus, daß Sie mit offenen Augen durchs Leben gehen. Sie kennen doch sicherlich einen Herrn Jung und auch seine Exfrau. Was wissen Sie über die beiden?«
    Sabine Reich senkte den Blick, zögerte mit der Antwort, bevor sie sagte: »Er ist ein guter Mann, mehr will ich nicht sagen. Aufrichtig, offen, und er hat es nicht leicht gehabt. Und obgleich ichnicht über meine Arbeit sprechen darf, so kann ich Ihnen doch sagen, daß Frau Jung vor einigen Jahren meine Patientin war. Sie hatte Probleme, was eigentlich leicht untertrieben ist.«
    »Was für Probleme?« hakte die Kommissarin nach.
    »Tut mir leid, wenn Sie etwas Genaueres wissen wollen, dann sprechen Sie mit ihr selbst.«
    »Frau Reich, ich bin nicht aus privater Neugier am Leben von Frau Jung interessiert, sondern rein beruflich. Und im Augenblick haben wir es mit vier Morden zu tun, und wir haben bis jetzt nicht die geringste Spur. Wir gehen aber stark davon aus, daß der Mörder in der Kirche zu suchen ist. Alles, was ich brauche, sind ein paar Informationen, die uns weiterhelfen könnten. Ich bitte Sie, machen Sie eine Ausnahme und erzählen Sie mir etwas über Frau Jung. Sie war, als ich mit ihr sprach, sehr verschlossen.«
    Sabine Reich rollte mit den Augen, trank einen Schluck, sagte: »In Ordnung, aber nur dieses eine Mal. Und kein Wort, daß Sie es von mir haben, sonst komme ich in Teufels Küche.«
    »Versprochen.«
    »Sie kam zu mir, weil sie Alkoholprobleme hatte. Diese Probleme hatten allerdings eine Ursache. Sie hatte, als sie schon verheiratet war, ein Verhältnis mit einem älteren Mann, mit wem, wollte sie mir nicht verraten. Was sie mir allerdings verriet, war, daß das Kind, das angeblich von ihrem Mann war, aus diesem Verhältnis stammte. Ihr Mann kam durch Zufall dahinter, stellte sie zur Rede, worauf sie den Ehebruch zugab. Anfangs hat sie versucht, die Ehe zu retten, aber ihr Mann bestand auf der Scheidung. Schließlich hat sie eingewilligt, unter dem Vorbehalt, das Sorgerecht für ihre Tochter zu bekommen. Doch

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