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Letale Dosis

Letale Dosis

Titel: Letale Dosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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wie er das will, dann hat derjenige Pech gehabt. Jürgen, den ich nur aus Lauras Erzählungen kenne, hatte dieses Pech. Fink läßt keine andere Meinung gelten als seine. Auch nicht in der Kirche. Was er sagt, ist Gottes Wort, und die meisten akzeptieren das auch. Fink zählt jedenfalls nicht zu meinen Lieblingsmitgliedern. Seine Härte sich selbst und vor allem andern gegenüber ist bisweilen erschreckend. Aber der Mann hat so viel Einfluß, daß jeder nur denkt, er wird schon recht haben. Auch wenn es viele gibt, die zweifeln. Das Problem ist nur, es traut sich kaum einer, Fink zu widersprechen. Er ist jemand, der ungeheuren psychischen Druck ausüben kann. Er nutzt das Dogma der Kirche auf seine ganz besondere Weise. Wenn er wüßte, was ich von einigen Mitgliedern weiß, er würde sie allesamt exkommunizieren, ohne mit der Wimper zu zucken.«
    »Darf ich fragen, ohne indiskret sein zu wollen, was das ist, was Sie von diesen Mitgliedern wissen?«
    »Natürlich. Wie Sie wissen, wird bei uns nicht geraucht, nicht getrunken, Sex vor der Ehe ist offiziell verpönt, inoffiziell sogar verboten, vor allem in unserer Region, wo Fink das Sagen hat. Unkeuschheit hat bei uns zwangsläufig den Ausschluß aus der Kirche zur Folge. Ehebruch ist ein noch viel schlimmeres Vergehen, das selbstverständlich sofort mit Rausschmiß geahndet wird. Außerdem soll man sich nicht mit Esoterik beschäftigen, dazu zählt Kartenlegen, Astrologie, Handlesen, Pendeln und soweiter. Ich muß aber einschränkend hinzufügen, daß es besonders in unserer Region sehr autoritär und streng zugeht. Hamburg, Berlin oder München sind völlig anders, viel liberaler. Es hängt eben vom jeweiligen Regionshirten ab. Glücklicherweise dauert eine Amtsperiode maximal sieben Jahre, danach kommt ein anderer. Aber um auf Ihre Frage zurückzukommen – es gibt eine ganze Reihe von Mitgliedern, die mit enormen psychischen Problemen zu kämpfen haben und die meiner Ansicht nach unbedingt psychologisch betreut werden müßten. Ich kenne einige, die alkohol- oder drogenabhängig sind. Ich weiß von zwei Fällen, in denen die Männer ihre Frauen regelmäßig körperlich mißhandeln, und leider auch von einigen Fällen, in denen Kinder permanenter psychischer und physischer Gewalt ausgesetzt sind; die Interpretation des letzteren überlasse ich Ihnen. Ich könnte die Liste beliebig fortführen, aber es würde Ihnen letztendlich nichts bringen. Ich weiß von diesen Fällen, und Laura auch. Zum Glück gibt es eine Schweigepflicht, und kein noch so hohes Tier in der Kirche kann uns zwingen, Details aus dem Leben eines alkoholkranken oder unkeuschen Mitglieds preiszugeben. Würden wir das tun, würde sich die Mitgliederzahl in unserer Region innerhalb kürzester Zeit um etwa die Hälfte reduzieren, und ich würde schon bald eine Reihe meiner Patienten verlieren.«
    »Wie viele Ihrer Patienten sind Kirchenmitglieder?«
    »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Reine Neugier. Nennen Sie mir eine Prozentzahl.«
    »Etwa vierzig bis fünfzig Prozent. Es variiert. Sie müssen wissen, ich biete mehrere Therapieformen an, dazu gehören Einzelgespräche, Gruppentherapie und Hypnosetherapie, wobei letztere nur von sehr wenigen in Anspruch genommen wird, da die meisten sich davor fürchten, unter Hypnose Dinge zu sagen, die sie nicht sagen wollen. Dabei ist gerade diese Therapieform eine der erfolgreichsten überhaupt, weil man damit an die Wurzeln bestimmter Krankheitsbilder gelangt.«
    »Und gab es schon Mitglieder, die sich von Ihnen in Hypnose versetzen ließen?«
    »Eine Handvoll. Es herrscht leider immer noch die Meinung vor, Hypnose sei vergleichbar mit Narkose, was natürlich völliger Quatsch ist, doch es gibt kaum jemand, der nicht Angst davor hat, in Tiefschlaf versetzt zu werden. Aber bringen Sie den Leuten mal bei, daß Hypnose weder lebensgefährlich noch sonst in irgendeiner Form schädlich oder bedrohlich ist! Und es hat auch überhaupt nichts mit Esoterik oder irgendwelchem anderen Humbug zu tun.«
    »Machen Sie auch Rückführungen?«
    »Sie meinen, ob ich in der Lage bin, das Unterbewußtsein eines Patienten in ein früheres Leben zu führen?« Sabine Reich schüttelte lachend den Kopf, aß noch ein Stück von ihrer inzwischen abgekühlten Pizza. »Nein. Ich hatte jedoch vor nicht allzu langer Zeit einen Fall, wo ich den Patienten bis zum Zeitpunkt seiner Geburt führen konnte. Das war auch für mich ein ganz besonderes Erlebnis. Aber wir wollen uns doch nicht über

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