Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Letale Dosis

Letale Dosis

Titel: Letale Dosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
Kollegen und später auch ich nacheinander alle im Augenblick Anwesenden befragen. Wo können wir uns ungestört unterhalten?« fragte Julia Durant.
    »In meinem Büro. Wenn Sie mir bitte folgen wollen.« Sie wartete, bis die Kommissarin eingetreten war, schloß die Tür hinter sich. Sie deutete auf einen Stuhl vor ihrem Schreibtisch, sie selbst nahm hinter dem Tisch Platz. Julia Durant sah sich kurz in dem freundlich eingerichteten Büro um, dem drei hohe Hydrokulturpflanzen eine beinahe gemütliche Atmosphäre verliehen.
    »Darf man hier rauchen?« fragte sie und fügte gleich hinzu, auf die geschlossene Tür rechts neben sich deutend: »Ist dort das Büro von Dr. Rosenzweig?«
    »Ja, warum?«
    »Ich würde gern nachher einen Blick hineinwerfen und es dann versiegeln. Wir werden uns das Büro morgen genauer ansehen.«
    »Muß das sein?« fragte Claudia Neumann.
    »Leider ja. Sobald der Verdacht auf eine Straftat besteht, müssen wir leider auch das Büro von Ihrem Chef durchsuchen, um somöglicherweise Hinweise auf das Tatmotiv und vielleicht sogar auf den Täter zu finden.«
    Claudia Neumann nickte, erwiderte: »Kann ich verstehen. Und im übrigen können Sie ruhig rauchen, ich rauche selbst.«
    »Okay«, sagte die Kommissarin, nachdem sie sich eine Zigarette angesteckt hatte, »dann wollen wir mal in medias res gehen. Ihr Name ist also Claudia Neumann. Darf ich fragen, wie alt Sie sind?«
    »Einunddreißig. Warum?«
    »Nur so, für die Statistik. Seit wann arbeiten Sie für Dr. Rosenzweig?«
    »Seit knapp sieben Jahren. Ich habe Betriebswirtschaft und Englisch studiert und bin sofort danach in dieses Unternehmen gekommen.«
    »Und Sie haben von Anfang an sozusagen als rechte Hand von Dr. Rosenzweig gearbeitet?«
    »Nein, die ersten zwei Jahre war ich ausschließlich im kaufmännischen Bereich tätig, habe hier und da im Außendienst gearbeitet, aber seit fünf Jahren arbeite ich direkt mit Dr. Rosenzweig zusammen.«
    Julia Durant nahm einen Zug an ihrer Zigarette, ließ den Rauch lange in den Lungen, bevor sie ihn durch die Nase ausblies. »Erzählen Sie mir etwas über Ihren Chef. Was für ein Mensch war er? Was wissen Sie über sein Privatleben, über seine Vorlieben, über seine Schwächen? War er in Ihren Augen gerecht, hat er bisweilen zu Jähzorn geneigt, ich möchte mir einfach ein Bild von ihm machen können.«
    Claudia Neumann lehnte sich zurück, sie faltete die Hände über dem Schoß, schaute einen Moment auf ihre langen, schlanken Finger mit den dunkelrot lackierten Nägeln, schließlich drehte sie sich mit ihrem Stuhl und sah aus dem Fenster, wo sich weit hinten am Horizont schemenhaft der Taunus abzeichnete.
    »Was für ein Mensch war er?« wiederholte sie leise die erste Frageder Kommissarin. Sie seufzte auf, drehte sich wieder um, die großen, blauen Augen auf Durant gerichtet. »Er war ein sogenannter Workaholic. Ohne Arbeit machte das Leben keinen Sinn für ihn. Er brauchte die Arbeit, wie andere ihre Hobbies oder überhaupt ihre Freizeit brauchen. Und wie das bei solchen Menschen oftmals üblich ist, können es andere einem nie wirklich recht machen.«
    »Wie hat sich das geäußert?«
    »Er wurde schon ab und zu mal laut und heftig, aber ich habe mich mit der Zeit an seine Launen gewöhnt. Im Prinzip war er aber ein recht umgänglicher Mensch, womit ich nicht sagen möchte, daß er einfach war. Dr. Köhler ist völlig anders. Mit ihm kann man über alles reden, und er gibt einem nie das Gefühl, in irgendeiner Form etwas Geringeres zu sein als er. Bei Dr. Rosenzweig war es manchmal genau umgekehrt. Bei ihm habe ich schon das eine oder andere Mal geglaubt, daß er sich für etwas Besseres hielt. Aber das war sein Problem und nicht meines. Ich habe meine Arbeit erledigt, so gut ich konnte, und ich denke, er war im großen und ganzen recht zufrieden mit mir. Sonst hätte er mich wohl nicht so lange in diesem Büro behalten«, fuhr sie mit einem Lächeln fort, das sicher fast jeden Mann um den Verstand bringen konnte.
    »Und sein Privatleben? Was wissen Sie darüber?«
    Claudia Neumann zuckte die Schultern. »Wenig. Er hat eigentlich nie über sein Privatleben gesprochen. Ab und zu hat seine Frau hier angerufen oder einer seiner Söhne, aber ich weiß im Prinzip nichts. Sein Privatleben war so etwas wie ein Geheimnis. Tut mir leid, wenn ich Ihnen da nicht weiterhelfen kann.«
    Die Kommissarin drückte ihre Zigarette aus, lehnte sich zurück. »Das macht nichts. Wie ist denn so im allgemeinen das

Weitere Kostenlose Bücher