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Letale Dosis

Letale Dosis

Titel: Letale Dosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Selbstmord in diesem Fall für möglich?«
    »Nein. Wir haben eine ausführliche Autopsie durchgeführt und zum Beispiel keinerlei Hinweise auf schwere körperliche Erkrankungen vorgefunden, was ja oftmals der Grund dafür ist, daß jemand seinem Leben ein Ende setzt, weil er nicht länger leiden will. Auch war sein Gehirn ohne Befund. Außer seinem Diabetes war Rosenzweig gesund. Der Mann ist meiner Meinung nach auf eine sehr raffinierte Weise getötet worden. Eine Weise, wie ich sie in meiner jetzt fast dreißigjährigen Laufbahn als Mediziner noch nicht erlebt habe. Noch Fragen?«
    »Eine noch. Wieviel Insulin spritzt sich ein Diabetiker in der Regel? Ich meine, ich habe diese Frage auch schon der Hausärztingestellt, würde aber gern von Ihnen noch eine Bestätigung haben.«
    »Einen Milliliter, vielleicht auch anderthalb, es kommt auf die Schwere der Erkrankung an. Aber glauben Sie mir, ein Milliliter reines, das heißt vakuum- oder gefriergetrocknetes
Taipoxin
beziehungsweise
Echis-Gift
subkutan injiziert ist eine hundertprozentig tödliche Dosis, da Schlangengift in frischem Zustand zu etwa fünfzig bis neunzig Prozent aus Wasser besteht. Denn in einem bis anderthalb Milliliter finden sich je nach Konzentration etliche Milligramm Gift. Und wenn ich Ihnen sage, daß eine
Echis carinatus
bei einem tödlich verlaufenden Biß nur einen kleinen Tropfen abgibt und man diesem Tropfen jetzt auch noch das Wasser entzieht und die verbleibenden Toxine gefriertrocknet, dann können Sie sich vorstellen, was allein ein Milligramm bewirkt. Ähnlich verhält es sich bei dem Taipan, der allein aufgrund seiner Größe und der Länge seiner Giftzähne mehr Gift injiziert und dessen Gift unter allen uns bekannten Schlangengiften zu denen mit der höchsten Toxizität zählt. Sie müssen wissen, eine Sandrasselotter wird zwischen einem halben Meter und höchstens achtzig Zentimeter lang, der Taipan hingegen bis zu drei Metern. Aber ich möchte noch etwas besonders hervorheben – es gibt zwei verschiedene Arten des Taipans, den in Nordund Nordost-Australien und Nordguinea beheimateten normalen Taipan,
Oxyuranus scutellatus
, und dann noch den in Zentralaustralien heimischen Wüstentaipan,
Oxyuranus microlepidotus
, dessen Gift noch um ein vielfaches stärker ist und dessen genaue Zusammensetzung bis heute nicht eindeutig identifiziert werden konnte. Wir sind noch nicht ganz sicher, welche dieser beiden Taipanarten in Frage kommt, auffällig ist nur, daß aus dem
Taipoxin
vor allem die sogenannten Phospholipasen A 2 herausgefiltert wurden, die zu den Neurotoxinen zählen und, einmal injiziert, extrem stark auf die präsynaptische Membran der Nervenendplatte wirken, was letztendlich zu einer vollständigen Lähmungder gesamten Körpermuskulatur und zum Tod durch Atemlähmung führt. Aber um die Sache abzuschließen, es ist nicht einfach, an derartige Gifte zu gelangen, es ist aber auch nicht unmöglich.«
    »Eine letzte Frage noch – angenommen, Rosenzweig wäre ein Gegengift gespritzt worden, hätte er dann überlebt?«
    »In diesem Fall kaum. Wobei es in Deutschland ohnehin kein Taipan-Antiserum gibt. Aber wir haben es hier wie gesagt mit zwei völlig unterschiedlichen Toxinen zu tun, und …. Ach, was soll’s. Und jetzt viel Spaß bei der Suche nach dem Mörder. Es wird mit Sicherheit nicht einfach für Sie werden.«
    »Wir werden ihn trotzdem finden. Vielen Dank für Ihre Mühe und die schnelle Arbeit. Wiederhören.« Julia Durant legte den Hörer auf, preßte die Lippen aufeinander, nahm einen letzten Zug an der Zigarette, drückte sie im Aschenbecher aus.
    »Also, Sie haben es gehört, Morbs schließt Selbstmord aus. Und ich auch, wenn ich ehrlich bin. Und außerdem wissen wir jetzt eine ganze Menge über die Zusammensetzung und Wirkungsweise von Schlangengiften, zumindest von einigen«, setzte sie grinsend hinzu. »Auch wenn das meiste von dem, was Morbs mir erzählt hat, für mich böhmische Dörfer sind … Phospho … Scheiße!«
    »Und Sie?« fragte Berger, ohne auf die letzte Bemerkung von Durant einzugehen, den Blick auf Hellmer gerichtet.
    »Ich schließe mich meiner Kollegin an, ich schätze auch, es war Mord. Kaltblütiger, überlegter Mord. Wobei wir noch nicht den Hauch eines Motivs haben. Aber wir werden eines finden. Vielleicht schon heute nachmittag, wenn wir die Mitarbeiter von Rosenzweig befragen.«
    Berger wollte gerade eine weitere Frage stellen, als das Handy von Julia Durant klingelte. Sie holte es aus

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