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Letale Dosis

Letale Dosis

Titel: Letale Dosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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gehabt haben könnte?«
    »Nein«, sagte Hellmer kopfschüttelnd. »Es ist nur … Ich weiß einfach nicht, hier in diesem Laden stimmt irgendwas nicht. Nurwas, kann ich nicht sagen.« Er zuckte die Schultern, sah Julia Durant hilfesuchend an.
    »Wen habt ihr bis jetzt befragt?«
    Hellmer zückte seinen Notizblock, nannte Namen.
    »Auch schon seine Sekretärin? Und was ist mit dem Aufsichtsrat?«
    »Seine Sekretärin kommt heute etwas später, sie hat einen Arzttermin. Sie müßte eigentlich gleich hier sein. Und Kullmer beschäftigt sich gerade mit dem Aufsichtsrat.«
    »Gibt es Hinweise auf sexuelle Verfehlungen? Ich meine, hat irgend jemand irgendwas in dieser Richtung geäußert?«
    Hellmer machte ein nachdenkliches Gesicht, fuhr sich übers Kinn, sagte: »Ansatzweise, aber direkt hat keiner was gesagt. Doch du solltest vielleicht selbst einmal mit einer Frau Rita Jung sprechen, die hat auf mich einen etwas verwirrten Eindruck gemacht. Es wußte übrigens bis heute morgen keiner etwas von dem Mord an Schönau.«
    »Jung, okay. Wo sitzt sie?«
    »In dem Zimmer, aus dem ich eben rausgekommen bin.«
    »In Ordnung, ich rede mit ihr. Und Schönaus Sekretärin überlaßt ihr bitte auch mir.«
    Julia Durant klopfte an die Tür, ein leises Herein. Sie betrat ein helles, freundliches Zimmer, in dem eine etwa vierzigjährige Frau am Fenster stand und auf die Straße blickte. Sie drehte sich um, sobald die Kommissarin die Tür hinter sich geschlossen hatte. Sie hatte aschblondes, kurzes Haar und trug eine Brille, die ihr klares und ebenmäßiges Gesicht vorteilhaft zur Geltung brachte. Sie hatte lange, schlanke Finger und eine beneidenswerte Figur, die durch das helle Sommerkleid stark betont wurde. Auf Durant machte sie einen eleganten, aber auch distanzierten Eindruck.
    »Es tut mir leid, Frau Jung, Sie noch einmal belästigen zu müssen, aber mein Name ist Durant von der Kripo. Ich weiß, mein Kollege hat sich eben mit Ihnen unterhalten, aber ich hätte trotzdemnoch ein paar Fragen an Sie. Gestatten Sie?« fragte die Kommissarin und setzte sich auf einen Stuhl.
    »Ich habe doch schon alles gesagt. Was wollen Sie noch von mir?« Sie wirkte nervös, ihre Bewegungen waren fahrig; Hellmer hatte recht gehabt.
    »Sagen Sie, was ist Ihre Aufgabe in der Bank?«
    »Ich bin die Leiterin der Kreditsicherung, aber das hat Ihr Kollege alles schon notiert.«
    »Hat mein Kollege Sie auch nach Ihrem Verhältnis zu Dr. Schönau befragt?«
    Für einen Moment herrschte Stille, Frau Jung wandte den Blick ab, drehte sich um und sah wieder auf die Straße.
    »Was für ein Verhältnis meinen Sie? Wenn Sie meinen, ob wir gut miteinander ausgekommen sind, dann kann ich mit einem klaren Ja antworten.«
    »Seit wann sind Sie in der Bank?«
    »Ich habe hier mein Praktikum absolviert, habe danach Jura studiert und bin anschließend wieder hierher zurückgekommen.«
    »Und seit wann arbeiten Sie hier?« fragte Julia Durant noch einmal.
    »Seit genau zwölf Jahren. Ich habe mein Studium im Alter von fünfundzwanzig Jahren beendet und bin seitdem hier angestellt.«
    »Und Sie sind tatsächlich gut mit Dr. Schönau ausgekommen? Gab es nie Konflikte, Meinungsverschiedenheiten, Streit? War alles, was Sie taten und wofür Sie verantwortlich waren, für ihn in Ordnung?«
    Rita Jung hatte ihre Haltung nicht verändert, schaute weiter aus dem Fenster. Sie zuckte die Achseln, sagte: »Natürlich gab es auch einmal Meinungsverschiedenheiten, aber … Es war jedenfalls nie so schlimm, daß dies ein Grund gewesen wäre, alles hinzuschmeißen.«
    »Frau Jung, ich nehme an, Sie wissen, welcher Glaubensgemeinschaft Dr. Schönau angehörte?«
    Die Angesprochene wandte sich um, löste sich vom Fenster und setzte sich hinter ihren Schreibtisch. Mit einem Mal lächelte sie, undefinierbar und fern. Sie nahm einen Stift vom Tisch und drehte ihn zwischen den Fingern. Sie sagte: »Ja, er war Mitglied der
Kirche des Elohim
. Warum fragen Sie?«
    »Warum lächeln Sie dabei?«
    »Nur so. Ich gehöre nämlich der gleichen Kirche an, Sie brauchen mich also nicht zu fragen, ob ich nähere Informationen dazu habe. Ich kenne die Kirche, ich bin in ihr aufgewachsen, Religion und alles, was dazugehört, bestimmte einen Großteil meines Lebens.«
    »Bestimmte?«
    »Sie sind eine sehr gute Zuhörerin, gratuliere. Ich habe vor etwa vier Jahren einen Schlußstrich gezogen, mich hat alles einfach nur noch angekotzt. Reicht Ihnen das?«
    »Was hat Sie angekotzt? Die Religion, die Leute,

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