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Letale Dosis

Letale Dosis

Titel: Letale Dosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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noch klappt, nehmen wir uns ein paar der Geschäftspartner vor. So, wenn ich zu Ende geraucht habe, mache ich mich auf den Weg.Ich werde die paar Meter zu Fuß gehen. Ich kann nicht sagen, wie lange ich mit der Neumann sprechen werde, doch ich denke, ich bin spätestens gegen elf, halb zwölf wieder hier. Meine Herren«, sagte sie und drückte die Zigarette aus, »ich verabschiede mich. Wir sehen uns später, und dann weiß ich hoffentlich mehr. Bis nachher.«

Mittwoch, 8.55 Uhr
    Julia Durant betrat das kleine Café, blieb in der Tür stehen, sah sich um. In der rechten hinteren Ecke erblickte sie Claudia Neumann, die einen kurzen, blauen Rock und eine gelbe Bluse trug und vor einer Tasse Tee saß. Sie hielt eine Zigarette in der Hand, die Schachtel Dunhill lag auf dem Tisch. Die Kommissarin ging auf sie zu, sagte »Hallo« und setzte sich der jungen Frau gegenüber. Sie machte einen übernächtigten und sehr nervösen Eindruck, ihre Finger, die die Zigarette hielten, zitterten kaum merklich. Bis auf drei weitere Gäste, die jeder für sich an einem Tisch saßen und frühstückten und dabei Zeitung lasen, waren sie allein. »Hallo«, erwiderte Claudia Neumann den Gruß. Im Gegensatz zu gestern wirkte sie gehemmt und unsicher. Sie hielt die Zigarette in der linken Hand, mit der rechten rührte sie im Tee. »Möchten Sie etwas essen?« fragte sie verlegen lächelnd. »Ich kenne kein Café, in dem es bessere Croissants gibt. Sie haben aber auch belegte Brötchen, und natürlich Kuchen. Ich lade Sie ein, ich finde, ich bin es Ihnen irgendwie schuldig.«
    Julia Durant lächelte ebenfalls und schüttelte den Kopf. »Nein, Sie sind mir gar nichts schuldig. Und ich habe gerade erst gefrühstückt, ich habe keinen Hunger. Aber einen Kaffee könnte ich vertragen.«
    Claudia Neumann winkte eine Kellnerin heran, bestellte ein Kännchen Kaffee für Durant und ein Croissant für sich. Nachdembeides auf dem Tisch stand, fragte die Kommissarin: »Also, wollen wir?«
    »Es muß wohl sein. Und es ist mir auch egal, wer davon erfährt und ob es mich den Job kostet, es war in letzter Zeit ohnehin nur noch ein ständiges Katz- und -Maus-Spiel zwischen einigen Angestellten und mir. Und die Gröben wußte auch Bescheid, zumindest vermute ich es, denn die Art, wie sie sich mir gegenüber verhalten hat, na ja … Von mir aus kann alle Welt erfahren, was zwischen Rosenzweig und mir war.«
    »Eine Frage, bevor Sie anfangen – sind Sie verheiratet, oder leben Sie in einer festen Partnerschaft?«
    Claudia Neumann schüttelte den Kopf. »Weder noch. Ich lebe allein. Ab und zu habe ich einen Freund, aber … ich weiß nicht, manchmal habe ich einfach das Gefühl, nicht bindungsfähig zu sein. Ich muß irgend etwas an mir haben, was die Männer vergrault.«
    »Ihr Äußeres ist es aber bestimmt nicht«, sagte Julia Durant. »Ich würde sagen, es ist beeindruckend. Meine Kollegen jedenfalls … Sie sehen prima aus.«
    »Danke«, erwiderte die junge Frau und errötete leicht. »Aber wir sind nicht hier, um über mein Aussehen zu sprechen. Ich denke, wir sollten es schnell hinter uns bringen.« Sie blickte auf ihren Tee, nahm den Löffel heraus und legte ihn neben die Tasse. Sie drückte die Zigarette aus und zündete sich gleich eine neue an, ein Zeichen für ihre Nervosität.
    »Gut, dann erzählen Sie doch einfach, was zwischen Ihnen und Rosenzweig gewesen ist.«
    Claudia Neumann nahm die Tasse, führte sie zum Mund und nahm einen Schluck. Sie stellte die Tasse zurück und begann: »Ich habe ja gestern schon gesagt, daß ich seit sieben Jahren bei
Rosenzweig & Partner
beschäftigt bin. Die ersten zwei Jahre war es ein ganz normales Arbeitsverhältnis, ich hatte auch nicht den Eindruck, als ob Rosenzweig – oder Hans – etwas von mir wollte.Eines Tages aber mußte er geschäftlich nach Berlin, und weil seine damalige Sekretärin gekündigt hatte, hat er mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, ihn zu begleiten, er hätte ein paar wichtige Verhandlungen zu führen und bräuchte dafür jemand, der mitschrieb. Ich habe mir nichts weiter dabei gedacht, schließlich ist es nicht unüblich, daß ein Chef seine Sekretärin mit auf Geschäftsreise nimmt. Im Flugzeug hat er sich noch völlig normal benommen, aber als wir ins Hotel kamen, waren bereits zwei Zimmer für uns reserviert und zwar die Zimmer 418 und 419, ich erinnere mich noch ganz genau daran. Wir haben also Tür an Tür gewohnt, und das Fatale war, daß es auch noch eine Verbindungstür

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