Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi
finanzieren?«
»No, no, no, ché gordo. Ist schon finanziert, completamente. Aber ich und der Gabin! Das sind zwei unglaublich starke Markennamen, ein dream team. Wenn der berühmteste Restaurantführer der Welt mit im Boot sitzt, wird der Sender mitziehen.«
»Ich kann gerne einen Kontakt herstellen, Leo. Aber ob der Gabin wirklich …«
»Mach’ dir keine Sorgen, ché. Du musst mir nur die Tür öffnen. Überlass das Reden ruhig Esteban.« Der Argentinier stand auf und setzte seinen Helm auf. »Und nun muss ich los. Ohne mich gewinnen wir das Spiel auf keinen Fall.«
Wieder umarmte er Kieffer und drückte ihn fest an sich. Dabei raunte er ihm ins Ohr: »Ich zähle auf dich, hermano mío.«
Dann eilte er in Richtung Spielfeld. »Eine Sache noch, Leo!«, rief Kieffer ihm hinterher. Esteban drehte sich im Laufen halb um.
»Sí?«
»Wie soll diese Show denn eigentlich heißen?«
»›Krieg der Sterne‹, naturalmente!«
10
Kieffer überlegte kurz, ob er sich das Polospiel zu Ende anschauen sollte, entschied sich aber dagegen. Denn zum einen verstand er immer noch nicht so genau, was auf dem Spielfeld vor sich ging. Und zum anderen war das Hummer- und Schampuspublikum nicht nach seinem Geschmack. Statt jedoch gleich heimzufahren, machte er einen kleinen Umweg über die Trierer Innenstadt. Der Koch parkte seinen Lieferwagen unweit der Porta Nigra und schlenderte durch die hinter dem Torgebäude liegende Fußgängerzone bis zum alten Marktkreuz. Es war inzwischen früher Nachmittag und ihn hatte ein unerklärlicher Hunger auf Kuchen erfasst, und am Hauptmarkt gab es eine hervorragende Konditorei. Kieffer musterte die Auslage und bestellte bei der Kellnerin ein großes Stück Schokoladencremetorte nebst Kaffee. Er liebäugelte gerade damit, zur Sicherheit noch einen der hervorragend aussehenden Heidelbeerwindbeutel dazuzuordern, als sein Handy klingelte. Es war Valérie.
»Hallo Val. Ich wollte dich sowieso anrufen. Ich war gerade bei Esteban. Du ahnst nicht, was er mir vorgeschlagen hat.«
»Dass du in seiner Kochshow den Witzbold gibst?«
»Nein. Dass der Guide Gabin seine neue TV-Sendung präsentiert.« Kieffer begann, seiner Freundin einige der Details zu erzählen, hatte aber nicht den Eindruck, dass sie ihm wirklich zuhörte.
»Was ist los?«
»Ich … Xavier, irgendwas stimmt mit dieser Keycard nicht.« Ihre Stimme klang besorgt.
Die Kellnerin stellte die vierlagige Schokocremetorte vor ihn. Kieffer schob sie beiseite und fischte seine Zigaretten aus der Jackentasche. »Erzähl.«
»Zuerst hat diese Kommissarin hier angerufen.«
»Lobato.«
»Ja. Morgen Mittag soll ich zur Pariser Kripo gehen und die Karte dort abgeben. Und eine Aussage machen.«
»Du wirst vernommen, Val? Von der französischen Polizei?«
»Nein, eure Kommissarin kommt selbst und darf die Räumlichkeiten am Quai des Orfèvres benutzen. Amtshilfe. Aber das ist es nicht, was mich nervös macht, Xavier. Es interessieren sich noch andere Leute für die Karte.«
Kieffer zündete sich eine Ducal an. »Diese Firma, Cipher Investments?«
»Ich weiß es nicht. Heute Morgen klingelte mein Telefon. Der Anruf hatte keine Absenderkennung, also bin ich nicht rangegangen. Mich rufen sehr viele Spinner auf meinem Dienstapparat an. Aber er ließ nicht locker, und beim vierten Mal wurde ich wütend. Und da habe ich abgenommen. Es war ein Mann, er hat mir gedroht.«
»Was hat er gesagt?«
»Dass ich etwas besitze, das ihm gehört. Und dass ich die Keycard abliefern soll.«
»Und wo?«
»Heute um acht Uhr abends, im ›Le Bateau Bleu‹. Das ist eine Brasserie in der Nähe der Gare de Lyon. Dort ist ein Tisch reserviert, auf den Namen Torrence. Ich soll die Karte in die Serviette stecken und dann wieder gehen.«
»Val, lass dich da auf keinen Fall drauf ein!«
»Natürlich nicht. Ich habe ihm gesagt, dass das überhaupt nicht geht, dass ich die Karte am Mittwoch der Polizei übergeben muss.«
»Und dann? Was hat er erwidert?«
»Er hat ganz ruhig gesagt: ›Davon rate ich Ihnen ab.‹ Und dass ich es bereuen würde.«
Kieffer konnte hören, wie Valérie schniefte. »Val, ich komme zu dir. Wir gehen zusammen zur Polizei, okay?«
Valéries Schluchzer kamen nun stoßartig.
»Hey, du musst keine Angst haben. Ich setze mich in den nächsten Zug, dann bin ich in ein paar Stunden bei dir. Okay?«
»Aber du musst doch auf deine Kirmes.«
»Scheiß auf die Kirmes, Val. Das hier ist hundertmal wichtiger. Okay?«
»Okay. Danke.«
»Bleib
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