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Letzte Bootsfahrt

Titel: Letzte Bootsfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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Diskussionen darüber einlassen, was die Frau Dunkl nach Meinung der Kassierin in der Lage war zu tun oder zu lassen. „Wohin geht’s durch die Tür?“, stöhnte er deswegen. „Zum Personaleingang, und da ist der Personalparkplatz.“ „Wie komm ich dahin? Schnell!“ Schön langsam schien Gasperlmaier, dass die Kassierin auch mitbekommen hatte, dass es sich um einen Notfall handelte, denn sie deutete nur zum Eingang hin. „Da raus, und dann immer rechts, um das Gebäude herum.“
    Gasperlmaier hastete aus dem Hallenbad, so schnell ihn seine geschundenen Füße tragen wollten. Nach wenigen Metern aber lag er schon wieder auf dem Asphalt, ohne dass er wirklich wahrgenommen hätte, womit er da kollidiert war. Hinter sich hörte er das Scheppern eines Fahrrades und einen Schmerzensschrei. Als er sich aufrappelte, sah er die Frau Doktor, die gerade der Frau Dunkl wieder auf die Beine half. „War das jetzt wirklich notwendig?“, keuchte die Frau Doktor. „Was sollte das denn bringen, vor uns davonzulaufen?“
    Gasperlmaier mühte sich zu den beiden Frauen hin, und schließlich standen sie alle drei schwer atmend beieinander. Die Eingangstür der Therme öffnete sich, und neugierig blickte die Kassierin in ihre Richtung. „Alles in Ordnung!“, rief ihr die Frau Doktor zu. „Wir brauchen Sie hier nicht. Sie können wieder reingehen!“ Widerwillig, wie es Gasperlmaier schien, folgte die Kassierin nach wenigen Sekunden der Aufforderung.
    Gasperlmaier sah an sich hinunter. Trotz des Sturzes und des Zusammenpralls mit der Frau Dunkl und ihrem Fahrrad schien er, von einigen Kratzern und Schmutzflecken an seiner Uniform abgesehen, keine weiteren Verletzungen davongetragen zu haben. Allerdings fror ihn bereits jetzt entsetzlich. Die Frau Dunkl begann zu schluchzen und hielt sich die Hände vors Gesicht. Ihr war anscheinend auch nichts Gröberes passiert. „Wir gehen jetzt noch einmal da hinein!“, befahl die Frau Doktor, legte einen Arm um die Schultern der weinenden Frau und machte sich auf den Weg zum Eingang. Gasperlmaier humpelte zum Fahrrad der Frau Dunkl, denn das konnte er doch nicht mitten auf dem Platz liegen lassen. Er lehnte es an die Wand des Gebäudes und folgte den beiden Frauen.
    „Wir setzen uns da hinten hin.“ Die Frau Doktor steuerte die Frau Dunkl zu einer Sitzgruppe, die ganz links in der Eingangshalle stand, während die neugierige Kassierin ganz am rechten Rand auf Kunden wartete, denn mittlerweile war das Bad geöffnet. Als sich Gasperlmaier den beiden Frauen gegenüber niederließ, verspürte er stechende Schmerzen in Hüfte und Knöchel, die er aber zu ignorieren versuchte. Schon trafen die ersten Badegäste ein, sodass die Kassierin beschäftigt war. Das war Gasperlmaier nur recht.
    „So“, sagte die Frau Doktor und reichte der Frau Dunkl ein Papiertaschentuch, damit die sich die Augen trocknen konnte. „Und warum haben Sie jetzt versucht, vor uns davonzulaufen?“ Die Frau Dunkl schluchzte ein paarmal und ließ ihren Kopf vornübersinken. Aus ihrer orangeroten Mähne ragte jetzt nur noch ihre wirklich sehenswerte Nase heraus. Sie hob die Hände und ließ sie resigniert wieder auf ihre Oberschenkel sinken. „Ich habe mir ja gleich gedacht, dass das alles nicht in Ordnung ist. Und dass die Polizei da draufkommen wird.“ Gasperlmaier wunderte sich. Wenn man jemanden so lange in die Klomuschel drückte, bis er nicht mehr schnaufte, war es ein bisschen kühn zu behaupten, das sei „nicht in Ordnung“. Ihm fiel ein, dass man ja davon ausgegangen war, ein großer, kräftiger Mann hätte dem Herrn Breitwieser diesen tiefen Einblick in die Kanalisation verschaffen wollen. Groß war die Frau Dunkl zwar, aber sie schien ihm zierlich gebaut und wenig muskulös.
    „Was meinen Sie damit?“, fragte die Frau Doktor dann auch. „Ja, wegen der zwanzigtausend Euro, die mir die Gerlinde für den Kreis gegeben hat!“ „Erklären Sie uns das bitte genauer“, bat die Frau Doktor. Gasperlmaier versuchte sich auf der unbequemen Sitz­garnitur ein wenig zu entspannen. Sein Nacken und seine Schultern, die ihm schon seit Monaten Sorge bereiteten, begannen pochend zu schmerzen. Der Unfall damals im Herbst hatte anscheinend doch Spätfolgen. Gasperlmaier überlegte, ob er den Rechtsanwalt noch einmal aufsuchen sollte, der ihm damals zu Schmerzensgeld verholfen hatte. Vielleicht ließ sich da noch mehr herausholen?
    „Sind Sie denn nicht wegen der zwanzigtausend Euro hier?“, fragte die Frau Dunkl

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