Letale Dosis
überschaubar.« Sie zündete sich eine Gauloise an, ließ einen Moment verstreichen, bevor sie sagte: »Im übrigen sagt mir ein Gefühl, daß wir den Mörder in der Kirche finden werden. Zumindest deutet im Moment alles darauf hin.«
»Wie kommen Sie darauf?« fragte Berger mit zu Schlitzen verengten Augen.
»Ganz einfach, Rosenzweig und Schönau waren Berater von Fink, wie wir bereits wissen. Die beiden haben offensichtlich mit schöner Regelmäßigkeit ihre Frauen betrogen, obgleich Ehebruch laut Kirchengesetz unter schwerer Strafe steht. Laura Fink war die Hausärztin der Toten, ebenfalls Mitglied der Kirche, und beide Male schon vor der Polizei zur Stelle. Rita Jung, die, wie es scheint, vor Jahren ein Verhältnis mit Schönau hatte, gehört ebenfalls der Kirche an, wenn auch nur auf dem Papier, wie sie selber sagt. Sie ist geschieden, hat eine Tochter, ihr Mann ist aktives Mitglied. Die einzige, die nicht der Kirche angehört, ist die letzte Geliebte von Rosenzweig, aber die ist nicht die Mörderin. Zum einen ist sie zu jung und zu naiv, zum andern, welches Motiv hätte sie haben sollen, erst Rosenzweig und dann auch noch Schönau zu beseitigen? Und dann der Brief an Fink. Nein, ich bin sicher, wir finden die Lösung in dieser Kirche.« Julia Durant preßte die Lippen aufeinander, sah von Berger zu Kullmer und Hellmer. Sie zog an ihrer Zigarette, blickte zu Boden, sagte: »Ichwerde mir jetzt noch einmal Jessica Wagner vornehmen und danach eventuell Frau Schönau noch einen Besuch abstatten. Ich möchte euch in der Zwischenzeit bitten, doch mal etwas über diesen Karl-Heinz Fink herauszufinden. Und der Brief geht ins Labor. Auch wenn ich mir nicht viel davon verspreche, wir sollten ihn trotzdem untersuchen lassen. Sollte noch irgendwas sein, ihr wißt, wo ich zu erreichen bin. Ach ja, wie ist es übrigens bei euch gelaufen?« fragte sie.
»Nett, daß du uns das auch mal fragst«, sagte Hellmer grinsend und zündete sich eine Marlboro an. »Andererseits hättest du dir die Frage auch sparen können – Fehlanzeige. Außer daß eine weitere Angestellte ausgesagt hat, daß Schönau und diese Jung früher ein Verhältnis hatten. Ansonsten – tote Hose.«
»Okay, ich mach mich dann mal auf den Weg. Bis nachher oder bis morgen. Ciao.« Sie drückte ihre Zigarette aus, erhob sich, nahm ihre Tasche und verließ das Büro. Ihre Blase drückte, sie ging zur Toilette. Sie spürte wieder diesen leichten Druck in der linken Schläfe und verfluchte das Wetter. Um fünf nach drei kam sie am Messeturm an.
Donnerstag, 15.05 Uhr
Jessica Wagner stand gerade am Kaffeeautomaten, als die Kommissarin durch die Eingangstür trat.
»Hallo, Frau Wagner«, sagte Durant und ging auf sie zu. »Gut, daß ich Sie hier treffe, denn ich hätte noch ein oder zwei Fragen an Sie. Können wir uns wieder ungestört unterhalten?«
»Klar, am besten im gleichen Raum wie gestern. Auch einen Kaffee?« fragte Jessica Wagner, die heute einen kaum über den Po reichenden, hautengen Minirock trug und eine fast durchsichtige, weiße Bluse.
»Gern.«
Nachdem sie die Tür geschlossen hatte, ging Jessica Wagner mitaufreizenden Schritten zum Fenster und blickte hinunter auf die Theodor-Heuss-Allee.
»Frau Wagner, die Fragen, die ich Ihnen stellen werde, sind zwar sehr intim, dennoch muß ich Sie bitten, sie so wahrheitsgetreu wie möglich zu beantworten. Es hängt für uns sehr viel davon ab.«
Die junge Frau nickte, schwang sich auf die Fensterbank, ließ ihre schlanken, gebräunten Beine baumeln.
»Sie sagten mir, sie hätten noch am Montagnachmittag mit Dr. Rosenzweig intim verkehrt. Ist das richtig?«
»Ja«, erwiderte Jessica Wagner wie selbstverständlich.
»Würden Sie mir verraten, wie dieser Geschlechtsverkehr ausgesehen hat?«
Jessica Wagner sah die Kommissarin mit erstauntem Blick an, nippte an dem noch heißen Kaffee, stellte den Becher wieder neben sich, sagte: »Hab ich das richtig verstanden, Sie wollen wissen, was Rosenzweig und ich gemacht haben, wenn wir es gemacht haben?«
»Nein, ich will nicht wissen, wie Sie es gemacht haben, wenn Sie es gemacht haben, ich will wissen, was genau Sie am Montag gemacht haben, kurz vor seinem Tod.«
»Um es klar und deutlich auszudrücken, wir haben einfach gebumst.«
Julia Durant lächelte, sagte: »Nun, es reicht mir nicht zu wissen, daß Sie einfach gebumst haben. Hatten Sie Oral- oder Analverkehr, oder war es ein einfacher Geschlechtsakt, das heißt, daß Rosenzweig sein Glied in Ihre
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