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Letzte Bootsfahrt

Titel: Letzte Bootsfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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im Trink­wasser in Hallstatt drüben auch schon einmal Überreste aus dem Motoröl der Pistengeräte auf dem Dachsteingletscher oben aufgetaucht, aber so etwas, hoffte er, würde es bei ihnen doch nicht geben. Nach Motoröl schmeckte das Wasser jedenfalls nicht.
    Die Frau Breitwieser lächelte erwartungsvoll. „Gut!“, sagte Gasperlmaier, um irgendetwas zu sagen, nickte beifällig und horchte sorgfältig in sich hi­nein, ob er Schwingungen oder Energien des Erzengels in sich verspüren konnte. Der Friedrich war weniger zurückhaltend. „Liebe Frau Breitwieser“, brummte er, „bei mir bringt ein frisches, kühles Bier wesentlich mehr in Schwingung als Ihr abgestandenes Leitungswasser. Wenn Sie sich jetzt bitte hinsetzen und uns ein paar Fragen beantworten. Oder wollen Sie, dass Ihr Herr Gemahl morgen noch am Klo hängt und zu stinken anfängt?“ Gasperlmaier erschrak. Ob das klug war, die Frau Breitwieser so zu verprellen? Erstaunt stellte er fest, dass die Frau Schnabel ein Grinsen unterdrücken musste und sich die Hand vor den Mund hielt, damit es nicht allzu sehr auffiel.
    Die Taktik von Friedrich hatte anscheinend zu­nächst Erfolg. Die Frau Breitwieser ließ sich konsterniert mit offenem Mund auf das Sofa fallen. Eigentlich, so dachte Gasperlmaier bei sich, war sie eine noch ganz attraktive, vor allem aber gut gekleidete und frisierte Frau. Sie musste jünger sein als ihr Mann, von dem Gasperlmaier allerdings nicht viel mehr gesehen hatte als den Hintern und ein paar schüttere, graue Strähnen. Und die schlaffe Haut an seinem Hals, die hatte er durch die dünnen Handschuhe hindurch gespürt. Ein kalter Schauer überlief ihn bei der Erinnerung daran, wie er nach dem Puls des Toten hatte fühlen müssen.
    „Sie waren also einkaufen“, setzte der Friedrich fort. „Im Markt, unten an der Hauptstraße. Ihr Mann hat, als Sie fortgegangen sind, noch gelebt, hat sich ein Glas Bier eingeschenkt und ist auf die Terrasse gegangen, um eine Zigarette zu rauchen. Wann genau war das?“ Der Friedrich zog einen etwas zerknitterten Notizblock aus seiner Brusttasche, um zu demonstrieren, dass es ihm ernst war. Die Frau Breitwieser zuckte zunächst wieder mit den Schultern, bequemte sich aber schließlich doch zu einer Antwort. „Vielleicht um halb drei. Ja. Ich hab ihm noch gesagt, dass er nicht unbedingt schon am Nachmittag trinken muss, aber er hat ja wie üblich nicht auf mich gehört.“ Gegen Ende ihrer Aussage, fand Gasperlmaier, hatte ihre Stimme zunehmend hasserfüllt geklungen. „Sie sind also in den Markt. Das werden wir überprüfen. Haben Sie einen Kassabon?“ Gasperlmaier war erstaunt über die forsche Vorgangsweise des Friedrich, der sonst eher phlegmatisch auftrat. Am Ende war doch etwas dran an dem energetisierten Wasser mit den Strahlungen von dem Erzengel. Gasperlmaier stellte fest, dass der Friedrich das Glas ganz ausgetrunken hatte. „Wegen der paar Sachen nehm ich den Kassa­bon nicht mit!“, erregte sich die Frau Breitwieser. „Was soll das überhaupt? Was wollen Sie von mir? Ich weiß auch nicht mehr als Sie!“ „Haben Sie abgesperrt, als Sie das Haus verlassen haben?“ Das, fand Gasperlmaier, war eine überflüssige Frage. Kaum jemand in Altaussee sperrte tagsüber die Haustür zu, wenn sich jemand im Haus befand. Wozu auch? „Hab ich natürlich nicht“, entgegnete die Frau Breitwieser. „Ich sperr nie zu.“ Gasperlmaier fiel auf, dass die Frau Breitwieser keinen lokalen Dialekt sprach, sie bemühte sich um gepflegte Aussprache, ließ aber gelegentlich Vokale aufblitzen, die nach der Süd- oder Oststeiermark klangen. „Als Sie heimgekommen sind, wo war Ihr Mann da?“ „Na, da wo er jetzt ist. Ich hab ihn nicht angerührt. Ich hab gleich gewusst, dass er heimgegangen ist.“ „Und warum haben Sie nicht die Polizei oder die Rettung gerufen? Es hätte ja sein können, dass man noch etwas machen kann?“ Der Friedrich, so fand Gasperlmaier, war heute tatsächlich hartnäckig. Er musste einmal schauen, wo man solche Steine bekam. Zum Beispiel, fand er, könnten seine Kinder oft einmal zusätzliche Energie brauchen. Beim Zimmeraufräumen beispielsweise. „Ich habe ihm jahrelang gepredigt, ein besseres Leben zu führen, den Rat der Engel anzunehmen, auf mich zu hören. Vergeblich. Er hat seine gerechte Strafe bekommen.“ Gasperlmaier fragte sich, ob er nicht vielleicht auch freiwillig den Kopf in die Klomuschel gesteckt hätte, wenn ihm seine Frau jahre-, womöglich jahrzehntelang

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