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Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi

Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi

Titel: Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hillenbrand
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einfach im Büro, ich hole dich dort ab.« Kieffer beendete das Gespräch und dachte kurz nach. Dann klemmte er einen Zehner unter die Kaffeetasse und wickelte eine Serviette um das Tortenstück, das umgehend in seine Bestandteile zerfiel. Mit einem Blick des Bedauerns legte der Koch den Schokocremematsch zurück auf den Teller und hastete, sich die Finger ableckend, zu seinem Auto. Mit dem klapprigen Peugeot würde er von hier bis Paris mindestens fünf Stunden brauchen. Der Trierer Hauptbahnhof war ebenfalls keine Option, er verdiente die Bezeichnung kaum. Lediglich ein paar Regionalzüge zuckelten hier durch. Er musste zunächst zurück nach Luxemburg.
    Während der Fahrt informierte er Claudine, dass er am Abend als Gromperekichelcher-Fabrikant ausfiel. Dann fuhr er direkt zum Hauptbahnhof und löste dort ein Ticket für den nächsten TGV zur Gare de l’Est. Von Luxemburg fuhren regelmäßig Züge in die französische Metropole, der nächste ging bereits in fünfzehn Minuten. Die Zeit reichte gerade noch für den Kauf eines neuen Stücks Schokoladenkuchen.
    Als er im Zug saß und draußen die Landschaft vorbeifliegen sah, zerbrach sich Kieffer den Kopf darüber, wie diese Kerle seine Freundin überhaupt so rasch ausfindig gemacht hatten. Außer Lobato und ihm wusste ja eigentlich niemand, dass Valérie die Keycard besaß. Er beschloss, die Kommissarin anzurufen. Es dauerte einen Moment, bis er ihre Visitenkarte fand, denn das Futter seiner Jacke befand sich in noch beklagenswerterem Zustand als deren abgeschabtes Oberleder. Das fragliche Stück Papier war zusammen mit allerlei Münzgeld, einem Bleistift und weiteren Utensilien durch den aufgerissenen Boden der Innentasche in die Untiefen des Kleidungsstücks gerutscht. Als er die Karte endlich aus dem Futter gefischt hatte, streikte das Handynetz. Erst, als sie die Pariser Vororte erreichten, gelang es Kieffer, ein Gespräch aufzubauen.
    »Lobato hier«, meldete sich die Polizistin. Ihre Stimme klang noch mürrischer als beim letzten Mal.
    »Xavier Kieffer. Moien, Frau Kommissärin. Ich habe gehört, dass Sie morgen meine Freundin treffen.«
    »Hmm. Sie hatten mir nicht gesagt, dass sie die Gabin ist.«
    »Sie hatten auch nicht gefragt.«
    Kieffer meinte etwas zu hören, das wie ein Knurren klang.
    »Was wollen Sie, Haer Kieffer?«
    »Ich wollte Sie darüber informieren, dass sich außer Ihnen noch jemand für diese Keycard interessiert.«
    »Diese Coletti? Die ist ein Phantom.«
    »Phantom? Wie meinen Sie das?«
    »Ich habe den Namen dieser Firma überprüft, Cipher Investments. Existiert nicht. Und bei Lityerses, der Firma für die Kats gearbeitet hat, gibt es auch keine Coletti.«
    Kieffer war nicht erstaunt. Eigentlich war es genauso, wie er erwartet hatte. Er vermutete, dass selbst, wenn sich die PJ die Mühe machte, den Anruf Colettis zu seinem Festnetz zurückzuverfolgen, nichts dabei herauskäme. »Ich verstehe. Aber jetzt hat sich bei Valérie noch jemand anderes gemeldet, der die Karte ebenfalls haben will.«
    Kieffer erzählte der Kommissarin von dem Anrufer, von dessen Drohung und dem Treffen, bei dem Valérie die Karte abgeben sollte. »Was sollen wir jetzt tun, Madame?«
    »Nichts. Sie soll da auf keinen Fall hingehen. Unter anderen Umständen …«
    »Was ist das Problem?«, fragte er.
    »Das Problem ist, dass es in Frankreich ist. Wäre der Treffpunkt in Luxemburg, könnte man dieses Restaurant vielleicht observieren lassen.«
    »Aber Ihre Pariser Kollegen könnten das doch machen. Zumal eine Drohung ausgesprochen wurde, gegen eine recht bekannte Persönlichkeit.«
    Wieder vernahm Kieffer dieses Knurren. »Theoretisch vielleicht. Praktisch war es schon schwierig genug, so kurzfristig für zwei Stunden einen Konferenzraum im Orfèvres zu bekommen. Die grenzüberschreitende Kooperation mit den Franzosen funktioniert recht gut, aber …«
    Kieffer ahnte, was sie sagen wollte. Er wusste von Manderscheid, dass dieser sich in der Vergangenheit mehrfach die Zähne an seinen französischen Kollegen ausgebissen hatte. Als das winzige Land, das Luxemburg nun einmal war, mussten dessen Behörden ständig mit denen der Nachbarländer kooperieren, sei es bei polizeilichen Ermittlungen oder beim Bau von Straßen. Das funktionierte meist auch; im Hauptquartier der Police Grand-Ducale saßen, das hatte er einmal auf RTL gesehen, deutsche, belgische und französische Beamte unter den einträchtig nebeneinander hängenden Porträts ihrer Staatschefs und

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