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Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Titel: Letzte Ausfahrt Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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schoben sich weite, grüne Rheinwiesen in den Blick. Auf Pisten neben Grün landete die Maschine, rollte an das Fluggelände.
    Wigges verharrte still in seinem Sessel. Wir verließen als Letzte das Flugzeug.
    Im sicheren Abstand zu den Passagieren bummelten wir den Sperren entgegen. Auch hier reichte der Ausweis des Kommissars aus. Ohne Wortwechsel, nur den Blick auf die Polizeimarken gerichtet, übernahmen mich zwei Männer in Zivil.
    Nicht einmal eine Quittung war ich ihnen wert, stellte ich fest, als ich die Hallen des Flughafens mit ihnen verließ und in einen Polizeiwagen stieg.
    Die Fahrt führte streckenweise am Rhein entlang. Als die Beamten von der Rheinallee abbogen, erkannte ich den alten Schlossturm und fragte mich erneut, ohne eine Antwort zu finden, warum sie mich nach Düsseldorf holten.
    Konnte der riesige Bau des Polizeipräsidiums für mich zur Falle werden? Mit Sicherheit nicht. Aber warum hatte man mich nicht nach Bremen oder Hamburg gebracht? Ich war ein Bürger der Stadt Norden und nicht ohne Stolz Ostfriese!
    Als wir parkten, konnte ich noch schnell einen Blick auf die Stelzen werfen, die eine Stadtautobahn trugen. Doch dann ging alles sehr schnell.
    Pendeltüren, Paternoster, lange Flure und schon stand ich in einem Büro, das drei Kommissaren Arbeitsplätze bot.
    Und wie in Amsterdam, so war es auch hier der Stuhl, der mir angewiesen wurde und eine Begrüßung überflüssig machte.
    Wer sitzt ist kleiner, dachte ich empört, als ich ohne Übergang die Frage vernahm: »Sie heißen Klaus Udendorf, sind am siebenundzwanzigsten Januar neunzehnhundertsechzig in Torfhusen geboren und wohnen in Norddeich.«
    Ich nickte nur.
    Doch ein anderer Beamter, dessen Schreibtisch in dem U, das sie bildeten, links von mir lag, fragte: »Sie sind nach Istanbul geflogen, um an einer pädagogischen Tagung teilzunehmen?«
    Ich musste nachdenken, konnte nicht einfach nicken. Warum begannen sie nicht das Verhör mit der Anlandung der Sea Ghost, mit der wir der Polizei Rauschgift für hundert Millionen Euro überbracht hatten?
    »Ich flog nach Istanbul, aber nicht zu einer pädagogischen Tagung!«, antwortete ich gereizt, vielleicht auch enttäuscht, denn das konnte mir niemand verübeln. Ich fühlte mich wie ein Held, dem Bewunderung gebührte.
    »Genau das ist es, Sie suchten nämlich stattdessen eine Aktivgruppe der Terroristen auf, die sich Meerestiere nennt. Dort bereiteten Sie mit den Regimefeinden den Anschlag auf den türkischen Politiker Mustafa Öchigyl vor!«
    Mein Zutrauen in die deutschen Behörden fiel schlagartig von mir ab. Ich spürte, wie mein Herz zu rasen begann und der Schweiß meine abgelebten Klamotten durchdrang.
    »Damit habe ich nichts zu schaffen! Ich kenne diesen Mann nicht!«, rief ich entsetzt.
    »Erzählen Sie«, forderte der Beamte mich auf, der mir am Schreibtisch gegenübersaß.
    Ich ging davon aus, dass er hier der Chef war, und ich dankte ihm, mich hier zu Wort kommen zu lassen.
    Nun, berichten konnte ich einiges. Da gab es Dinge, die sie zu Zwischenfragen veranlassten, und es gelang mir, meine Erlebnisse pointiert und ohne Übertreibungen vorzutragen. Ihre misstrauischen Blicke trafen mich wie suchende Scheinwerfer, und die große Uhr an der Wand zeigte mir, dass ich ihre Mittagspause überzog.
    Noch immer wusste ich nicht, was es mit diesem Politiker auf sich hatte, der wohl Öchigyl geheißen hatte.
    Die Herren wünschten eine Pause, um sich zu beraten und mir mit Kaffee und Kuchen eine Erholungsphase zu gönnen. Entsprechend war der Tisch in einem Besucherzimmer gedeckt. Doch während ich mich bediente und ein Beamter, der schweigsam in Türnähe saß, keine Fragen stellte, liefen im Recherchierzimmer die Telefone heiß.
    Doch noch hatte ich nicht alles von mir gegeben. Über das Schicksal meiner Tochter hatte ich ihnen nichts berichtet.
    Zeitschriften lagen neben dem Kuchenteller. Doch ich suchte keine Ablenkung. Ich fieberte der Fortsetzung des Verhörs entgegen.
    Nach einer weiteren Zigarettenlänge riefen mich die Herren zurück in das Verhörzimmer. Ihre Gesichter betrachteten mich mit einem Quäntchen Respekt, ohne ihr Misstrauen gänzlich verloren zu haben.
    Der mir gegenübersitzende Kommissar begann das Gespräch.
    »Herr Doktor Udendorf, eine Lehrerin aus Kiel, sie war Teilnehmerin der pädagogischen Expertengruppe, hat Sie im Flugzeug gesehen und das Foto auf Ihrem Reisepass wiedererkannt. Dass Sie in Istanbul waren, bestätigt ebenfalls ein Kollege, der Sie dort im

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