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Letzte Ausfahrt Neckartal

Letzte Ausfahrt Neckartal

Titel: Letzte Ausfahrt Neckartal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Scheurer
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fragte Melchior.
    Albrecht blickte zu ihr, und wieder zuckten seine Lider. »Bestimmt drei Sixpacks und ein paar große Cola. Das kann der unmöglich alles alleine getrunken haben.« Er schüttelte den Kopf. »Und dann noch das Knabberzeug und die Schokolade. Also, ich würde das nicht schaffen.«
    Treidler dachte einen Moment darüber nach, warum Kowalski so viele Snacks gekauft haben könnte, fand aber keine Erklärung dafür. »Gab es noch etwas Auffälliges?«
    »Er hat sich ein oder zwei Mal umgezogen. Da hat wohl sein ganzer Kleiderschrank in der Karre gelegen.«
    »Umgezogen? Warum sollte er das tun?«, fragte Treidler mehr zu sich selbst. »Wann haben Sie ihn das letzte Mal gesehen?«
    »Ich weiß nicht genau. So gegen Mitternacht oder vielleicht etwas später.«
    »Was geschah dann? Uns interessieren die drei Stunden danach.«
    »Wurde er da ermordet?« Albrecht riss die Augen auf.
    »Haben Sie etwas bemerkt oder nicht?«
    Albrechts Blick sank zur Tischplatte.
    »Lassen Sie sich bitte Zeit. Jedes noch so kleine Detail kann wichtig sein«, sagte Melchior und rückte näher an den Tisch.
    »Von der Tankstelle aus habe ich den Opel nicht so richtig sehen können. Eher schon, wenn man bei der Raststätte oder der Küche aus dem Fenster schaut. Haben Sie die schon gefragt?«
    »Natürlich.«
    »Es hat fast die ganze Nacht geregnet – richtiges Scheißwetter. Aber trotzdem, da war ein Mann, ein kleiner.«
    »Ja?« Treidler hob die Augenbrauen.
    »Keine Ahnung, ob der bei dem Opel war. Aber er kam aus der Richtung. Und es war weit nach Mitternacht.«
    »Warum ist Ihnen der Mann aufgefallen?«, fragte Melchior.
    »Weil er das rechte Bein ganz leicht nachgezogen hat. Sie müssen wissen, ich habe auch ein kürzeres Bein. Auch wenn man es nicht sieht. Bei mir ist es aber das linke.« Wie zum Beweis klopfte er mit der flachen Hand auf seinen Oberschenkel und rieb sich ein paarmal über den Cordstoff der Hose.
    »Können Sie den Mann näher beschreiben?« Treidler versuchte, sich die Situation in dieser Nacht vor Ort vorzustellen. Die Dunkelheit, der Regen, die Entfernung und der Winkel sprachen dafür, dass Albrecht den Mann vermutlich nur schemenhaft wahrgenommen hatte.
    »Klein halt.« Wieder zuckte Albrecht mit den Schultern. »Nicht viel größer als Ihre Kollegin.« Er deutete mit dem Kinn auf Melchior.
    »Und sonst? Haare, Kleidung?«
    »Dunkel.«
    »Was? Die Haare oder seine Kleider?«
    »Beides.«
    »Und wohin ist er gegangen?«
    »Auf den vorderen Parkplatz. Da hat ein dunkler Wagen gestanden. Kein Kleinwagen, eher eine Limousine oder so. Aber dann hab ich nicht mehr hingeschaut.«
    »Fabrikat?«
    Albrecht schüttelte den Kopf.
    Treidler verzichtete auf die Frage nach dem Kennzeichen. Er sah zu Melchior, die unentschlossen die Hände hob. »Gut, Herr Albrecht, ich glaube, das war’s vorerst. Falls Ihnen noch was einfällt, rufen Sie uns bitte an.« Treidler stand auf, nahm eine Visitenkarte von seinem Schreibtisch und gab sie weiter.
    Noch eine Spur langsamer, als er gekommen war, verließ Jürgen Albrecht das Zimmer.
    Treidler wandte sich an Melchior. »Und jetzt? Sollen wir einen kleinen Mann mit einem unauffälligen Hinken, dunklen Haaren und dunkler Kleidung zur Fahndung ausschreiben?«
    Sie lachte kurz auf. »Sie haben vergessen, dass er vermutlich auch noch in einer dunklen Limousine unterwegs ist. Die Beschreibung passt auf den Teil der Bevölkerung, der nicht allzu groß gewachsen ist. Also auf bestimmt zwanzig bis dreißig Millionen Menschen. Das können wir auch gleich lassen.«
    Natürlich hatte sie recht. Er nickte ihr zu und steuerte wieder seinen Schreibtisch an.
    »Trägt man das noch?«, fragte Melchior.
    »Was denn?« Treidler drehte sich zu ihr um.
    »Cowboystiefel.« Ein schelmisches Lächeln machte sich auf ihrem Mund breit, während ihr Blick auf seine Schuhe gerichtet blieb.
    Treidler betrachtete seine Stiefel. »Ich schon«, erwiderte er und versuchte für einen Moment ihr Lächeln nachzuahmen.
    Melchior hob die Augenbrauen, stand dann ebenfalls auf und setzte sich hinter ihren Computer.
    Auch Treidler nahm hinter seinem Schreibtisch Platz und blätterte im Bericht der Kriminaltechnik, ohne dass er sich neuere Informationen davon erhoffte. Dorfler hatte ihnen vorab schon alles von Relevanz mitgeteilt. Er ließ die Seiten durch seine Finger gleiten und legte den Bericht schließlich beiseite. Er sah auf, und sein Blick blieb am Mercedes-Stern auf seinem Computermonitor hängen. Nur noch

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