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Letzte Bootsfahrt

Titel: Letzte Bootsfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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sich nur Sorgen machen um ihn, während sie sich in der Großstadt vergnügte. Gasperlmaier antwortete einsilbig, weil er nicht recht wusste, was er in Gegenwart der Frau Doktor sagen sollte. „Wo bist denn grad?“, fragte die Christine denn auch misstrauisch. „Im Auto“, gab er unwirsch zurück. „Wir haben noch ein paar Vernehmungen vor uns.“ „Ach so“, meinte die Christine etwas versöhnlicher und schickte ihm drei laut schmatzende Küsse durchs Telefon. „Ja, ja“, antwortete Gasperlmaier nur, „pfüat di!“, und legte auf. Die Frau Doktor grinste. „Sie hätten Ihrer Frau zum Abschied ruhig auch einen Kuss schicken können!“, meinte sie, „mir hätte das nichts gemacht.“ Gasperlmaiers wegwerfende Handbewegung, die als Antwort gedacht war, bedachte die Frau Doktor mit einem Hochziehen der Augenbrauen.
    „Sie haben da ein paar Flecken!“ Die Frau Breit­wieser deutete mit dem Finger auf die Bluse der Frau Doktor. Gasperlmaier fühlte, wie die Röte wieder einmal zu seinen Ohren aufzusteigen begann. Dass die Frau Breitwieser aber auch auf solchen Kleinigkeiten herumreiten musste. „Die lassen Sie einmal meine Sorge sein!“, reagierte die Frau Doktor ein wenig heftig, mit einem vorwurfsvollen Seitenblick auf Gasperlmaier. Sie kramte in ihrer Handtasche und hielt der Frau Breitwieser den nun etwas zerfledderten Stapel Hunderter hin. „Lieber wäre mir, wenn Sie mir den Er­halt der zwanzigtausend Euro bestätigen würden. Die hab ich nämlich von Ihrer erleuchteten Meisterin zurückgeholt. Die hatte sie noch nicht einmal als Einnahme verbucht!“ Schwungvoll warf sie die Scheine auf die Vorzimmerkommode, wo der Stapel auseinanderglitt. Zwei Hunderter segelten zu Boden. „Schreiben Sie einfach auf einen Zettel, zwanzigtausend Euro erhalten von Doktor Kohlross, Bezirkspolizeikommando Liezen. Altaussee, heutiges Datum, und Ihre Unterschrift.“ Die Frau Breitwieser begann umständlich auf einer Ablage neben dem Telefon herumzukramen. „Wo hab ich denn jetzt …“ Die Frau Doktor kam ihr zuvor und reichte ihr Block und Kugelschreiber aus ihrer Handtasche.
    Gasperlmaier musste aufs Klo. Leider hatte er beim Würstelstand eine ganze Flasche Bier getrunken, und die verlangte jetzt ihren Tribut. Während die Frau Breitwieser langsam und sorgfältig ihre Wörter auf das Papier malte, fragte Gasperlmaier, ob er die Toilette benützen dürfe. Während des Wasserlassens fiel ihm natürlich zwangsläufig der hier in der Kloschüssel ge­tötete Herr Breitwieser ein, was den Strahl urplötzlich zum Versiegen brachte. Erst nach längerem Bemühen gelang es ihm, sein Bedürfnis in Würde zu erledigen.
    Als er zurückkam, waren die Frau Doktor und die Frau Breitwieser bereits in ein Gespräch über erstens die zwanzigtausend Euro, die sie der Frau Dunkl gegeben hatte, und zweitens über den Verbleib der restlichen zweihundertachtzigtausend Euro vertieft. Mit wenig Erfolg, wie es Gasperlmaier schien. Denn die Frau Breitwieser hielt eine Kette mit blauen und grünen Steinen in beiden Händen und sah entrückt in die Ferne. „Wissen Sie, ich habe schon gesprochen, mit meinem Mann. Wir hatten schon Kontakt. Er bereut alles.“ Die Frau Doktor saß schweigend daneben und rollte die Augen. Gasperlmaier blieb im Türrahmen stehen. Näher wollte er an die Frau Breitwieser überhaupt nicht heran. „Und er hat mir selber gesagt, dass ich die dreihunderttausend Euro dem erleuchteten Kreis Avalon schenken soll. Damit seine Reue auch anerkannt wird. Er muss jetzt büßen.“ „Wofür muss er denn büßen, Frau Breitwieser?“, fragte die Frau Doktor ganz sanft, um die Frau Breitwieser nicht aus ihren Gedankengängen zu reißen. „Für die fleischlichen Begierden, und für das Trinken, und für das Rauchen!“ Wenn er sie so ansah, konnte sich Gasperlmaier vorstellen, dass der Herr Breitwieser durchaus Lust darauf gehabt haben mochte, fleischliche Genüsse mit ihr zu teilen. Aber dass er die in den letzten Jahren möglicherweise mit einer anderen Partnerin genossen hatte, das konnte er sich ebenso gut vorstellen. Vor allem, wo die Frau Breitwieser in dieser Hinsicht ja nicht eben aufgeschlossen schien.
    „Frau Breitwieser, Ihnen ist aber schon klar, dass die dreihunderttausend dem Herrn Holzig gehören, und nicht Ihnen? Hat sich denn Ihr Mann auch in anderer Hinsicht versündigt? Mit Geld? Mit Betrügereien?“ Vorsichtig lenkte die Frau Doktor das Gespräch in eine andere Richtung. Vielleicht konnte man aus der

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