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Letzte Bootsfahrt

Titel: Letzte Bootsfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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egal. Drittens werde ich Ihnen jetzt ein paar Fragen zum Mord an Herrn Breitwieser stellen, die Sie gefälligst beantworten werden. Und viertens erkläre ich Ihnen, was passiert, wenn Sie sich weiterhin wie einer auf­führen, der seit vierzig Jahren in der Pubertät steckt und nicht herausfindet: Sie bekommen eine Vorladung, und wenn Sie der nicht Folge leisten, werden Sie zur Einvernahme in Handschellen vorgeführt. Auch, wenn wir Sie derzeit nur als Zeugen und nicht als Beschuldigten betrachten.“ Sie hatte sich während ihrer Ansprache immer weiter vorgebeugt und lehnte sich erst jetzt wieder zurück. Ihr Atem ging etwas heftiger. Der Herr Holzig hatte sie doch ein wenig aus der Fassung gebracht.
    Dessen Grinsen war allerdings erloschen, und auch seine zunächst großspurige Haltung war einer etwas kleinlauteren gewichen. Er hatte sich vorgebeugt und die Ellenbogen auf die Knie gestützt. „Okay, okay“, versuchte er zu beruhigen. „War ja nur Spaß.“ Das, so erinnerte sich Gasperlmaier, bestätigte die Behauptung von der ewigen Pubertät. Immer wieder, wenn er und der Kahlß Friedrich Jugendlicher habhaft wurden, die Papierkörbe demoliert, Fassaden besprüht oder Denkmäler geschändet hatten, lautete die Erklärung, dass man das zum Spaß gemacht habe. Spätestens, wenn sie dann heulend auf dem Polizeiposten saßen und auf ihre Eltern warteten, war es aber mit dem Spaß vorbei. Ein etwas überalterter Spaßvogel ähnlicher Kategorie schien ihm auch der Herr Holzig zu sein.
    „Also“, sagte die Frau Doktor und atmete hörbar aus, „zu welchem Zweck haben Sie Herrn Breitwieser welche Summe übergeben?“ Der Herr Holzig wand sich. „Das, ja … das bleibt aber unter uns?“ Die Frau Doktor zuckte nur mit den Schultern. Die unfreundliche Behandlung hatte sich der Herr Holzig selbst zuzuschreiben. „Das war natürlich, wie soll ich sagen, das war eine Art Voraus-Belohnung. Als Ansporn war das gedacht, damit er sich bemüht.“ „Worum sollte der Herr Breitwieser sich denn bemühen?“, ließ die Frau Doktor nicht locker. „Also, ich hätte da gern ein bestimmtes Grundstück gehabt. Mit Seeblick. Da müsste allerdings vorher, da müsste man …“ Er stockte. Nun war es an der Frau Doktor, sich zurückzulehnen und die Beine übereinanderzuschlagen. Sie hatte den Fisch am Haken. „Da müsste umgewidmet werden“, seufzte der Herr Holzig schließlich. „Da müsste von Grünland in Bauland umgewidmet werden“, setzte er noch hinzu. „Und da haben Sie den Herrn Breitwieser engagiert, dass er mit dem vollen Börserl bei der Gemeinde vorstellig wird und den Gemeinderäten damit zuwinkt, mit einem bestimmten Ausgabenrahmen, und dass dann natürlich auch in seinem Börserl ein gewisser Bodensatz zurückbleibt.“ „Na, so ist das aber nicht!“, bemühte sich der Herr Holzig noch einmal aufzubrausen, recht überzeugend klang es aber in Gasperlmaiers Ohren nicht. „Sie müssen verstehen, so läuft das nicht! Da muss man sich schon um die Gemeinde bemühen, unterstützen, da fragt man halt, was so gebraucht wird, ein Spielplatz zum Beispiel, oder meinetwegen ein Kunstwerk für den Kreisverkehr, oder ein paar Computer für die Schule.“ „Bestechung wird also als uneigennützige Förderung getarnt?“ Bei dem Stichwort „Bestechung“, fiel Gasperlmaier auf, hatte die Rezeptionistin ihre Ohren gespitzt und zu ihnen herübergesehen. Als sie Gasperlmaiers Blicke bemerkte, wandte sie sich schnell wieder ab.
    „Dass ihr Frauen das alles so kompliziert sehen müsst!“, ärgerte sich nun der Herr Holzig. „Da geht es um kleine Gefälligkeiten! Das kann man doch nicht als Bestechung werten!“ Gasperlmaier musste an die neuen Richtlinien denken, die für Polizeibeamte galten. Da war schon eine Flasche Wein von der etwas teureren Sorte keine Gefälligkeit mehr, sondern eine unerlaubte Geschenkannahme. Aber so genau nahm man es offenbar nicht überall. Wer wollte schließlich einem Unternehmer verbieten, aus lauter Großzügigkeit der Gemeinde einen Spielplatz zu spendieren? Und wer konnte der Gemeinde böse sein, wenn sie ihrerseits eine kleine Umwidmung als Dankeschön vornahm? Dass es da Zusammenhänge und einen „Bodensatz“ gab, wie das die Frau Doktor ausgedrückt hatte, ja, wer konnte das schon nachweisen?
    „Um welchen Betrag handelte es sich da?“, wollte die Frau Doktor wissen. Gepeinigt blickte der Herr Holzig zwischen Gasperlmaier und der Frau Doktor hin und her. „Dreihunderttausend“,

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