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Letzte Ausfahrt Oxford

Letzte Ausfahrt Oxford

Titel: Letzte Ausfahrt Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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Kennedy House entdeckt hat. Jedenfalls solltest du so schnell wie möglich dort anfangen.«
    »Ich brauche in der Mittagspause aber mehr als ein Sandwich. Morgen Früh vor dem Frühstück laufe ich acht Meilen. Das verbrennt eine Menge Kalorien.«
    »Ich hole dich dann um zehn vor eins vor dem St. Luke’s ab.«
    Kate trank eine Tasse Kräutertee, aß einen Toast mit Erdbeermarmelade und zog sich für ihren Einparkkurs um. Sie entschied sich für Jeans und Sweatshirt.
    Der Junge hatte sich wirklich Mühe gegeben: Irgendwo hatte er rot-weiße Kegel organisiert (Gemeindeeigentum? Oder auf der Baustelle an der Umgehungsstraße entliehen?) und erklärte ihr genau, in welchem Winkel sie die Lücke anfahren musste. Er ließ sie die Prozedur so lange wiederholen, bis er einigermaßen zufrieden mit ihren Fortschritten war.
    »Nicht schlecht«, lobte er sie endlich und erlaubte ihr, ins Haus zurückzukehren. »Bis neulich.« Auf seinem Skateboard rollte er Richtung Fridesley Road davon. Unter dem Arm trug er die drei Kegel, in seiner Hosentasche steckte Kates Fünf-Pfund-Note.
     
    Am nächsten Tag trafen sich Kate und Andrew wie vereinbart vor dem Pförtnerhaus des St. Luke’s und gingen in eine ungemütliche Kneipe, in der es nach abgestandenem Zigarettenrauch roch. Trotz Kates Protest nahmen sie an einem der Tische Platz. Es war voll und laut. Sie bestellten eine Art Lasagne mit Lagen aus breiigem Fleisch und scharfer Käsesauce. Das Ganze wurde mit Fritten und matschigen Erbsen von einer Kellnerin serviert, die keinen Hehl daraus machte, dass sie am liebsten ganz woanders arbeiten würde. Als sie durch die Schwingtüren wieder in der Küche verschwand, hörten Kate und Andrew deutlich das Keifen aufgebrachter Stimmen, die sich um den Dienstplan für das Wochenende stritten.
    »Kennedy House«, begann Kate. »Ich weiß fast nichts darüber. Könntest du mir einen Schnellkurs geben?«
    »Zentrum für Nordamerikanische Studien«, setzte Andrew an. Die Kellnerin huschte vorüber. Andrew erwischte sie an einem Zipfel ihrer schmuddeligen Schürze und flötete: »Zwei Bier bitte, Süße.«
    »Auf keinen Fall kriegen die mich dazu, mir hier einen zusätzlichen Sonntag um die Ohren zu schlagen«, war ihre Antwort, aber sie schrieb etwas auf ihren Block, und so konnten sie damit rechnen, in absehbarer Zeit vielleicht wirklich ihr Bier zu bekommen.
    »Kennedy House wurde um 1970 herum gegründet«, fuhr Andrew fort, »und zwar als Reaktion auf die kolonialistische Haltung der Bodleian Bibliothek. Es ist schon ein Kreuz mit diesen Amerikanern – es fehlt ihnen einfach an der richtigen historischen Perspektive. Selbstverständlich ist für eine Institution, die im 15. Jahrhundert gegründet wurde, Amerika nichts weiter als eine frühere Kolonie.«
    »Andrew! Hör auf, alles durch den Kakao zu ziehen!«
    Die Kellnerin knallte zwei Tabletts mit gefüllten Tellern vor ihnen auf den Tisch, ließ zwei Gabeln daneben fallen, nuschelte: »Der schwarze Pfeffer ist aus« und verschwand wieder. Andrew sprach weiter, als wäre nichts geschehen.
    »Na gut. Gestiftet wurde es von einer steinreichen amerikanischen Wohltätigkeitsorganisation, um in Oxford das Studium nordamerikanischer Geschichte und Literatur zu ermöglichen. Ich schätze, sie horten ganze Gewölbe voller Dokumente aus dem Kongress, und natürlich verfügen sie über endlose Regale mit Romanen von Chandler, McBain und ähnlichen Leuten.«
    »Hier sind Ihre Getränke«, brummte die Kellnerin und setzte die Gläser klirrend auf den Tisch. »Sie müssen sie jetzt sofort bezahlen. Ich kann sie nicht auf die Essensrechnung setzen.«
    Kate sah, dass Andrew drauf und dran war, sich mit der Kellnerin anzulegen. Schnell zog sie einen Schein aus der Tasche und bezahlte. Dann spießte sie eine Fritte auf ihre Gabel und lauschte Andrew, der weiterredete.
    »Dem Kennedy Center geht es finanziell gut. Sogar außergewöhnlich gut.« Vielleicht ist das die Erklärung für Andrews saure Reaktion, dachte Kate. »Soviel ich weiß, besitzt die Bibliothek eine beachtliche Sammlung amerikanischer und kanadischer Kinderbücher aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Es gab da eine Expertin auf dem Gebiet der Kinderliteratur, die ihnen bei ihrem Tod vor etwa zehn Jahren ihre ganze Sammlung hinterlassen hat. Zwar passten die Bücher nicht recht zum Rest der Bestände, aber da die Dame ihnen außerdem noch ein ordentliches – na ja, ein fast schon obszön überzogenes – Sümmchen hinterlassen hat,

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