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Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi

Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi

Titel: Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hillenbrand
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dagegen entschieden. Kieffer wollte seine Freundin aus der Sache heraushalten. Sobald Valérie dies bemerkte, was sicherlich irgendwann passierte, würde sie sich fürchterlich aufregen, würde ihm erklären, sie könne verdammt noch mal auf sich selbst aufpassen, sie sei kein zartes Hascherl, das man vor der Welt beschützen musste. Kieffer wusste, dass sie damit recht hatte und er unrecht; ihr nichts von dem Schweizer Bunker zu erzählen, nichts von dem dort gefundenen Tablet zu sagen – all das würde sie ihm als unverzeihlichen Vertrauensbruch auslegen, als altväterliche Bevormundung, als die Art von Galanterie, auf die eine emanzipierte Frau gut verzichten konnte. Seine Entscheidung, Valérie aus allem Weiteren herauszuhalten, dessen war er sich bewusst, garantierte ihm irgendwann eine Beziehungskrise unkalkulierbaren Ausmaßes.
    Sykes hatte er den Computer ebenfalls nicht zeigen wollen. Zum einen, weil er ihm dann hätte erklären müssen, wie er an das Gerät des toten Mathematikgenies gekommen war. Kieffer war sich nicht sicher gewesen, was für eine Geschichte er dem Banker dazu hätte auftischen sollen. Zum anderen war er der Ansicht, dass der Brite mit dem Tablet auch nicht viel mehr anfangen konnte als er selbst; allen Spuren nach zu urteilen, die Kats bislang hinterlassen hatte, war das eher eine Aufgabe für einen Hacker denn für einen fünfzigjährigen Fondsmanager. Er klopfte eine Ducal aus der Schachtel. Vielleicht sollte er Kwaukas ins Vertrauen ziehen, den Hedgefondsmanager, dessen E-Mail-Adresse Sykes ihm gegeben hatte? Der Mann hatte sich bisher nicht auf Kieffers Anfrage gemeldet. Außerdem konnte er diesen Fremden noch viel weniger einschätzen als Sykes. Was war, wenn er Kieffer übers Ohr haute und die Informationen auf dem Tablet, falls es welche gab, für seine eigenen Börsenspekulationen nutzte?
    Die Gondel hatte ihre zweite Runde vollendet. Kieffer stieg aus der schwankenden Kabine und beschloss, noch einmal kurz im »Deux Eglises« nach dem Rechten zu sehen und danach von dort nach Hause zu laufen. Rauchend schlenderte er zu seinem Lieferwagen, stieg ein und fuhr Richtung Clausener Unterstadt. Wenn er das Tablet der Luxemburger Polizei aushändigte, wäre er den ganzen Ärger dann vielleicht auf einen Schlag los? Er bezweifelte es. Da war zunächst der Umstand, dass sich die Wirtschaftsermittler bisher trotz zweimaliger Rückrufbitte noch nicht bei ihm gemeldet hatten. Würden diese behäbigen Leute schnell etwas herausfinden? Vermutlich dauerte die Untersuchung mehrere Wochen. Kieffer war sich nicht sicher, ob Valérie und er so viel Zeit hatten. Irgendwie war seine Freundin in das Visier einiger sehr skrupelloser Leute geraten, und deshalb wollte er lieber heute als morgen mehr über die Bedrohung in Erfahrung bringen, der sie ausgesetzt war. Sobald die Polizei Kats’ seltsamen Rechner einkassierte, würde er lange nichts mehr davon hören – vielleicht niemals, falls alle Beamten so schmallippig waren wie die knurrige Lobato.
    Irgendwem, das war ihm klar, würde er das verdammte Tablet zeigen müssen, und zwar bald. Von allein würde es seine Geheimnisse kaum preisgeben. Was er brauchte, war ein Computerexperte, und zwar möglichst einer, der nichts mit Banken und Börsen zu tun hatte und außerdem halbwegs vertrauenswürdig war. Als er die Montée de Clausen hinabrollte, fiel es ihm plötzlich ein.
    Sundergaard. Sundergaard könnte so etwas. Es würde ihm vermutlich sogar einen Heidenspaß bereiten. Und vielleicht traf Kieffer ihn sogar noch an, es war schließlich erst halb elf, durchaus noch Bürozeit für seinen Bekannten. Kieffer parkte vor dem »Deux Eglises« und hechtete, seinem Chef de Service einen wortlosen Gruß zuwerfend, ins Büro. Er öffnete seinen Safe und entnahm ihm das Tablet. Dann ging er zu Fuß hinab ins Zentrum des Stadtteils, zu den Rives de Clausen. Dort angekommen eilte Kieffer durch das große Steintor, das den Eingang des Geländes markierte.
    Die Unterstadt war früher ein Arbeiterviertel gewesen, in dem die Luxemburger all jene Gewerbe untergebracht hatten, die sie in der Oberstadt nicht haben wollten: Gerbereien, Papierfabriken, Leimhersteller. Auf dem Gelände der Rives de Clausen war die Mousel-Brauerei untergebracht gewesen. Kieffer konnte sich aus seiner Jugend noch an den säuerlich-malzigen Geruch erinnern, der durch das Viertel waberte, wenn die Maischebottiche geöffnet wurden. Inzwischen war die Bierproduktion abgewandert, und die Rives

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