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Letzte Bootsfahrt

Titel: Letzte Bootsfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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Wagentür auf. Er stürzte sich auf den Loisl, riss ihn am Kragen hoch und schrie ihn an. „Ja glaubt du denn, ich lass zu, dass du meiner Mutter das Haus anzündest, du Fallot? Glaubst du das?“ Dabei schüttelte er den wehrlosen Loisl so heftig am Kragen, dass der immer wieder in die Höhe gerissen wurde und zurückfiel. Schließlich riss mit einem lauten Ratsch das Hemd des Loisl entzwei, und die Frau Doktor schrie: „Hören Sie auf, Gasperlmaier, hören Sie auf!“ Er versetzte dem Loisl noch zwei kräftige Ohrfeigen und nahm erst danach wahr, dass die Frau Doktor auf der Rückbank neben dem Loisl saß. Gasperlmaier schnaufte heftig und funkelte den Loisl hasserfüllt an. Widerwillig warf er die Fetzen des Hemdes, die er noch zwischen seinen Fingern hielt, dem Loisl in den Schoß. Der starrte Gasperlmaier nur mit schreckgeweiteten Augen an und sagte kein Wort. „Dich erwisch ich schon noch einmal, du Drecksau!“, schleuderte ihm Gasperlmaier noch entgegen. Gerade überlegte er, ob er ihm vielleicht auch noch ins Gesicht spucken sollte, als er grob zurückgerissen wurde.
    „Reiß dich zusammen, Gasperlmaier! Sonst kriegst du noch ein Verfahren an den Hals! Die Schablinger schleicht auch schon wieder da draußen he­rum!“ Gasperlmaier zappelte heftig, doch der Friedrich hielt ihn fest im Schwitzkasten. So blieb ihm gar nichts anderes übrig, als sich zu beruhigen. Der Friedrich, das wusste er, würde vorher gar nicht loslassen. Außerdem ließ der Name „Schablinger“ in seinem Kopf, wenn schon nicht eine Alarmsirene, so doch zumindest einen Warnton anklingen. „Lass mich aus!“, sagte er, „ich geb eh schon eine Ruh!“ Der Friedrich lockerte seinen Griff, sodass sich Gasperlmaier aufrichten konnte. Tief musste er durchatmen. „Ich hab eine solche Wut auf den Loisl, das kann ich dir gar nicht sagen!“, fauchte er den Friedrich noch an. „Versteh ich ja, Gasperlmaier. Aber schau, letztendlich ist doch alles noch gut ausgegangen.“
    Gasperlmaier konnte sich der Meinung des Friedrich nicht anschließen. Alles in allem drei Tote und ein angezündetes Haus, die Mutter im Spital und er selbst das Opfer eines heimtückischen Angriffs auf seinen, zugegebenermaßen harten, Schädel. Dazu noch der Lukas Pauli, der immerhin gewürgt worden war. Und von dem Stuhlecker wusste man ja auch noch nicht, ob er nicht vielleicht doch auch ermordet worden war. Gut ausgegangen! Da konnte er ja nicht einmal lachen darüber!
    Hinter ihrem Streifenwagen hielt ein weiteres Polizeifahrzeug, dem zwei Uniformierte entstiegen. Die Frau Doktor stieg aus, warf Gasperlmaier einen warnenden Blick zu und tuschelte mit den beiden. Der größere, ein wahres Muskelpaket, öffnete die Tür, hinter der der Loisl saß, und half ihm beim Aussteigen. Vorsichtig und fast zärtlich, fand Gasperlmaier, führte er ihn zu seinem eigenen Wagen und verstaute den Loisl, der ohnehin nicht den geringsten Widerstand leistete, im Fond seines Wagens. Hinter dem Loisl stieg er gleich selber ein, sein Partner setzte sich ans Steuer, und wenige Sekunden später war der Loisl ihren Blicken bereits entschwunden.
    „Und wir“, sagte die Frau Doktor zu Gasperlmaier, „fahren jetzt zu Ihrer Mutter ins Krankenhaus. Da können Sie sich auch gleich die Birne durchleuchten lassen, denn Sie schauen aus, mit Verlaub, wie ein gespiebenes Äpfelkoch!“ Gasperlmaier wunderte sich, dass die Frau Doktor diesen alten mundartlichen Ausdruck überhaupt kannte. Entsprechend miserabel fühlte er sich allerdings. Ihm war nicht nach Humor zumute, als er sich kraftlos auf den Beifahrersitz seines Streifen­wagens plumpsen ließ.
    „Er hat’s gestanden“, sagte die Frau Doktor, als sie vorsichtig auf dem glitschigen Untergrund der Wiese wendete, in der sie den Wagen abstellen hatte müssen. „Alles. Er hat tatsächlich eine Abschrift des Tagebuchs im Haus seiner Mutter gefunden, beim Aufräumen nach ihrem Tod. Und beim Begräbnis, hat er mir gesagt, da hat ihn so die Wut überkommen, dass er zum Breitwieser seinem Haus hinüber ist und ihn zur Rede gestellt hat. Er hat verlangt, dass er sich zu dem Verbrechen an seiner Mutter bekennt, aber der Breitwieser hat ihn nur ausgelacht. Sagt er.“ „Warum“, fragte Gasperlmaier, den zerrissenen Ärmel seiner Jacke befühlend, „hat er sich dann nicht gleich am Schwaiger und am Manzenreiter ausgetobt? Die waren ja beim Begräbnis da?“ „Das hab ich ihn auch gefragt, aber keine richtige Antwort bekommen. Ich würde halt

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