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Letale Dosis

Letale Dosis

Titel: Letale Dosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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wurde von ihrer Familie verstoßen, genau wie dein Sohn Jürgen von dir. Die Schicksale ähneln sich irgendwie, findest du nicht? Sie hatte absolut niemanden, der ihr in ihrer schwersten Zeit beigestanden hat. Sie hatte nur dich und deine verfluchten Drohungen. Aber wahrscheinlich hat sie dich geliebt, zumindest bis zu einem gewissen Zeitpunkt. Wäre sie, wie ich, zu Haß fähig gewesen, dann hätte sie dich umgebracht, so wie ich es gleich tun werde. Aber sie war keine Frau, die hassen konnte. Sie konnte nur trauern. Doch als ich sie kennenlernte und ihre Geschichte gehört habe, kurz bevor sie in die Klinik kam, wußte ich, daß ich das tun würde, wozu sie nie fähigwar …« Mit der freien Hand holte sie eine Zigarette aus ihrer Tasche, zündete sie an.
    »Wie fühlst du dich jetzt? Beschissen? Reumütig? Hast du Angst? Siehst du dem Tod gelassen oder voller Furcht entgegen? Hast du Angst vor der Hölle? Ich an deiner Stelle würde mir jetzt vor Angst in die Hosen machen.«
    »Ja, ich habe Angst«, flüsterte er. »Aber was nützt sie mir jetzt noch? Gibt es einen Weg zurück?«
    »Nein, den gibt es schon lange nicht mehr. Ich mußte nur den geeigneten Zeitpunkt abwarten. Erst Rosenzweig, dann Schönau, jetzt du. Die gesamte Führungsspitze der Region innerhalb einer Woche ausgelöscht. Was für eine Sensation für die Mitglieder! Und was für eine Schmach für die Kirchenführer in Amerika. Ich bin schon gespannt, wie die Öffentlichkeit darauf reagieren wird. Nur schade, daß du das nicht mehr mitkriegst. Tja, ist der Ruf erst mal dahin … Und keiner wird je wissen, wer euch ins Jenseits befördert hat. Ich werde weiterhin jeden Sonntag die Versammlungen besuchen, ich werde mich um die jungen Erwachsenen kümmern, ich werde leben wie immer. Und vielleicht wird sogar in deiner Familie das Leben wieder Einzug halten. Ach, übrigens, das mit Laura war auch ein schwerer Fehler von dir. Wenn ich mir vorstelle, wie viele Leichen deinen Weg pflastern! Aber die letzte wirst du selber sein.«
    »Warum Schönau und Rosenzweig?« fragte er mit auf einmal seltsam ruhiger Stimme.
    »Warum? Weil sie davon wußten und nichts dagegen unternommen haben. Ihr drei habt immer wie Pech und Schwefel zusammengehalten, hat der eine einen Fehler begangen, der nicht im Einklang mit den Kirchenrichtlinien oder Geboten stand, dann wurde er von den andern gedeckt. Rosenzweig und Schönau waren, um es salopp auszudrücken, Hurenböcke. Und du wußtest davon. Ich nenne nur den Namen Rita Jung – ihr alle drei habt die Sache vertuscht. Nur mit dem Unterschied, daß sie eine halbeMillion als Abfindung für ihr Schweigen erhalten hat, ein Vielfaches von dem, was du meiner Mutter gezahlt hast. Aber sie hätte ohnehin nichts mehr von dem Geld, wahrscheinlich hätte sie sich längst totgesoffen, und ich hätte sie nie gefunden. Tja, wer weiß, vielleicht war es besser so, denn wie heißt es so schön – die Wege des Herrn sind unergründlich …«
    »Du bist eine verdammte Zynikerin!« stieß Fink hervor. »Du mordest die Menschen einfach so dahin und schiebst Gott als Alibi vor?! Heißt es nicht auch in der Schrift, wir sollen vergeben? Wo ist dein Vergeben?«
    »Ich sehe das anders«, sagte sie gelassen, nahm einen letzten Zug von der Zigarette, blies den Rauch in seine Richtung und ließ sie auf den Boden fallen, wo die Glut ein Brandloch in den Teppich fraß. »Wo war
deine
Güte und Barmherzigkeit, von der du immer sprichst, als du meine Mutter einfach im Stich gelassen hast? Wo? Wie kann ich dir vergeben, nach all dem, was du uns angetan hast? Es gibt Grenzen des Vergebens, und die haben du und deine Mitstreiter übertreten. Und jetzt kommt die Strafe dafür.«
    »Laß mich leben«, sagte er leise, die Hände um die Armstützen verkrampft. »Ich bitte dich, mir zu vergeben. Ich werde versuchen, alles wiedergutzumachen. Ich verspreche es hoch und heilig.«
    »Spar dir deine verfluchten Versprechungen! Und komm mir nicht mit heilig! Du weißt doch gar nicht, was das ist.
Du
bist der Zyniker von uns beiden, dein Leben hat seit jeher aus blankem Zynismus bestanden … Es tut mir leid, daß alles so gekommen ist, aber glaub mir, es ist besser für uns alle. Ich würde keine Sekunde mehr ruhig schlafen können, wüßte ich, du wärst noch am Leben.«
    »Ich biete dir einen Vertrag an«, sagte er mit flehender Stimme, »einen, der dich und mich schützt. Einen absolut wasserdichten Vertrag. Kein Mensch wird je erfahren, was du getan hast, denn

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