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Letale Dosis

Letale Dosis

Titel: Letale Dosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Beerdigung meines Mannes.« Frau Rosenzweig stand auf, strich ihren Rock glatt, reichte Sabine Reich die Hand.
    »Auf Wiedersehen.«
    »Wissen Sie schon, wann die Beerdigung stattfinden wird?« fragte die Therapeutin, während sie Marianne Rosenzweig zur Tür begleitete.
    »Nein, ich habe noch nichts gehört. Ich denke, es wird wohl Dienstag oder Mittwoch nächster Woche sein.«
    »Dann bleibt es bei unserem Termin am Montag?«
    »Ich denke schon. Sollte irgendwas dazwischenkommen, melde ich mich.«
    Sabine Reich schloß die Tür hinter ihr, lehnte sich von innen dagegen, kniff die Lippen zusammen, sah zur Uhr, ging zurück in ihr Zimmer. Sie setzte sich hinter den Schreibtisch, legte die Notizenin die Patientenakte, stützte die Arme auf, legte die Hände aneinander, berührte mit den Fingerspitzen ihre Nase. Sie dachte über die vergangene halbe Stunde nach. Um fünf vor zehn klingelte erneut das Telefon. Sie nahm ab, meldete sich.
    »Kannst du jetzt sprechen?« fragte die männliche Stimme.
    »Jetzt ja. Was gibt es denn so Wichtiges?« fragte Sabine Reich.
    »Nichts, ich wollte nur deine Stimme hören. Und außerdem würde ich dich gern wieder einmal sehen.«
    »Und warum? Du hast dich seit über einer Woche nicht gemeldet, ich dachte schon, es gibt dich überhaupt nicht mehr«, sagte sie mit einem Anflug von Spott.
    »Ich hatte wahnsinnig viel um die Ohren, das mußt du mir glauben. Ich war drei Tage zu einem Kongreß in Hamburg, das wußtest du auch, und danach habe ich mir noch vier Tage Sylt gegönnt. Ich bin erst seit Montag wieder im Lande. Wie wär’s heute abend? Wir könnten essen gehen und hinterher zu dir.«
    »Heute abend«, sagte sie und überlegte. »Ich weiß nicht, aber gib mir doch eine Stunde Zeit, ich ruf dich nachher an.«
    »Sag ja«, bettelte der Anrufer.
    »Ich sag doch, ich ruf an. Aber ich werde es schon irgendwie einrichten können. Allerdings sollten wir uns auch mal über gewisse Dinge unterhalten, zum Beispiel über das Halten von Versprechungen. Du weißt doch hoffentlich, was ich meine, oder?«
    »Ja, natürlich. Und es tut mir leid, daß ich dich am Dienstag einfach versetzt habe …«
    »Obwohl wir fest verabredet waren. Und der werte Herr hat es nicht einmal für nötig befunden, sich wenigstens bei mir zu entschuldigen. Ich habe bei dir zu Hause angerufen, Anrufbeantworter, ich habe deine Handynummer gewählt, Mailbox … Ich weiß nicht, was ich davon noch halten soll. Du hättest dich wenigstens am Montag mal melden können.«
    »Hätte ich, und wie gesagt, es tut mir leid, ich hatte soviel um die Ohren …«
    »Ihr Scheißtypen habt immer soviel um die Ohren, und es ist ja auch so ein wahnsinniger Zeitaufwand, mal kurz zum Hörer zu greifen und anzurufen. Aber lassen wir das, es hat ja eh keinen Sinn. Ich melde mich nachher, darauf kannst du dich verlassen. Ich muß jetzt aber Schluß machen, mein nächster Patient kommt gleich.«
    »Ciao, und bis nachher.«
    Sie legte auf, ein undefinierbares Lächeln umspielte ihre Mundwinkel, sie nahm einen Stift, schrieb etwas in ihr Notizbuch, klappte es wieder zu und wartete. Kurz darauf klingelte es, sie erhob sich, ging zur Tür. Ein junger Mann von dreiundzwanzig Jahren stand vor ihr. Sie bat ihn herein, er ging vor ihr in das Zimmer. Ein Problemfall, mit vierzehn Alkohol, mit fünfzehn Drogen, mit siebzehn die erste Entziehungskur, der drei weitere folgten. Jetzt war er, trotz seiner jungen Jahre, ein physisches und psychisches Wrack, er litt unter Wahnvorstellungen, manischdepressive Schübe wechselten sich ab mit schwersten Depressionen, vor etwa einem Jahr waren bei ihm eine chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung sowie Leberzirrhose im Anfangsstadium festgestellt worden. Ein schier unlösbarer Fall, ein junger Mann aus bestem Haus, der sein Leben selbst ruiniert hatte.
    Oder zumindest fast selbst.

Donnerstag, 9.10 Uhr
    Julia Durant hielt vor der Praxis von Laura Fink, zog ein letztes Mal an ihrer Zigarette, drückte sie im Aschenbecher aus und stieg aus dem Wagen. Die Praxis befand sich in einer kleinen Straße in Höchst, in einem schmucken Wohnviertel, das zum größten Teil aus Reihenhäusern und einigen Villen und Bungalows bestand. An der Eingangstür hing ein Schild
Dr. med. Laura Fink, prakt. Ärztin, Naturheilverfahren, alle Kassen. Sprechstundenmontags und freitags 9–12, dienstags, donnerstags 8–11 und 16–18 Uhr, mittwochs 9–12 und nach Vereinbarung.
Die Kommissarin trat durch die nur angelehnte Tür und

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