Letzte Ausfahrt Neckartal
sich den Mann zehn Jahre älter und ohne Haare vor.«
Melchior schüttelte den Kopf. »Ich möchte nicht, dass Sie sich da in was verrennen. Das Gesicht da – das können tausend andere Männer sein.«
»Verdammt, so kommen wir nicht weiter.« Wenn nicht einmal Melchior den Mann hundertprozentig identifizieren konnte, und das, obwohl sie ihn von früher kannte, dann würde kein Richter dieses Bild als Beweismittel gelten lassen.
»Warum ist das so wichtig für Sie, dass sich Paschl und Markovic kennen?«, fragte Melchior.
»Ich glaube …«, irgendwann musste er Melchior seinen Verdacht mitteilen, »dass er gestern Nacht der Schütze war.«
»Was?«, stieß Melchior aus und streckte den Rücken. »Paschl soll Markovic vor unseren Augen erschossen haben. Haben Sie jetzt völlig den Verstand verloren?«
»Als er ankam, trug er eine Waffe.« Treidler bemühte sich um einen sachlichen Tonfall. Jetzt durfte er nicht laut werden. Er hatte die Logik auf seiner Seite. Ihm fehlte nur ein letzter Beweis. »Nicht so wie Sie, hinten am Gürtel, wo man es sehen kann, sondern so wie ich, im Holster unter der Achsel.«
»Das ist nichts Ungewöhnliches für einen Polizisten.«
»Auch wenn er kurz zuvor noch behauptet hat, er wäre gar nicht bewaffnet?«
»Ich weiß nicht … vielleicht auch dann.« Ihre Stimme klang unsicher.
»Außerdem habe ich ihn nicht mehr gesehen, als das SEK eingetroffen ist. Sie etwa? Erst viel später wieder. Und da hatte er kein Holster mehr.«
»Und das haben Sie in der Dunkelheit bemerkt?«
»Natürlich.«
Melchior legte die Stirn in Falten. Treidler meinte förmlich, eine Denkblase über ihrem Kopf schweben zu sehen.
»Möglicherweise habe ich da ja eine Idee.«
»Und wie?« Vielleicht schien sie seinen Verdacht doch nicht so abwegig zu finden.
Melchior hob den Zeigefinger »Wenn ich Ihnen jetzt helfe, bedeutet das nicht, dass ich Ihren Verdacht teile. Und Sie lassen mich ein für alle Mal mit Rüdiger in Ruhe, falls wir nichts finden.«
»Ja, ja, das hab ich schon verstanden.«
»Gut.« Sie nickte. »Wir suchen in Paschls Personalakte nach Überschneidungen mit Markovic: Zeit, Ort – egal, irgendwas. Wenn Sie recht haben, wird sich etwas finden. Mit dem Computer ist so eine Überprüfung heute kein Problem mehr.«
»Sie kommen an Paschls Personalakte?« Melchiors neuer Ermittlungsansatz klang vielversprechend.
»Ich denke schon.« Sie grinste. »Ich kenne mindestens drei Zugänge mitsamt den zugehörigen Passwörtern.«
»Und auf was warten wir noch?«
Melchior setzte sich an ihren Schreibtisch, startete den Computer und begann, die Tastatur zu bearbeiten.
Treidler trat neben sie und blickte auf den Monitor. Dort baute sich die offiziell aussehende Seite des Bundeskriminalamtes auf. Melchior klickte sich weiter und gab eine kryptisch anmutende Zugangskennung samt Passwort ein. Und tatsächlich, das System ließ sie gewähren.
»Jetzt bin ich in der PZB «, sagte sie.
» PZB ?«
»Polizei-Zentral-Datenbank.« Melchior deutete auf den Bildschirm mit dem BKA -Logo. »Die ist relativ neu – ein oder zwei Jahre. Der Aufbau ist noch nicht ganz abgeschlossen.«
»Und da finden Sie Paschls Personalakte?« Bisher war Treidler davon ausgegangen, dass eine landesweite zentrale Datenbankabfrage aus dem Fabelreich amerikanischer Krimiserien stammte.
»Natürlich. Ihre ist auch dabei. Wollen Sie mal sehen?«
»Big Brother lässt grüßen.« Treidler schüttelte den Kopf.
»Na ja – nur fast. Ich kenne nur die Zugangsdaten von Sachbearbeitern. Damit komme ich nicht an alle Informationen. Für Dienstbezüge und Disziplinarmaßnahmen benötige ich eine zusätzliche Berechtigung. Aber für Einsatzbefehle, Aktennotizen und so weiter reicht es.«
Treidler setzte sich auf die Tischkante, um besser auf den Bildschirm sehen zu können.
Melchior klickte sich durch ein paar Menüpunkte zu einer Suchmaske. »Die PZB besteht nicht nur aus einem Personenregister, sondern enthält neben rechtskräftigen Verurteilungen auch alle Verdachtsfälle.«
»Auch wenn sich diese als unrichtig herausstellen?«
»Auch dann bleiben sie gespeichert. Aber das Interessante an der PZB sind die Querverweise.«
»Querverweise? Zu was?«
»Ich kann zu jedem BKA -bekannten Vorgang in der PZB die verknüpften Personen ermitteln, welche wiederum zu anderen Personen oder Vorgängen führen können. Es ist möglich, eine schier endlose Kette von Zusammenhängen aufzubauen, ähnlich wie in einem Netzplan.«
»Mir
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