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Letzte Ausfahrt Oxford

Letzte Ausfahrt Oxford

Titel: Letzte Ausfahrt Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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dieser Hypothesen ernsthaft für möglich?«
    »Ich halte mir alle Möglichkeiten offen. Möchten Sie Käse? Nein? Noch einen Kaffee?«
    Kate schüttelte den Kopf. Sein Bericht stimmte im Wesentlichen mit Andrews überein, aber immerhin kannte sie jetzt mehr Details. Irgendetwas hatte sie ihn noch fragen wollen, aber das fiel ihr im Augenblick nicht ein. Vielleicht lag es an Paul Taylors gut geschnittenem Gesicht und seinen grau-blauen Augen, deren Wimpern dunkler waren, als man es normalerweise bei rötlichem Haar erwartete. Zu Zeiten Königin Victorias hielt man blaue Augen für ein Zeichen von Ehrlichkeit, dachte sie. Wahrscheinlich konnte man diese Ansicht bis ins Mittelalter zurückverfolgen, und …
    »Ich fahre Sie jetzt nach Hause«, sagte er gerade.
    Als sie links von der Fridesley Road abbogen, fiel Kate wieder ein, was sie ihn noch hatte fragen wollen. Außerdem erinnerte sie sich an die Flasche fünfzehn Jahre alten Single Malt Whisky, der im Küchenschrank stand.
    »Ich könnte Ihnen noch einen Absacker anbieten«, sagte sie, und fügte dann schnell hinzu: »Einen ganz kleinen natürlich nur. Ordentlich mit Wasser verdünnt.« Warum fühlte sie sich immer schuldig, wenn sie mit einem Polizisten sprach?
    Er lachte, folgte ihr ins Haus und sah ihr zu, wie sie für beide einen kleinen Whisky einschenkte. Er setzte sich auf das rosa Sofa. Sie legte ruhige Musik auf und ließ sich neben ihm nieder, denn es erschien ihr sowohl unfreundlich als auch zimperlich, sich zu weit von ihm entfernt zu setzen.
    »Ihnen ist hoffentlich klar, dass ich hier bleiben muss, bis ich das Quantum hier verdaut habe«, grinste er.
    »Wie lange dauert das denn?«, fragte sie erschrocken.
    »Ich sage Ihnen rechtzeitig Bescheid.« Wieder grinste er. »Und jetzt erklären Sie mir, was Sie noch auf dem Herzen haben.«
    »Als ich Sie auf dem Treidelpfad traf und Sie fragte, ob Sie wüssten, wer Jenna war, sagten Sie etwas, das klang wie ›Totes Mädchen mit Pfingstrose‹. Was sollte das bedeuten?«
    »Wenn ich Ihnen das verrate, müssen Sie mir versprechen, es niemandem weiterzusagen. Es könnte nämlich sein, dass es sich dabei um das Markenzeichen des Mörders handelte, und wir wollen natürlich keine Trittbrettfahrer.«
    »Ich verspreche es.« Schade, dass ihre eigenen Augen nicht blauer waren. Aber er schien ihr zu glauben.
    »Sie war in einer Art flachem Grab versteckt. Vielleicht hat der Mörder auch nur lockere Erde über sie geschaufelt, jedenfalls war sie nicht auf den ersten Blick sichtbar. Aber dann hat er eine rosa Pfingstrose auf die Erhebung gelegt. Sie war natürlich verwelkt, trotzdem hat sie die Aufmerksamkeit des Bauarbeiters auf sich gezogen. Anderenfalls hätte man die Tote vermutlich erst viel später entdeckt.«
    Kate fröstelte. »Und Sie glauben, das könnte ein Markenzeichen sein? Gibt es andere Mordfälle, in denen rosa Pfingstrosen eine Rolle spielen?«
    »Nein. Jedenfalls bis jetzt noch nicht.«
    »Es gibt noch ein Problem. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich von einem völlig Fremden mitnehmen ließ? Ich würde so etwas bestimmt nicht tun. Und dumm ist sie auf keinen Fall gewesen. Immerhin hatte sie einen Universitätsabschluss.«
    Paul Taylor sah sie mit einem Blick an, der nur allzu deutlich erkennen ließ, was die Polizei von weiblichen Hochschulabsolventen hielt. »Mädchen tun eben manchmal dumme Sachen«, sagte er abweisend.
    »Bei der Polizei hat sich anscheinend noch nicht herumgesprochen, dass auch Frauen über ein Gehirn verfügen. Und Sie reden heute Abend wie ein Polizist.« Unwillkürlich hatte sie die Stimme erhoben.
    »Eigentlich dachte ich, ich rede mit Ihnen wie ein Freund.«
    Einen Augenblick lang brachte seine Erwiderung sie zum Schweigen, dann sagte sie:
    »Hören Sie, wir alle haben doch oft genug von Anhalterinnen gehört und gelesen, die von männlichen Autofahrern missbraucht wurden.« Sie brachte es fertig, das Wort »männlich« wie eine Beleidigung klingen zu lassen. »Ich glaube einfach nicht, dass sie sich in das Auto eines ihr völlig fremden Mannes gesetzt hat.«
    »Mit anderen Worten: Ihrer Ansicht nach handelte es sich entweder um eine Frau, oder um einen Mann, den sie kannte. Infrage käme natürlich auch eine Frau, die sie kannte.«
    »Sie haben es erfasst.«
    »Aber wir wissen nicht, wie dringend sie nach Oxford zurückwollte. Der nächste Zug ging erst zwei Stunden später. Wer weiß, vielleicht hatte sie eine Verabredung oder sie erwartete einen Anruf

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