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Letzte Bootsfahrt

Titel: Letzte Bootsfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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murmelte er schließlich kaum verständlich. „Wie viel?“, fragte sie, ungeduldig auf den Zehen wippend, nach, „ich habe Sie nicht verstanden!“, und zur Decke starrend bestätigte der Herr Holzig die Summe. „Und die wollten Sie sich von der Frau Schnabel zurückholen?“, fragte die Frau Doktor. Dreihunderttausend Euro, dachte Gasperlmaier. Die steckte der Herr Holzig so einfach in bar dem Herrn Breitwieser ins Sakko oder sonstwohin, damit ihm der eine Baugenehmigung besorgte. Für so eine Summe, rechnete er nach, musste er selber zwölf oder gar fünfzehn Jahre arbeiten. Es war einfach unglaublich. „Ja, glauben Sie, ich schreib das einfach so in den Wind!“, zischte der Herr Holzig nun etwas lauter. Ein Ehepaar, das gerade in die Lobby getreten war, schaute sich erstaunt nach der Gestalt im Bademantel um. Der Herr Holzig zog sich den Saum über die Knie. „Natürlich will ich das zurück! Die Frau Schnabel ist ja nicht kooperativ!“
    Die Frau Doktor stand auf, und Gasperlmaier beeilte sich, es ihr gleichzutun. „Noch eine letzte Frage: Wo waren Sie gestern zwischen, na, sagen wir, dreizehn und sechzehn Uhr?“ Der Herr Holzig zögerte ein wenig. „In meinem Club, in Ischl, wenn Sie’s genau wissen wollen! Das können Ihnen jede Menge Leute bestätigen!“
    „Das glaube ich gern“, gab die Frau Doktor im Gehen zurück, „dass Ihnen Ihre Huren das gerne bestätigen werden!“ Die Rezeptionistin machte große Augen, und auch Gasperlmaier fand, dass es nicht nötig gewesen wäre, den Herrn Holzig jetzt noch extra bloßzustellen. Außerdem stand es der Frau Doktor nicht gut zu Gesicht, so ordinär zu werden.
    „Von wegen Mineralölhandel! Der hat seine Finger auch im Geschäft mit der Prostitution drin!“, fauchte die Frau Doktor, als sie wieder im Auto saßen. An der Art, wie sie losfuhr, die Gänge hineindrosch und das Gaspedal misshandelte, konnte Gasperlmaier überdeutlich erkennen, dass sie fuchsteufelswild war. „Das sind die Allerübelsten, Gasperlmaier. Lassen sich die Frauen wie das Vieh aus dem Osten liefern, wollen aber gleichzeitig in der Gesellschaft geachtet werden. Das spielt es aber nicht! Bei mir nicht!“
    Gasperlmaier wunderte es nicht, dass gerade ein Typ mit Macho-Allüren wie der Herr Holzig bei der Frau Doktor ganz schlechte Karten hatte, so gut kannte er sie schon, gleichzeitig aber befürchtete er, dass ihm ihre Abneigung den objektiven Blick auf den Fall verstellen könnte. „Aber er hat ja anscheinend ein Alibi“, wandte er deswegen vorsichtig ein. Die Frau Doktor zischte nur verächtlich. „Alibi! Dass ich nicht lache! In seinem Puff in Bad Ischl finden sich zehn Leute, von der Putzfrau bis zum Geschäftsführer, die ihm jederzeit einen Blankoscheck schreiben!“ Die Frau Doktor hatte dabei energisch mit dem Finger auf Gasperlmaier gedeutet, als ob er selber der Zuhälterei verdächtigt werde. Gasperlmaier bekam ein wenig Angst, vor allem aufgrund der Tatsache, dass die Frau Doktor in einem Höllentempo auf der schmalen Straße unterwegs war und es ihm lieber gewesen wäre, wenn sie die Hände auf dem Lenkrad behalten hätte. „Vor allem, Gasperlmaier: So ein Typ, der sitzt vielleicht selber gemütlich auf dem roten Sofa in seinem Puff, mit einem Glas Champagner in der einen Hand, und die andere in der Bluse von einer seiner Tussis, und irgendein Lakai besorgt ihm das grobe Geschäft, wie zum Beispiel den Breitwieser so lange ins Klo zu tunken, bis er nicht mehr schnauft!“ Gasperlmaier verzichtete auf weitere Einwände, die, aus seiner Sicht, höchstens dazu geeignet gewesen wären, den ohnehin schon halsbrecherischen Fahrstil der Frau Doktor weiter anzuheizen. Noch dazu, wo sie gerade die steile Marktleite in den Ort hi­nunter vor sich hatten. Als sie aber wieder auf der Hauptstraße unten angekommen waren, musste er doch nachfragen: „Zur Frau Dunkl, jetzt?“
    „Ach was, Frau Dunkl!“, gab die Frau Doktor, immer noch aufgewühlt, zurück. „Es ist ohnehin schon spät. Ich fahr jetzt nach Liezen zurück, und wir recherchieren, was wir zu dem Holzig alles haben. Und wenn wir da nur eine undichte Stelle finden, wo wir einhaken können, dann reiße ich dem den Arsch auf, dass er sich wünschen wird, mir nie begegnet zu sein!“ Gasperlmaier wusste bereits, dass die Frau Doktor nur im Zustand allerhöchster Erregung zu derart derber Ausdrucksweise griff, und hielt den Mund. Beim Postamt in Bad Aussee blieb die Frau Doktor plötzlich stehen, direkt auf der

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