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Letzte Ausfahrt Neckartal

Letzte Ausfahrt Neckartal

Titel: Letzte Ausfahrt Neckartal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Scheurer
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Datei namens »zork.exe« vom USB -Stick auf das Symbol, und augenblicklich öffnete sich ein weiteres Fenster.
    Im ersten Moment dachte Treidler, dass es sich um den gleichen Zahlenhaufen wie vorhin handelte. Doch diesmal konnte er keinerlei Zeilenstruktur erkennen. Zeichen, Buchstaben und Zahlen reihten sich in völlig wirrer Folge aneinander und schienen kein Ende zu nehmen.
    »Auch eine Konfigurationsdatei?«, fragte Treidler.
    Melchior schüttelte den Kopf. »Wie ich schon vermutet habe, es ist ein Programm.«
    »Und wissen Sie, was die ganzen Zahlen und Buchstaben bedeuten?«
    »Nein, das ist Maschinencode.«
    »Maschinencode?«
    Sie nickte knapp. »Byte für Byte Programmanweisungen in der Form, wie es Computerprozessoren verstehen.«
    »Wir können also weder feststellen, was die Dateien im Archiv bedeuten, noch welchen Zweck dieses Programm verfolgt?«
    »Ich befürchte nicht. Haben Sie eine Idee?« Melchior schaute Dorfler fragend an.
    Aber sie erntete nur ein Kopfschütteln. »Das Programm könnte man ausführen und schauen, was passiert. Aber das Archiv? Ohne Passwort sehe ich da schwarz.«
    »Ihr wollt mir beide weismachen, dass niemand hier herausfinden kann, was es mit diesem Archiv und dem Programm auf sich hat?«
    »Das habe ich so nicht gesagt.« Melchior hob abwehrend die Hand. »Das BKA hat Abteilungen für Dechiffrierung und Computerkriminalität.«
    »Bitte nicht schon wieder das BKA .« Treidler stöhnte auf. »Die Ermittlungsergebnisse vom BKA kenne ich jetzt schon: islamistischer Terrorismus.«
    Melchior presste die Lippen aufeinander. »Ich glaube«, sagte sie dann langsam, »ich kenne da jemanden, der uns weiterhelfen kann.«

8
     
    Treidler und Melchior gingen schweigend nebeneinander die Korridore zurück zu ihrem Büro. Zuerst wollte Melchior den Namen ihres Computerexperten nicht verraten. Erst nachdem sie eine Kopie der Dateien auf einem zweiten USB -Stick gesichert hatte, rückte sie damit heraus.
    »Er heißt Horst Stankowitz«, sagte sie. »Und er gehört zu den fähigsten Menschen, die ich kenne, wenn es um Computertechnik und Software geht.«
    »Und wo finden wir diesen … fähigen Mann?« Wahrscheinlich wieder so ein Typ vom Bundeskriminalamt, den sie von früher kannte.
    Melchior zögerte. »Pankow. Und ich denke nicht, dass er in den letzten dreißig Jahren jemals irgendwo anders war.«
    »Berlin-Pankow? Seit dreißig Jahren?«
    »Ja. Warum fragen Sie?«
    »Nur so.« Treidler zuckte mit den Schultern. Der Mann musste deutlich älter als Paschl sein. »Und was macht diesen Horst Stankowitz so besonders?«
    »Er beschäftigt sich schon seit vielen Jahrzehnten mit Software. Und zwar auf einem Niveau, das weit über alles hinausgeht, was Sie sich vorstellen können.«
    »Das ist nicht wirklich schwer.« Treidler winkte ab. »Wahrscheinlich verstehen sogar die Naturvölker Amazoniens von Computer-Programmierung mehr als ich.«
    Melchior drehte den USB -Stick ein paarmal in ihren Händen und steckte ihn schließlich in ihren Computer. »Ich weiß schon, auf was Sie hinauswollen.«
    »Ach ja? Auf was?« Treidler versuchte, ein argloses Gesicht zu ziehen.
    »Wissen Sie, in der DDR war nicht alles schlecht.«
    »Was denn nicht? Das Sandmännchen?« Vermutlich hätte er das nur denken und nicht aussprechen sollen.
    »Treidler, manchmal sind Sie ein richtiges Ekelpaket. Ich weiß wirklich nicht, warum ich mich trotzdem immer noch mit Ihnen abgebe.«
    »Vielleicht, weil ich immer recht habe?«
    »Blödsinn. Sie haben nur das größere Mundwerk«, entgegnete Melchior und warf ihm einem kalten Blick zu. »Also, was ist? Wollen Sie es nun hören?«
    Treidler nickte.
    »Auch bei uns im Osten gab es eine Computerszene. Die wurde sogar vom Staat gefördert. Quasi als Antwort auf die westliche Dominanz auf dem Gebiet.« Melchior hantierte abwechselnd mit Tastatur und Maus. »Es gab Zeitschriften, die Bauanleitungen für Heimcomputer veröffentlichten. Im Handel konnte man Leiterplatten kaufen, die nur noch bestückt werden mussten. Natürlich – wer Beziehungen in den Westen hatte, kam schneller an die benötigten Teile.«
    »Da haben sich doch nur ein paar Spinner Computer zusammengebastelt, die damals schon nicht dem Stand der Technik entsprachen«, sagte Treidler.
    »Möglicherweise. Aber darum geht es nicht.« Melchior schüttelte den Kopf. »Jeder, der wollte, konnte lernen, wie man Computer mit BASIC oder Assembler füttert. Das Interesse an Programmierung war riesengroß. Manche waren

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