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Letzte Bootsfahrt

Titel: Letzte Bootsfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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gewesen, im Schweizerhaus im Prater, das waren Schweinsstelzen gewesen! Der einzige Grund für ihn, eine Reise nach Wien wieder einmal in Betracht zu ziehen. „Was glauben Sie eigentlich“, brüllte der Herr Schnabel nun mit hochrotem Kopf, „wen Sie vor sich haben? Sie können doch nicht einfach hier hereinkommen und mich so mir nichts, dir nichts beschuldigen, dass ich meinen Schwiegervater bestohlen habe!“ Wild fuchtelte er nun mit den Händen umher und stach mit dem Zeigefinger Löcher in die Luft. Die Frau Doktor aber lächelte nur. „Ich hab Sie ja nicht beschuldigt, Herr Schnabel, ich hab Sie nur gefragt, ob Sie es gestohlen haben. Ein einfaches ‚Nein‘ hätte genügt. Warum regen Sie sich eigentlich so auf?“ Das, fand Gasperlmaier, war nun schon recht fies. Natürlich hatte sie, streng genommen, nur gefragt. Dennoch aber hatte sie einen Verdacht in den Raum gestellt. Gasperlmaier hätte sich über so eine Frage auch aufgeregt.
    „Wen können wir denn wegen Ihres Alibis für die Tatzeit fragen?“ Die Frau Doktor ließ nicht locker. Wahrscheinlich versuchte sie einfach, die Verunsicherung des Herrn Schnabel auszunutzen. „Wen Sie wollen!“, schnaufte der, hob ächzend seinen Sessel wieder auf und ließ sich darauf fallen. Der Wutausbruch hatte ihn offenbar so viel Kraft gekostet, dass er nicht mehr stehen konnte. „Auf Wiedersehen!“, sagte die Frau Doktor lächelnd. „Wir werden uns sicher in dieser Angelegenheit noch einmal sprechen.“ Gasperlmaier hatte den heftigen Atem des Herrn Schnabel noch im Ohr, als er sich schon abgewandt hatte.
    Draußen stand immer noch die gleiche Kundin an der Wursttheke. Hinter ihr hatte sich bereits ein Stau gebildet, der jetzt von einer zweiten, gerade herbeigeeilten Verkäuferin abgebaut wurde. „Von der Porchetta da geben Sie mir bitte auch noch zwanzig Deka“, sagte die Kundin. „Sie meinen die Portschetta? Wir sagen dazu Portschetta“, begehrte die Verkäuferin auf. „Ja, da hört sich doch alles auf!“, entrüstete sich die Dame. „Wollen Sie mir vielleicht Italienisch beibringen? Ich muss doch sehr bitten!“ Die Verkäuferin blieb eine Antwort schuldig, beugte sich weit nach vorne, um das schwere Bratenstück zu erreichen, und stemmte es mit Mühe aus der Vitrine.
    Die Frau Doktor trat auf die andere Verkäuferin zu, die gerade dabei war, zwei Wurstsemmeln herzurichten. „Polizei“, sagte sie. „Darf ich Sie was fragen?“ „Sie sehen ja, was hier los ist. Muss das sein?“ Die Frau Doktor nickte nur. Die Verkäuferin wischte sich die Hände an einer Küchenrolle ab und trat ein wenig von den Kunden zurück. „Was ist jetzt mit meinen Wurstsemmeln!“, empörte sich lautstark ein junger Mann, der Gasperlmaier irgendwie bekannt vorkam. Die Frau Doktor trat lächelnd auf ihn zu und hielt ihre Polizeimarke in die Höhe. „Wir kennen uns schon. Kohlross, Bezirkspolizeikommando Liezen. Sie sind doch der Herr Gaisrucker, oder irre ich mich?“ Gasperlmaier konnte es nicht fassen. Die Frau Doktor war dem Gaisrucker Marcel nur zweimal begegnet, im Verlauf von Ermittlungen vor einiger Zeit. Zudem hatte der Marcel damals nur eine Lederhose getragen, während er heute in Kapuzenjacke, Jeans und Baseballkappe vor der Theke stand. Dass sie sich noch an den erinnern konnte! „Ich werd mich gerne mit Ihnen beschäftigen, sobald wir hier fertig sind!“, lächelte die Frau Doktor. „Das ist ja die Höhe, dass man jetzt schon im Geschäft von der Polizei belästigt wird!“, meldete sich jetzt auch noch die Dame mit der Porchetta zu Wort. Gasperlmaier fürchtete, dass ihnen die Situation entgleiten und sich die hungrige Menge am Ende noch auf ihn und die Frau Doktor stürzen würde.
    Die Frau Doktor indessen steuerte mit der verdutzten Wurstverkäuferin auf die Tür zum Personalraum zu. Gasperlmaier beeilte sich, ihr zu folgen. „Gehen Sie einmal schnell hinaus und helfen Sie bei der Wurst aus, da warten ein paar Leute!“, ordnete die Frau Doktor an. Der verblüffte Herr Schnabel, der sich soeben eine frisch heruntergesäbelte Scheibe Schweinsstelze in den Mund geschoben hatte, erhob sich, rührte mit dem Zeigefinger in der Luft herum und setzte zu einer Beschwerde an, schüttelte aber dann nur resigniert den Kopf und ließ sie mit der Verkäuferin alleine.
    „Wie ist er denn so als Chef, der Herr Schnabel?“, fragte die Frau Doktor. Die Verkäuferin schnaubte nur verächtlich. Sie war, im Gegensatz zu ihrer Kollegin an der Kassa, völlig

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