Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi

Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi

Titel: Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hillenbrand
Vom Netzwerk:
hätte ein dickes Fell. Aber das hier war anders.«
    »Inwiefern?«
    »Der Mann am Telefon war nicht wütend, nicht mal erregt. Er sprach mit ganz ruhiger Stimme. Und als er sagte, ich würde das bereuen, da klang es nicht wie eine leere Drohung. Eher wie eine Feststellung. Und diese Stimme …«
    »Was war damit?«
    »Sie klang sehr kalt. Er hat Englisch gesprochen, mit einem starken deutschen Akzent.« Sie verschränkte die Arme, als ob ihr fröstelte. »Richtig schnarrend klang der. Ein bisschen wie ein Nazi in einem Hollywoodfilm.«
    Er nahm ihre Hand. »Ich bleibe jetzt bei dir, und morgen gehen wir zusammen zur Polizei. Danach bist du die Karte los.«
    »Du hattest wieder mal recht. Es war kindisch von mir, diese Keycard zu vertauschen.«
    Kieffer beschloss, dass sich eine hervorragende Gelegenheit bot, nichts zu erwidern. Valérie Gabin ging zu ihrem Schreibtisch und steckte sich eine Gauloise an. Ihre Bewegungen wirkten fahrig. Nachdem sie eine dicke Schwade ausgeblasen hatte, sagte sie: »Ich habe die Keycard unserer EDV übergeben.«
    »Und was tun die damit?«
    »Sie versuchen, die Daten darauf auszulesen. Komm, wir gehen mal rüber und schauen, ob es schon etwas gibt.« Valérie bedeutete Kieffer, ihr zu folgen und ging durch ein angrenzendes Großraumbüro, in dem etwa 20 Menschen vor Computern saßen, zum Treppenhaus. Sie stiegen die marmornen Stufen hinab und betraten im zweiten Stock ein weiteres Büro. Es sah so aus wie IT-Abteilungen von Unternehmen gemeinhin aussahen – mit dem Unterschied, dass die Männer an den Rechnern in einem riesigen Raum saßen, der einstmals wohl ein Empfangssaal gewesen sein musste. Er war gut sechs Meter hoch, an den Wänden hingen halb erblindete Spiegel, die Decke zierte ein Fresko mit himmlischen Heerscharen. All das hatte Valéries Computergnome nicht daran gehindert, es sich gemütlich zu machen. Überall standen Kisten mit Kabeln und ausrangierten Rechnern herum, über die Spiegel hatte jemand Filmposter von »Star Trek« und »Iron Man« geklebt. Seine Freundin steuerte auf einen Tisch am anderen Ende des Raumes zu. Dort saß ein rundlicher Endvierziger mit Geheimratsecken und Musketierbart vor insgesamt vier Bildschirmen, was Kieffer vermuten ließ, dass er der Chef der Abteilung war.
    »Hallo, Gérard. Xavier, das ist der Leiter unserer EDV. Gérard, das ist mein Freund Xavier.«
    Gérard erhob sich aus seinem Bürostuhl und schüttelte Kieffer die Hand. »Hallo. Ihr kommt wegen der Karte?«
    »So ist es. Hast du schon was?«
    Der IT-Mann nickte stumm. Dann setzte er sich wieder, klickte auf seiner Maus herum und rief eine Textdatei auf. »Also. Diese Karte ist auf den ersten Blick eine ganz normale RFID-Keycard.«
    Kieffer wusste nicht, wie es Valérie ging, aber er war bereits mit der ersten Abkürzung überfordert. Ihm fehlte in technischen Fragen tiefere Sachkenntnis und außerdem jedweder Enthusiasmus, außer vielleicht, wenn es um Küchengeräte ging. Er hielt Computer für eine jener Erfindungen, die eine gewisse Berechtigung besaßen, die es aber wann immer möglich zu meiden galt. Sie gehörten für ihn in die gleiche Kategorie wie Fertigpizzen, Kreditkarten oder Lightbier. »Was bedeutet diese Abkürzung?«, fragte er.
    »Erklär es doch bitte so, dass Xavier es auch versteht, Gérard«, fügte Valérie hinzu.
    »Kein Fan von Computern?«, fragte der EDV-Chef. Kieffer schüttelte den Kopf.
    »Okay. Auf manchen Plastikkarten ist ein Magnetstreifen drauf. Auf dieser hingegen befindet sich ein Radio Frequency Identification Chip. Der ist in das Plastik eingegossen, man kann ihn mit einem entsprechenden Lesegerät aktivieren und auslesen. Was ich auch getan habe.«
    »Und was war drauf?«, fragte Kieffer.
    »Erwartungsgemäß nicht viel. Diese Chips speichern in der Regel lediglich einen Code. Aus Sicherheitsgründen sind Name oder Adresse des Besitzers nicht auf der Karte hinterlegt, sondern in einer Datenbank. Das muss man erst miteinander verknüpfen. Wenn man also die Keycard ausliest, sagt der Code darauf dem Computer, um welchen Datensatz es sich handelt, und dann erscheint der auf dem Bildschirm.«
    »Das heißt, du hast beim Auslesen irgendeinen Zahlensalat bekommen, mit dem wir nichts anfangen können?«, fragte Valérie.
    »So ist es. Damit wollte ich die Sache schon abschließen, aber dann ist mir noch etwas aufgefallen.« Gérard tippte auf seinem Rechner herum und öffnete ein Programm. Einer Schreibtischschublade entnahm er die weiße

Weitere Kostenlose Bücher