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Letzte Bootsfahrt

Titel: Letzte Bootsfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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Und Namaka-Pani bedeutet so viel wie Salzwasser. Das verwende ich auch in den Anwendungen.“
    Gasperlmaier hatte genug gehört. Augenscheinlich war die Frau Dunkl ebenso verrückt wie die Frau Breitwieser und die erleuchtete Meisterin. Alpin-Veda. Das war ja zum Lachen. „Ja“, sagte die Frau Doktor, der es offenbar ähnlich ging. „Und die zwanzigtausend Euro haben Sie der Frau Dötzlhofer, also der erleuchteten Meisterin, persönlich in bar übergeben?“ Die Frau Dunkl nickte. „Haben Sie einen Beleg dafür bekommen?“ „Was für einen Beleg denn?“, fragte die Frau Dunkl überrascht zurück. „Na ja, wenn man jemandem eine größere Summe übergibt, dann schreibt man normalerweise einen Beleg, zum Beweis, dass der Empfänger es tatsächlich bekommen hat. Sie bekommen ja auch einen Beleg, wenn Sie im Supermarkt einkaufen.“ Die Frau Doktor schien von der Naivität der Frau Dunkl ein wenig genervt. Die schüttelte aber den Kopf. „Das ist im erleuchteten Kreis Avalon nicht üblich. Da vertraut man einander, und Geld hat dort keine Bedeutung.“ „So, so!“, sagte die Frau Doktor. „Für die erleuchtete Meisterin scheint Geld ja nicht ganz so unbedeutend zu sein, wenn sie es ständig von ihren Anhängerinnen einfordert.“ „Aber nein!“, lachte die Frau Dunkl. „Das tut sie doch nicht für sich selbst, sie behält das Geld ja nicht. Sie nimmt uns lediglich die Last ab, die Bürde, die irdischer Besitz für uns bedeutet.“ „Jetzt reicht’s mir aber, Frau Dunkl! Sind Sie so naiv, oder tun sie nur so? Sie haben doch eine Wohnung, eine Tochter, wahrscheinlich sogar ein Auto. Haben Sie wirklich das Gefühl, dass Sie jemanden brauchen, der Sie von der Last des Gehalts befreit, das man Ihnen hier bezahlt? Bedrückt es Sie, wenn Sie jeden zweiten Monat die Familienbeihilfe vom Finanzamt bekommen? Man kann doch nicht so vernagelt sein!“ Die Frau Doktor hatte sich in Rage geredet und war aufgestanden. Offensichtlich gab es nichts mehr, was sie hoffte, von der Frau Dunkl zu erfahren. Die lächelte. „Sie verstehen das nicht. Wahres Glück ist nur durch Erleuchtung möglich!“ „Ja!“, schnaubte die Frau Doktor. „Die wünsche ich Ihnen. Hoffentlich kommt sie rechtzeitig! Auf Wiedersehen!“
    Gasperlmaier konnte der Frau Doktor kaum folgen, als sie davonrauschte. Sein Knöchel schmerzte immer noch. So humpelte er, so schnell es eben ging, der Frau Doktor hinterdrein. „Verstehen Sie das, Gasperlmaier, wie man so dämlich sein kann? Da rackert sich die Frau für ein bescheidenes Gehalt ab, muss noch dazu ihre Tochter allein durchbringen, und dann glaubt sie noch, dass sie diesem verdammten erleuchteten Kreis etwas schuldig ist! Und lässt sich auch noch als Geldbotin missbrauchen! Denen werden wir aber jetzt einmal gehörig auf die Zehen steigen!“
    Die Frau Doktor verzichtete zwar darauf, das Blaulicht auf das Dach ihres Autos zu stellen, dennoch waren sie in weniger als einer Stunde auf dem Bauern­hof des erleuchteten Kreises Avalon angelangt. Gasperl­maier hatte zwar schon ausreichend Gelegenheit gehabt, sich an den Fahrstil der Frau Doktor zu gewöhnen, dennoch hatte er auch heute wieder bei verschiedenen Überholmanövern Todesängste auszustehen gehabt. „Denen werd ich nicht nur die Finanzbehörden auf den Hals hetzen“, schimpfte sie, „sondern alle Abteilungen, Ämter und Behörden, die mir einfallen! Die dürfen sich warm anziehen! Schauen Sie sich nur an, was hier für Autos parken!“ Gasperlmaier stellte fest, dass sich allerhand Besitzer von Luxuslimousinen, vor allem der drei großen deutschen Hersteller, für Alpin-Veda und Namaka-Pani zu interessieren schienen. Das Geschäft florierte offenbar.
    Die Frau Doktor stürmte auf das Tor zu und läutete Sturm. Wenig später erschien die gleiche Dame, die sie bei ihrem letzten Besuch so strahlend empfangen hatte. Heute allerdings verfinsterte sich ihre Miene sofort, als sie sah, wem sie geöffnet hatte. Sogar auf ihre einstudierte Begrüßungsformel schien sie vergessen zu haben. „Bringen Sie mich zu Ihrer erleuchteten Meisterin! Schnell!“, fuhr die Frau Doktor die Empfangsdame unwirsch an, die zusammenzuckte und fast zu schrumpfen schien. „Kommen Sie“, sagte sie nur mit finsterem Gesicht und schritt einen langen Gang entlang. An den Wänden hingen Bilder, die Gasperlmaier irgendwie indisch erschienen. Oder vielleicht waren es nur diese grässlichen Sphärenklänge, die aus unsichtbaren Lautsprechern drangen und ihn

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