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Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi

Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi

Titel: Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hillenbrand
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Staatszirkus könnte sich nicht so verrenken. Der Körper ist noch weit genug von ihm entfernt, dass er die Details nicht so genau erkennen kann, vor allem nicht jenen Teil oberhalb der Schultern.
    Er läuft weiter den Weg entlang, den Blick auf die Füße gerichtet. Die Leiche liegt rechts von ihm. Es gibt noch mehr zu sehen, aber nun packt ihn plötzlich kalte Furcht. Deshalb geht er schnellen Schrittes weiter, bis er unter der Brücke hindurch ist. Wenn er weiterläuft, kommt erst Clausen, und dann Grund, wo er wohnt. Deshalb beeilt er sich, denn von seinem Haus aus kann man die Brücke nicht sehen.

13
    Als er am darauffolgenden Morgen in Valéries riesige Küche tapste, fühlte sich Kieffer noch ein wenig bierdimpfelig. Die Wohnung seiner Freundin befand sich mitten in Saint-Germain-des-Prés, in einer Seitenstraße des gleichnamigen Boulevards. Geld hatte weder bei der Wahl der Immobilie noch bei der Einrichtung eine Rolle gespielt. Auch die Küche war mit allen erdenklichen Extras ausgestattet, allerdings hatte ihm Valérie gebeichtet, sie benutze lediglich den Toaster und die Kaffeemaschine. Wie üblich saß sie bereits hellwach am Küchentisch vor dem Laptop.
    »Soll ich uns Croissants holen?«, schlug Kieffer vor.
    »Warum nicht, gute Idee.«
    Kieffer zog sich rasch etwas über und lief zur Bar gegenüber, wo er einige Hörnchen erstand. Dann fuhr er mit dem Fahrstuhl wieder ins Obergeschoss. Als der Lift anfuhr, wurde ihm etwas schwummerig. Er hatte nicht nur zu viel süßliches Bier getrunken, sondern auch schlecht geschlafen. Vage erinnerte er sich daran, hanebüchenen Unsinn zusammengeträumt zu haben. Zurück in der Küche machte er sich einen Kaffee und erzählte Valérie davon.
    »Und was soll dein Traum bedeuten? Dass du suizidgefährdet bist?«
    »Keine Ahnung. Vermutlich, dass mich die Sache irgendwie beschäftigt.«
    »Das ist ja nur verständlich, wenn man jemanden gesehen hat, kurz bevor er starb.« Sie betrachtete die hölzerne Tischplatte. »Mir geht es genauso.«
    Kieffer schüttelte den Kopf. »Das ist es nicht. Es ist nicht wegen diesem Kats. Es ist wegen der Brücke, wegen der Art und Weise, wie er gestorben ist. Irgendetwas muss ich übersehen haben, aber ich komme nicht drauf.«
    »Du meinst in den Zeitungsartikeln? Oder etwas, das Lobato gesagt hat?«
    »Lobato kriegt kaum die Zähne auseinander, sie hält sich sehr bedeckt. Ich weiß es nicht, Val. Es ist nur so ein Gefühl, dass ich mich an etwas Wichtiges erinnern sollte.«
    Valérie sah, dass Kieffer noch nichts gegessen hatte und schob ihm die Tüte mit den Croissants hin. »Iss. Du siehst ein bisschen blass aus, Süßer.«
    »Ich habe keinen Hunger, mein Traum liegt mir schwer im Magen.« Er wollte nach den Gauloises auf dem Tisch greifen, sah jedoch Valéries kritischen Blick. Pflichtschuldig biss er ein Stück Schokocroissant ab und mümmelte lustlos.
    »Gehen wir gleich zusammen zur Polizei, Val?«
    Sie schaute auf die Küchenuhr, die hinter ihnen hing. »Später. Es ist ja erst halb neun. Wir könnten zusammen zum Guide fahren. Ich setze dich davor ab und du suchst dir ein nettes Café. Und um halb zwölf fahren wir dann gemeinsam hin.«
    »Mit dem Auto?«
    »Das Hauptquartier der PJ liegt auf der Île de la Cité, da kann man nirgendwo parken. Wir nehmen ein Taxi, am Boulevard de Montparnasse ist ein Stand.«
    Kieffer war einverstanden, bestand allerdings darauf, dass Valérie nicht allein vom Guide Gabin zum fünfhundert Meter entfernten Taxistand lief, sondern sich von ihm abholen ließ. Sie quittierte das mit einem Augenrollen, sagte aber nichts, woraus der Koch schloss, dass sie über das Angebot in Wahrheit nicht unglücklich war. Mit Valéries Sportwagen, der in der Tiefgarage stand, fuhren sie kurz darauf zum Büro. Der Verkehr war so dicht, dass es dafür keines Porsche 911 bedurft hätte, nie fuhren sie schneller als dreißig. Vor dem doppelflügeligen Eingangstor des Gabin-Hauptquartiers gab er Valérie noch einen Kuss, stieg aus, und beobachtete, wie sie auf den Parkplatz fuhr. Als sich die Tore wieder geschlossen hatten, schlenderte Kieffer den Breteuil hinauf und suchte sich ein Café. Inzwischen war seine höchst uncharakteristische Appetitlosigkeit nämlich verschwunden und hatte einem stattlichen Hunger Platz gemacht, der, wenn er seinen Bauch richtig interpretierte, nur durch Ei gestillt werden konnte.
    Kieffer vertilgte eine große Portion Œufs Benedict und vergrub sich dann in den auf Holzrahmen

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