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Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Titel: Letzte Ausfahrt Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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mir.
    Erst als ich wie sie aus der Flasche trank, wie ein Kumpel die vielen Berührungen ihrer Hände auf meiner Schulter ertrug, schritt ich an den Pooltisch, versuchte mit einem dieser Queues die Kugeln in die Löcher zu befördern, was mir nicht gelang. Dabei verriet mir ihr Gegröle, dass ich zwei Hände voller Freunde hatte.
    Ich deutete an, dass ich mich zurückziehen wollte, um zu schlafen.
    Nicht alle sprachen sie Deutsch oder Holländisch. War es Französisch oder Griechisch?
    Der Chef nahm mich beiseite, führte mich in eine Ecke und entnahm einem Tresor Geldpakete. Sie stapelten sich zu einem Gebirge an.
    »Dreißigtausend für dich. Hunderttausend für den Vater des Bräutigams als Anzahlung«, sagte er.
    So viel Geld hatte ich noch nie im Leben gesehen. Es waren amerikanische Dollars. Einer, der fremdländisch aussah, reichte mir eine Sporttasche, auf der sich das Emblem einer berühmten Firma befand.
    Ohne mit der Wimper zu zucken, verstaute ich wie selbstverständlich das Geld. Es war mir zugeflogen, und ich hatte keinen blassen Schimmer, wo ich meinen Schatz deponieren konnte.
    Mir fiel ein, dass sich das Haus Uplemur mitten im Nuttenviertel befand und ich in wenigen Minuten ein toter Mann sein konnte, falls ich das Hotel verlassen würde.
    Andererseits benahm ich mich unter meinen neuen Freunden wie einer, der die Spielregeln kannte und keine Fragen stellen durfte.
    Die Billardspieler drückten mir die Hand, griffen nach ihren Flaschen und feierten weiter, während das Mädchen erschien, als habe man es gerufen. Es führte mich aus dem Saal über den langen Flur, dann die Treppe hinauf. Wir gelangten auf einen Korridor mit vielen Zimmern. Ich las noch die Nummer, es war die Zwölf, als sie die Tür eines Zimmers öffnete und nach innen wies.
    Ein sauberes Bett, Tisch, Sessel und ein Stuhl.
    Werden sie mich diese Nacht hier abschlachten, um mein Spielgeld zurückzuholen?, fragte ich mich voller Sorgen und sah, wie das Mädchen das Fischerröckchen wie eine Stripteasetänzerin ablegte.
    Sie war nackt. Ihr dunkles Schamhaar lag wie eine schwarze Hölle vor meinen Augen.
    Sollte ich die Kleider von mir werfen, gestärkt vom perlenden Sekt vernaschen, was das Schicksal mir bot, um zu vergessen, was morgen sein könnte?
    Schon begann die Lust in mir die Oberhand zu gewinnen. Ihre zierlichen Schritte, ihre Griffe in das Haar mit vorgestrecktem Busen hatten bereits die Partie entschieden, als mir eiskalt die Frage durch den Kopf schoss, ob Inga hier im Hause Uplemur, vielleicht einige Türen weiter, sich ähnlichen Aufgaben hingeben würde.
    Entschlossen und heftig atmend griff ich in die Sporttasche, entnahm dem Geldstapel einen Schein, reichte ihn dem Mädchen und sagte freundlich: »Ein andermal, ich bin müde.«
    Es zeigte keine große Enttäuschung. Das Geld war es, denn dass sie mich aus Liebe ins Bett zerren wollte, konnte ich mir mit meinen fünfzig Jahren abschminken.
    Sie verließ nicht ohne verführerische Blicke mein Zimmer, das ich sofort hinter ihr verriegelte.
    Erst jetzt fühlte ich meine Erschöpfung. Was für ein Tag, stöhnte ich, zog mir die Schuhe aus und wollte nicht mehr nachdenken.
    Was auch noch geschehen würde, so sprach ich vor mich hin, das musste Gott genehmigen, auf den ich all meine Hoffnungen setzte. Sollte es mein Schicksal sein, dann lag ich eben morgen mit durchschnittener Kehle im Bett und befand mich bei Anke in der anderen, besseren Welt.
    Ich ließ mich einfach fallen und schlief ein, während die Sporttasche mit einem Vermögen vor meinem Bett stand.
     
    Das helle Sonnenlicht und der Straßenlärm weckten mich. An Träume erinnerte ich mich nicht, doch mein Kopf war schwer und meine Gedanken rangen, um die Ereignisse des gestrigen Tages zu rekonstruieren.
    Erfreut darüber, dass ich noch lebte, erhob ich mich und schritt ans Fenster.
    Das konnte doch nicht wahr sein, dachte ich, als ich auf ein Wasser blickte, Kähne und Schiffe ausmachte, die friedlich vor einer zauberhaften Stadtkulisse dahinzogen.
    In den Taschen meiner Lederjacke fehlte nichts und auch meine Brieftasche enthielt noch meinen Pass, ebenso das Geld.
    Für Sekunden starrte ich auf die Sporttasche, öffnete sie und erschrak. Das Dollarpaket hatte niemand berührt. Mir fiel ein, dass nur eine Note fehlte, mit der ich eine Schöne beglückt hatte, die mir ihre Liebe verkaufen wollte.
    Ich schritt an den Spiegel, betrachtete mein verkatertes Gesicht und grinste. Alter Bock, Sprungkraft genug hättest du

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