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Letzte Ausfahrt Neckartal

Letzte Ausfahrt Neckartal

Titel: Letzte Ausfahrt Neckartal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Scheurer
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da«, drang Mehmets Stimme leise unter dem Mützenschild hervor.
    »Was?« Treidler konnte nicht glauben, was ihm da soeben gebeichtet wurde. »Du hast deine Verhandlung geschwänzt? Bist du deswegen weggerannt?«
    »Bin eh unschuldig.« Mehmet schaute auf und fuchtelte mit dem freien Arm. »Isch hab den Russenstricher nur besucht.«
    »Du hast ihn nicht nur besucht.«
    »Ey, das war voll der Nullchecker. Dann hab isch halt mal zugelangt …«
    »Mit dem Messer?«
    »Mann, Chef … isch nix hab Messer …«
    »Woher kam dann die Stichwunde an seinem Oberarm?«
    »Chef, wie viel Mal soll isch noch sage, eh. Das am Arm hatte der Typ schon. Echt isch schwör.« Er hob die freie Hand, um einen Schwur anzudeuten.
    »Soso, Mehmet … Aber deswegen bin ich nicht hier.«
    »Warum dann? He, komm Chef, machstu mich los.«
    »Weil ich deine Stimme gehört habe.« Treidler nickte Melchior zu, damit sie ihm die Handschellen abnahm.
    Mehmet beobachtete Melchior argwöhnisch, während sie seine Handschellen löste. Nachdem Melchior sie eingesteckt hatte und einen Schritt zurückgetreten war, rieb er sich das befreite Handgelenk und redete drauflos: »Is voll krass eh, meine Stimme – sagt letzte Schnecke auch immer. Sollte echt bei dem Bohlen mitsingen. Bin vielleicht Supertalent. Weiß nur net jeder …«
    »Mehmet«, unterbrach ihn Treidler in scharfem Tonfall. »Ich kann dich auch wieder anbinden lassen.«
    »Was, Chef, nix mehr blumig drauf?«, entgegnete Mehmet mit einem bangen Seitenblick auf Melchior.
    »Blumig was …?«, wiederholte Treidler.
    »Bedeutet so viel wie: gut drauf.« Melchior lächelte ihn mitleidig an.
    »Aber, Chef, wo hast du Stimme gehört?« Zum ersten Mal trat Überraschung auf Mehmets Gesicht.
    »Auf einer Aufnahme des BKA «, sagte Treidler.
    » BKA ? Eh, Chef, was is das? Neue Speicher …?«
    »Bundeskriminalamt.«
    »Bundeskriminal… was? Bundeskriminalamt. Nur weil Russenstricher klitzekleine Kratzer in Oberarm?«
    Treidler schüttelte den Kopf. »Nur weil du so blöd warst, mit einer gestohlenen SIM -Karte zu telefonieren.«
    »Isch nix stehlen SIM -Karte.«
    »Hab ich auch nicht gesagt.«
    »Doch, Chef, hast du genauso gesagt.«
    »Ich habe nur gesagt, dass du mit einer gestohlenen SIM telefoniert hast.«
    »Jetzt hast du schon wieder gesagt.« Mehmet zeigte mit dem Finger auf Treidler. »Produzier mich net!«
    Treidler sog die Luft ein und versuchte ruhig zu bleiben. »Mehmet, hör mir jetzt zu«, sagte er und sah ihm in die Augen. »Es geht hier um mehr als um eine Meinungsverschiedenheit wegen deines Autos. Das BKA hat das Telefongespräch mit deinem Kumpel aufgezeichnet und geht davon aus, dass du eine Bedrohung für die innere Sicherheit Deutschlands darstellst. Kannst du mir folgen?«
    Mehmet reagierte im ersten Moment nicht, sondern hing Treidler weiter an den Lippen. Als er bemerkte, dass die letzten Worte als Frage formuliert waren, nickte er langsam.
    »Also«, sagte Treidler und hielt einen Augenblick inne, bevor er etwas leiser fortfuhr: »Hast du vor zwei Tagen auf der Rastanlage Neckartal eine SIM -Karte gefunden, sie in dein Telefon gesteckt und anschließend mit deinem Kumpel wegen deiner Scheißkarre telefoniert?«
    »Is nix Scheißkarre – is BMW drei …«
    »Hast du oder hast du nicht?«, fragte Treidler. Seine Geduld neigte sich dem Ende zu.
    Mehmet nickte vorsichtig, und Treidler fiel ein Stein vom Herzen. »Na also«, stieß er aus und sah zu Melchior, die bisher ohne sichtbare Regung dem Gespräch gefolgt war.
    »Und wo ist die SIM -Karte jetzt?«, fragte sie.
    Mehmet druckste herum. »Hab leer telefoniert.«
    »Und wo ist sie?«, wiederholte Melchior.
    Er senkte den Kopf. »Weggeworfen.«
    »Verdammt«, entfuhr es Treidler.
    »Is doch nix Beinbruch, oder, Chef?« Mehmet blickte zu ihm auf. »War eh leer …«
    »Jetzt haben wir aber keinen Beweis, dass du das Telefonat geführt hast. Du musst deine Aussage auf der Polizeidirektion zu Protokoll geben.«
    »Isch nix geh Polizei.« Mehmets Augen wanderten hin und her, als ob er sich nach einem Fluchtweg umschaute.
    »Es geht aber nicht anders«, sagte Melchior.
    »Okay.« Mehmet schob sich die Mütze zurecht. »Aber isch will Innuität, oder wie heißt, bei Verhandlung.«
    Treidler lachte auf. »Du bist lustig. Mach deine verdammte Zeugenaussage, und ich sage dir, was du dafür bekommst. Es gibt Kollegen, die so etwas schnell als Erpressung auslegen.«
    Im nächsten Moment wurde ihm klar, dass er seine Worte anders

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