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Letale Dosis

Letale Dosis

Titel: Letale Dosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Wobei jedoch häufig auch noch andere Faktoren bei der Heilung eine Rolle spielen.«
    »Und die wären?«
    »Die Psyche zum Beispiel. Jemand, der sich seiner Krankheit nicht ergibt, sondern sie mit allen ihm zur Verfügung stehenden geistigen und seelischen Mitteln bekämpft, jemand, der vielleicht gerade die Liebe seines Lebens trifft oder jemand, der einfach sagt, ich kann noch nicht abtreten, bei solchen Leuten sind die Heilungsaussichten um einiges besser als bei Patienten, die einfach innerlich aufgeben. Es gibt viele Beispiele in der Medizin, die dafür zeugen, daß Heilung von selbst nach wissenschaftlicher Meinung unheilbaren Krankheiten unter bestimmten Voraussetzungen möglich ist. Oftmals gibt es sogar sogenannte Spontanheilungen, wo ein Krebs innerhalb weniger Tage verschwindet, ohne daß man sich dieses plötzliche Verschwinden erklären könnte.«
    »Interessant … Arbeiten Sie auch mit Giften?«
    Laura Fink lachte auf, schüttelte den Kopf. »Ich weiß ja schon die ganze Zeit, worauf Sie hinauswollen, aber ich kann Sie beruhigen,ich bin keine Giftmischerin. Es gibt zwar Medikamente, in denen Giftstoffe enthalten sind, allerdings in einer derart geringen Dosis und in Verbindung mit andern Stoffen, daß sie ausschließlich einen lindernden oder heilenden Effekt haben. Es gibt zum Beispiel Medikamente zur Vorbeugung von Schlaganfällen, die Schlangengift enthalten, zum Beispiel das der südamerikanischen Lanzenotter oder der malayischen Puffotter. Diese Medikamente dienen dazu, das Blut zu verdünnen und eventuell vorhandene Blutgerinnsel aufzulösen, damit es eben nicht zu einem Schlaganfall kommt. Möchten Sie jetzt noch mehr über Gifte erfahren?« fragte sie mit einem spöttischen Aufblitzen in den Augen.
    »Nein, ich denke, das reicht …«
    »Gut, dann kann ich mich jetzt weiter um meine Patienten kümmern. Ich habe einen sehr genauen Zeitplan, den Sie mir heute ein wenig durcheinander gebracht haben.«
    »Ich hätte schon noch ein paar Fragen«, sagte Julia Durant und blickte zur Uhr, kurz nach halb zehn, »aber vielleicht können wir ja nachher noch einmal miteinander sprechen? Nach Ihrer Sprechstunde?«
    »Ich werde so gegen halb eins fertig sein. Schauen Sie dann noch mal rein. Sollte die Tür schon zu sein, klingeln Sie einfach. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen.«
    Laura Fink stand auf, kam hinter dem Schreibtisch hervor, blieb vor Julia Durant stehen. Die Kommissarin ging zur Tür, öffnete sie, wandte sich noch einmal um, sagte: »Dann bis nachher.«
    Das ist dein Reich, Laura Fink
, dachte sie im Hinausgehen.
Dein kleines, goldenes Reich.
    Vor der Tür steckte sie sich eine Zigarette an und begab sich mit langsamen Schritten zum Auto, das jetzt in der prallen Sonne stand. Durant schloß die Tür auf, kurbelte das Fenster herunter, das Thermometer im Wagen zeigte fast fünfzig Grad an. Sie setzte sich, ließ die Tür offen stehen, rauchte und dachte nach. Undsie legte sich ein paar Fragen zurecht, die sie Laura Fink später stellen wollte. Ein paar Fragen über diese Kirche, ein paar Fragen zu der Person Laura Fink. Und wie ihr Verhältnis zu Rosenzweig und Schönau gewesen war. Und, und, und … Sie schnippte die Zigarette auf die Straße, startete den Motor und fuhr los. Ihr Ziel war die Schönau Bank. Sie war gespannt, was sie dort erwartete.

Donnerstag, 10.35 Uhr
    Hellmer und Kullmer hatten schon mehrere Personen zu Schönau befragt, doch die Bank beschäftigte mehr als hundert Angestellte, so daß es einige Zeit in Anspruch nehmen würde, alle zu vernehmen. Julia Durant stand auf dem langen Flur mit dem roten Teppich, Hellmer kam gerade aus einem Zimmer. Er hatte ein rotes Gesicht, schüttelte den Kopf. »Was ist los?« fragte die Kommissarin grinsend. »Hat sich jemand vor dir ausgezogen oder dir ein unmoralisches Angebot gemacht?«
    »Bah, bah, bah, mir kommen gleich die Tränen vor Lachen«, erwiderte er mit ernster Miene. »Aber was ich bis jetzt über Schönau gehört habe, du meine Güte, da könnte fast jeder ein Motiv für seinen Tod haben. Na ja, nicht jeder, aber einige zumindest.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich habe in den letzten anderthalb Stunden mit fünf Leuten gesprochen, und jeder von ihnen hatte etwas an ihm auszusetzen.«
    »Na und? Zeig mir den Chef, der bei seiner Belegschaft nicht unbeliebt ist! Und jetzt lassen sie’s eben alle raus. Unzufriedenheit ist noch kein Motiv. Gibt es denn konkrete Hinweise, daß einer von ihnen seine Finger im Spiel

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