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Letzte Bootsfahrt

Titel: Letzte Bootsfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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Gebäude des Ausseer Hallen­bads anhielten, in dem man in Salzwasser schwimmen konnte. Gasperlmaier war zwar ein paarmal drinnen gewesen, konnte aber keinen Sinn darin erkennen, dass man in dem grauenhaft schmeckenden Salzwasser schwimmen sollte, das ihm schon in Kroatien auf die Nerven ging, wenn man auch im frischen Wasser des Altausseer Sees nach Herzenslust baden konnte. Obwohl das Salzwasser hier angeblich blitzsauber direkt aus dem Salzbergwerk kam. Außerdem war ihm die ganze Prozedur zu umständlich, wenn man in der warmen Winterkleidung im Bad ankam und dann alles mühsam verstauen musste, bis man endlich auf den rutschigen Fliesen vor dem Wasserbecken stand, das ohnehin meist überfüllt war.
    „Wir haben noch nicht geöffnet!“, rief ihnen die Dame an der Kassa schon von weitem entgegen. „Macht nichts“, antwortete die Frau Doktor und zeigte der Dame ihre Dienstmarke. „Wir möchten bitte mit Frau Dunkl sprechen. Sie ist doch heute im Dienst?“ Die Angesprochene starrte erstaunt die Dienstmarke an, was für Gasperlmaier nicht ungewöhnlich war. Die meisten Menschen, mit denen sie zu tun hatten, waren ja doch das erste Mal damit konfrontiert, dass die Polizei etwas von ihnen wollte. „In der Sauna, unten!“, deutete die Frau vage hinter sich. „Sie dürfen aber nicht mit Schuhen …“ Noch bevor sie den Satz zu Ende hatte sprechen können, winkte die Frau Doktor ab – „Wir dürfen!“ – und machte sich auf den Weg, den ihnen ein Schild mit der Aufschrift „Saunalandschaft“ wies.
    Je tiefer sie in die Anlage eindrangen, desto stickiger und heißer wurde es. Gasperlmaier begann bereits zu schwitzen, als sie auf eine weitere Dame in weißem Anzug trafen, die mit einem Mopp den Fliesenboden wischte. „Wir suchen Frau Dunkl!“, wandte sich die Frau Doktor an sie. „Die hab ich gerade noch gesehen. Die muss da hinten bei den Saunakabinen sein. Sie dürfen hier aber nicht mit den Schuhen …“ Die Frau Doktor ließ ihre Dienstmarke blitzen, worauf die Frau verstummte.
    Gleich hinter der nächsten Ecke trafen sie auf eine weitere Frau in ebenso weißem Anzug, die an einer Schalttafel stand und an Reglern hantierte. „Frau Dunkl?“ Diesmal hielt ihr die Frau Doktor die Marke ohne lange Erklärungen unter die Nase. Die Frau Dunkl, fand Gasperlmaier, war etwa in seinem Alter, und mit ihren gelockten, orangeroten Haaren eigentlich ganz hübsch. Sie trug eine schmale, aber lange, gekrümmte Nase im Gesicht, was Gasperlmaier gut gefiel. Er hatte schon immer eine Schwäche für Frauen mit auffällig großen Nasen gehabt, ohne dass er sich erklären konnte, warum.
    „Stehenbleiben!“, schrie die Frau Doktor jetzt, denn nach einer kurzen Schrecksekunde hatte die Frau Dunkl Reißaus genommen, eine blaue Stahltür rechts von sich geöffnet und diese mit einem heftigen Knall hinter sich zugeworfen. „Sie den Weg zurück zu Kassa!“, rief ihm die Frau Doktor zu, bevor sie die Tür aufriss und ebenfalls hinter ihr verschwand. Wer wohl das Rennen machen würde, fragte sich Gasperlmaier, die Frau Dunkl in ihren Gesundheitsschlapfen oder die Frau Doktor in den Stöckelschuhen, die für eine Verfolgungsjagd auf rutschigem Fliesenboden nicht wirklich geeignet waren? Gasperlmaier beeilte sich, zurück zur Kassa zu gelangen. Leider hatte er seine Rechnung ohne die Frau mit dem Mopp gemacht. Als er um eine Ecke bog, hatte er nicht einmal Zeit, richtig wahrzunehmen, dass hier nass gewischt worden war, glitt aus und schlug der Länge nach hin. Jetzt, dachte er, hatte er sich ganz sicher etwas gebrochen, den stechenden Schmerzen in seiner Hüfte und seinem Knöchel nach zu urteilen. Vorsichtig richtete er sich auf, stellte fest, dass ihm all seine Glieder und Gelenke, wenn auch widerwillig, gehorchten, und humpelte weiter.
    „Was ist denn mit Ihnen passiert? Waren Sie vielleicht samt Ihrer Uniform schwimmen?“ Die Dame an der Kassa konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Gasperlmaier sah an sich hinunter. Tatsächlich war die rechte Seite seiner Uniform, die in Kontakt mit dem frisch gewischten Boden gekommen war, völlig durchnässt. Das, so dachte Gasperlmaier, konnte ja heiter werden, wenn er mit den nassen Kleidern wieder in den kalten Wind hi­naus musste. „Die Frau Dunkl!“, presste er mühsam hervor, „Die ist geflüchtet! Durch eine blaue Tür, bei den Saunas!“ „Geh! Wohin sollte sie denn flüchten? Und warum?“, gab die Kassadame ungläubig zurück. Gasperlmaier wollte sich jetzt auf keine

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