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Letzte Ehre

Letzte Ehre

Titel: Letzte Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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es lästig wird, kannst du ja die ganze Geschichte fallenlassen.«
    Ich zuckte die Achseln. »Ich schätze, das ist einer der Vorteile, wenn man nicht bezahlt wird. Man kann jederzeit aussteigen.«
    »Unbedingt«, meinte er.
    Ich sperrte meine Haustür ab, während Henry auf die Garage zuging, und wartete an der Einfahrt, während er den Wagen rückwärts herausfuhr. Zu besonderen Gelegenheiten fährt er ein Coupé mit fünf Fenstern, einen 1932er Chevrolet mit der hellgelben Originallackierung. Heute, zum Flughafen, nahm er den Kombi, da er mit drei Fahrgästen und unzähligen Gepäckstücken zurückkommen würde. »Die Sippschaft«, wie er sie nannte, würde zwei Wochen hierbleiben und hatte die Neigung, sich für jeden erdenklichen Notfall zu rüsten. Er hielt langsam an und kurbelte das Fenster hinunter. »Vergiß nicht, daß du heute abend bei uns ißt.«
    »Das habe ich nicht vergessen. Heute hat doch Lewis Geburtstag, stimmt’s? Ich habe ihm sogar ein Geschenk gekauft.«
    »Ach, du bist lieb, aber das wäre nicht nötig gewesen.«
    »O doch. Lewis erzählt einem ständig, daß man kein Geschenk kaufen soll, aber wenn man es wirklich nicht tut, schmollt er. Um wieviel Uhr ist die Feier?«
    »Rosie kommt um Viertel vor sechs herüber. Du kannst kommen, wann du willst. Du kennst ja William. Wenn wir nicht rechtzeitig essen, bekommt er Hyperglykämie (Unterzucker).«
    »Fährt er nicht mit dir zum Flughafen?«
    »Er muß wegen seines Smokings zur Anprobe. Lewis, Charlie und ich müssen unsere heute nachmittag anprobieren.«
    »Ganz nobel«, sagte ich. »Bis später.«
    Ich winkte, als Henry die Straße hinunterfuhr und verschwand, und ging dann selbst zum Tor hinaus. Der Gang zu den Lees dauerte ungefähr dreißig Sekunden — sechs Türen weiter, um die Ecke, und da war es schon. Der Stil des Hauses war schwer einzuordnen; es war ein altes kalifornisches Wohnhaus mit abblätterndem Putz und einem ausgebleichten roten Ziegeldach. Am Ende einer schmalen, betonierten Einfahrt konnte man eine Doppelgarage mit verfallenen Holztüren sehen. Der schmuddelige Hinterhof war mittlerweile zur Heimat für einen halb auseinandergenommenen Ford Fairlane mit durchgerostetem Fahrgestell geworden. Die Fassade des Hauses war kaum zu sehen, da sie hinter widerspenstigen Büscheln schulterhohen Grases verschwand. Der Weg zum Vordereingang war durch zwei Hügel von etwas verdeckt, das wie wilder Hafer aussah, buschige Spitzen, die sich über den Pfad hinweg zuwippten. Als ich durch das Unkraut stapfte, um zur Veranda zu gelangen, mußte ich die Arme in die Höhe halten.
    Ich klingelte an der Tür und verbrachte einen Augenblick der Muße damit, mir Kletten von den Socken zu zupfen. Ich malte mir mikroskopisch kleine Pollen aus, die wie eine Wolke Stechmücken meine Kehle hinabschwärmten, und ich spürte einen heftigen Niesreiz. Ich versuchte, an etwas anderes zu denken. Ohne auch nur über die Türschwelle geschritten zu sein, hätte ich kleine Räume mit roh verputzten Zwischenbögen Vorhersagen können, denen als Kontrast vielleicht fruchtlose Versuche gegenüber standen, das Haus zu »modernisieren«. Es würde zwar zu nichts führen, aber ich klingelte trotzdem noch einmal.
    Augenblicke später wurde die Tür von einem Jungen geöffnet, den ich wiedererkannte. Bucky war Anfang zwanzig. Er war acht oder zehn Zentimeter größer als ich, womit er ungefähr auf einsvierundsiebzig oder einssechsundsiebzig kam. Er war nicht übergewichtig, aber teigig wie eine Brezel. Sein Haar war rotgolden, in der Mitte schief gescheitelt und lang. Der größte Teil davon war nach hinten gestreift und im Nacken irgendwie schlampig zusammengebunden. Er hatte blaue Augen, und sein geröteter Teint wirkte unter einem kastanienroten Viertagebart fleckig. Er trug Blue jeans und ein dunkelblaues, langärmliges Cordhemd, dessen Schoß heraushing. Schwer zu sagen, was für einem Broterwerb er nachging, wenn überhaupt irgendeinem. Er hätte auch ein Rockstar mit einem sechsstelligen Bankkonto sein können, aber das bezweifelte ich.
    »Sind Sie Bucky?«
    »Yeah.«
    Ich streckte ihm die Hand entgegen. »Ich heiße Kinsey Millhone. Ich bin mit Henry Pitts befreundet. Er sagt, Sie hätten Probleme mit einem Antrag beim Veteranenamt?«
    Er schüttelte mir die Hand, doch die Art, wie er mich ansah, löste in mir den Wunsch aus, an seinen Kopf zu klopfen und zu fragen, ob jemand zu Hause war. Ich machte unverdrossen weiter. »Er dachte, ich könnte Ihnen

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